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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Buslau
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Und dabei das Handy entdecken, das jetzt, kurz nach dem Einschalten, wahrscheinlich auch noch beleuchtet war.
    Sie erreichten den Saum des Walds. Die Straße führte in einem weiten Bogen an freien Feldern und Weiden vorbei.
    Gritti schaltete hoch, und in dem Moment, in dem er die rechte Hand wieder an das Lenkrad brachte, griff er beherzt zu dem Telefon. Er drückte auf den großen Knopf, den er im oberen Teil des Tastenfelds fand. Jetzt war das Handy bereit für eine Nummer.
    »Lass das«, schrie der Mann so laut, dass Gritti erschrak. Der Wagen schlingerte, die Reifen quietschten. Gritti trat auf die Bremse, und es gelang ihm gegenzulenken. Das Auto ruhte wieder sicher auf der Straße. Vom Rücksitz kamen Geräusche. Offenbar hatte der Mann das Gleichgewicht verloren, war zur Seite gerutscht und rappelte sich jetzt auf.
    Er ist nicht angeschnallt, dachte Gritti.
    Eine neue Chance.
    Sie waren wieder ein Stück durch Wald gefahren, allerdings nur wenige Hundert Meter. Nun lag freie Strecke vor ihnen – schnurgerade Straße. Kaum Bäume. Weidenzäune links und rechts. Ab und zu bog ein Feldweg ab.
    »Was hast du da?«, fragte der Mann.
    Er arbeitete sich rechts neben Gritti vorbei. Gritti machte einen Schlenker mit dem Wagen, diesmal quietschten die Reifen lauter. Gleichzeitig griff er mit der linken Hand zum Handy und drückte die Wahltaste erneut.
    Jetzt baute das Telefon die Verbindung zum letzten Gesprächspartner auf, den er angerufen hatte. Gritti wusste nicht, wer das war. Mara vielleicht. Oder Chloe.
    Egal. Es blieb keine Zeit, die Notrufnummer zu wählen.
    Etwas Hartes traf ihn am Kopf und sorgte dafür, dass sich für den Bruchteil einer Sekunde ein schwarzer Schatten vor seinen Augen herabsenkte. Gleichzeitig schob sich der Körper des Fremden weiter nach vorn. In Gritti flammte plötzlich heißer Zorn auf. Er riss das Steuer herum und trat auf die Bremse.
    Einen Moment lang, der ewig zu dauern schien, drehten sich die Weidezäune, das Grün und die Bäume. Die Kontur eines Hauses in der Ferne kam in Sicht, und mitten in diese verzögerte Sequenz hinein hörte Gritti Maras Stimme, die wieder und wieder sagte: »Hallo?«
    Dann raste vor dem Kühler eine Linienreihe aus Stacheldraht heran. Es gab einen Ruck, als der Wagen den Zaun durchbrach. Der Unbekannte stieß einen Fluch aus. Immer noch war da Maras Stimme, aber vielleicht war sie auch nur noch in Grittis Kopf. Plötzlich zog ihn etwas hart auf die Seite, dann nach unten, und ihm wurde klar, dass sich der Wagen überschlagen hatte und auf dem Dach weiterrutschte.
    So fühlt sich das also an, was du so oft im Fernsehen und im Kino gesehen hast, dachte er, und im selben Moment endete die Rutschpartie in einem gewaltigen Hammerschlag, der den Wagen stoppte und Gritti das Gefühl gab, alle Knochen in seinem Körper seien zu Brei zermalmt worden.
    Seltsam, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen, während er die Augen aufriss, sich aber gleichzeitig sein Sichtfeld weiter einengte, als hätte ihn jemand in einen Sack gesteckt und sei nun dabei, die Öffnung immer fester zuzubinden …
    Hatte er wirklich Mara angerufen?
    Hatte er noch einmal die Ruftaste gedrückt?
    Dann verschluckte ihn die Schwärze vollends.
    Zuerst hörte Mara nur ein Rauschen, und sie wusste, was das bedeutete: John saß im Wagen. Sicher würde er ihr sagen, dass er gleich im Hotel war.
    Umso seltsamer, dass er sich nicht meldete.
    Wahrscheinlich war die Verbindung schlecht.
    »Hallo?«, rief Mara. »Hörst du mich?«
    Das war kein normales Rauschen, wie sie es als Hintergrundgeräusch beim Autofahren kannte. Da waren Stimmen im Hintergrund.
    Mara presste das Telefon ans Ohr.
    Da fluchte jemand. Auf Englisch.
    »Hallo?«, rief sie wieder. »John? Was ist los?«
    Vielleicht war er aus Versehen auf die Wiederwahltaste gekommen. Vielleicht war das Handy in seiner Tasche, und er wollte sie gar nicht anrufen.
    Jetzt gab es dort, wo John war, einen dumpfen Knall. Jemand schrie. Und dann schrie jemand anderes. Die Stimmen waren deutlich zu unterscheiden.
    »Hallo …«, rief Mara immer wieder. »Hallo …«
    Etwas quietschte, es knallte wieder.
    Und mit einem Schlag verstummte die rauschende Kulisse. Stattdessen: Stille. Bedrückende, unheilschwangere Stille.
    »Hallo?«, rief Mara noch einmal. Regelmäßiges Tuten war zu hören. Ein dumpfes Klopfen … Gleichzeitig mit dem Besetztzeichen? Das konnte nicht sein.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Mara klar wurde, dass jemand an die Tür des
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