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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Buslau
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hatte ihn jemand so offen mit dem Tode bedroht.
    »Was wollen Sie?« Seine Stimme klang fremd und krächzend.
    » Shut up! Bieg hier nach rechts ab.«
    »Wie weiter?«
    »Das sage ich dann.«
    Es ging eine Weile im Schritttempo weiter, und Gritti hatte Gelegenheit, in die benachbarten Autos zu blicken. Auf der Spur links neben ihm schlich ein Van, in dem eine ganze Familie saß. Die Kinder drückten sich an den Seitenscheiben die Nasen platt und lächelten herüber. Gritti versuchte zurückzulächeln.
    Offenbar sorgte der Mann hinter ihm perfekt dafür, dass man nicht erkannte, wie er den Fahrer mit einer Waffe bedrohte.
    Die Panik in Gritti hatte sich wieder gelegt und kühler Überlegung Platz gemacht. War es möglich, den Menschen in den anderen Fahrzeugen ein Zeichen zu geben? Er konnte die Bremslichter in Morsezeichen aufleuchten lassen – sodass sich das Signal SOS ergab …
    Er versuchte es. Was kam zuerst? Dreimal lang oder dreimal kurz? Egal – er trat auf das Pedal, wechselte immer zwischen drei Mal lang und drei Mal kurz hin und her. Aber was glaubte er, was passieren würde? Dass jemand das Zeichen erkannte, ausstieg, nach vorn kam und ihn fragte, ob etwas passiert war?
    Jetzt floss der Verkehr wieder. Gritti erhöhte das Tempo auf siebzig Stundenkilometer.
    »Rechts raus«, wiederholte der Mann auf dem Rücksitz.
    »Was würden Sie tun, wenn ich nicht gehorche?«
    »Wenn ich du wäre, würde ich es nicht darauf ankommen lassen«, kam es von hinten. »Fahr weiter. Und schau nur geradeaus.«
    Ein metallisches, klackendes Geräusch ertönte. Der Unbekannte hatte den Hahn seiner Pistole gespannt.
    Ruhig atmen, sagte Gritti sich. Noch bist du nicht tot. Es muss eine Chance geben, diesem Irrsinn zu entkommen. Es muss einfach. Nur wer nicht mehr kämpft, hat verloren.
    Aber er kämpfte ja nicht. Er wusste nicht, wie er kämpfen sollte.
    Sein Blick fiel auf den Tacho. Die Digitaluhr unter der Geschwindigkeitsanzeige stand auf 17:43. Mara war sicher im Hotelzimmer und bereitete sich auf ihren Auftritt vor. Bestimmt fragte sie sich, wo er blieb. Das Mädchen brauchte Beistand vor einem Konzert. Und obwohl Gritti fast vierzig Jahre älter war als sie, hatte er als Einziger die Macht, ihr diesen Beistand zu geben.
    Du Idiot, schalt er sich. Du bist gerade Opfer eines Verbrechens geworden. Vielleicht wird man dich töten. Und du denkst an Mara.
    Doch der Gedanke hatte ihn auf eine Idee gebracht.
    Sein Handy steckte in der Ablage der Fahrertür. Der Mann hinter ihm schien sich so positioniert zu haben, dass er rechts an Gritti vorbeisah. Wahrscheinlich achtete er auf die Straße. Und er hielt die Pistole wohl mit der linken Hand.
    Ein Linkshänder …
    Gritti war Rechtshänder und versuchte nun, mit der linken Hand nach dem Mobiltelefon zu tasten. Es war nicht eingeschaltet, und es würde eine Weile dauern, bis eine Verbindung zustande kam. Doch es war seine einzige Chance.
    Er streckte die Finger aus und berührte die Tasten. Er suchte den Knopf links unten und drückte. Dabei zählte er sehr langsam bis fünf …
    »Was machst du da?« Der Unbekannte sprach direkt neben Grittis Ohr.
    »Nichts.«
    Er zog seine Hand zurück und griff nach einem Papiertaschentuch, das in seiner Hosentasche steckte. Er hustete und übertönte das leise elektronische Piepsen, mit dem das Handy signalisierte, dass es bereit für die PIN war.
    »Jetzt links abbiegen«, befahl der Mann. »Fädele dich auf der Spur ein.«
    Wieder musste er an einer Ampel halten. Die Schilder wiesen nach Potsdam.
    Ob doch Potter dahintersteckte?
    Die Ampel wurde grün. Beim Abbiegen gelang es Gritti, die vier Zahlen in das Handy zu tippen. Das Telefon war nun bereit.
    »Beide Hände auf das Lenkrad«, kam es von hinten. »Fahr schneller.«
    Gerade kamen sie an einem Schild vorbei, das siebzig Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit anzeigte.
    »Hier ist Geschwindigkeitsbegrenzung.«
    »Egal.«
    »Sollen wir in eine Radarfalle fahren? Wollen Sie erkannt werden? Von mir aus.«
    Gritti gab Gas.
    »Stopp«, rief der Mann. »Du hast recht. Bleib bei siebzig.«
    Sie hatten jetzt die Besiedlung westlich von Berlin hinter sich gelassen und fuhren durch Wald. Zwischen den Bäumen erschien ab und zu eine schiefergraue Wasserfläche.
    »Darf ich noch mal das Taschentuch herausholen?«, fragte Gritti. »Ich meine, ein neues.«
    Wieder schalt er sich einen Idioten. Wenn er dem Mann ankündigte, was er vorhatte, würde der vielleicht genau kontrollieren, was er tat.
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