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Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)

Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)

Titel: Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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wie Tante Kreszentias Wohnzimmer.
    Dann sahen sie die Tropfsteine. Unzählige längliche Zapfen in allen Größen hingen hier von der Decke. So schön war der Anblick, dass Vicky einen Moment lang vergaß, wie sehr es sie gruselte.
    »Eine Tropfsteinhöhle unter dem Schloss!«, staunte sie und konnte kaum glauben, was sie da sah. Von Tropfsteinen hatte sie erst neulich in der Schule gehört. Die Höhle musste viele Tausend Jahre alt sein, das wusste sie genau. Wieso hatte Tante Kreszentia nichts davon erzählt?
    Weiter hinten verzweigte sich der Raum in mehrere Gänge. Sie folgten dem rechten Gang, der bald so niedrig wurde, dass sie nur gebückt vorwärtskamen. Vicky musste höllisch aufpassen, nicht mit den Kerzen an die Wände zu stoßen.
    Der Gang machte ein paar Windungen, verzweigte sich wieder und führte in eine weitere Höhle.
    Vicky blieb wie erstarrt stehen. »Da, da, da ...!«, stotterte sie.
    Die Olchis kicherten. In einer Mauernische lagen ein paar alte Knochen. Und neben den Knochen grinste ein blanker weißer Totenkopf.
    »Das Gespenst!«, flüsterte Vicky atemlos.
    »Krötig!«, sagte das eine Olchi-Kind.
    Doch das andere Olchi-Kind rief enttäuscht: »Läusefurz! Das sind nur alte Knochen – so was nimmt Mama zum Kochen.«
    »Ich will sofort zurück! Keine zehn Pferde bringen mich hier weiter!«, kreischte Vicky. Ihre Stimme klang plötzlich so schrill wie die von Tante Kreszentia, wenn sie sauer war.
    »Wir sind aber keine Pferde. Wir bringen dich schon noch weiter«, meinte das eine Olchi-Kind.
    »Hört auf mit dem Quatsch!«, rief Vicky. »Wir gehen jetzt sofort zurück!«

    Die Gespensterjagd hatte sie sich wirklich lustiger vorgestellt. Die Olchi-Kinder sollten sich gruseln und nicht sie!
    Die Olchis kicherten weiter vor sich hin, aber sie folgten Vicky durch den Gang, der offensichtlich zurück zum Eingang führte.
    Jetzt ging es in eine Linkskurve. War die vorhin auch schon da gewesen? War dies der richtige Weg? Sie standen vor zwei Abzweigungen und waren sich plötzlich nicht mehr so sicher.
    »Hier geht’s lang«, meinte das eine Olchi-Kind.

    »Nein, hier«, sagte das andere Olchi-Kind.
    Vicky wollte lieber umkehren, denn dahinten war doch diese Nische mit den Knochen gewesen. Von dort kannte sie sich sicher wieder aus …
    In diesem Augenblick entdeckte Vicky etwas Überraschendes. Sie hielt den Kerzenleuchter ein bisschen näher an die Wand.
    »Seht euch das mal an«, flüsterte sie.
    Hier an den Wänden waren merkwürdige dunkelrote Malereien zu sehen. Es waren Tiere, die aussahen wie Rehe oder Antilopen, und manche hatten lange, spitze Geweihe auf dem Kopf. Auch ein paar Fische gab es da und kleine Männchen, die mit langen Stangen herumliefen, bestimmt waren es Speere.
    »Ist das schön!«, staunte Vicky. Irgendwie ahnte sie, dass diese Höhlenbilder etwas ganz Besonderes sein mussten. Bestimmt waren sie uralt und sehr wertvoll.
    »Beim Krötenfurz! Wir können Matschbilder malen, die sind viel schöner«, meinte das eine Olchi-Kind.
    Vicky seufzte. Diese Olchis begannen langsam wirklich zu nerven. »Ist ja gut«, sagte sie. »Los, weiter jetzt!«
    Die Olchi-Kinder begannen zu meckern: »Das Gespenstersuchen haben wir uns viel gruseliger vorgestellt. Mit viel mehr Gespenstern und so. Wir haben noch kein einziges Gespenst gesehen!«
    Vicky sagte jetzt gar nichts mehr. Obwohl ihr kalt war, hatte sie plötzlich Schweißtropfen auf der Stirn. Sie wollte nur noch hier raus. Wieso war dieser Weg so lang? Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie in der völlig verkehrten Richtung unterwegs waren.
    Als sie um die nächste Ecke bogen, standen sie vor einem unterirdischen Wasserbecken.
    Das Wasser war eiskalt und kristallklar, und an der Decke darüber hingen wundersame Tropfsteine in allen Größen. Plopp, plopp!, konnte man leise die kleinen Tropfen hören, die von oben in das Wasser plumpsten.
    »Ekliges Frischwasser«, meckerte das eine Olchi-Kind.
    »Ihr solltet euch darin waschen«, brummte Vicky. Ihre Laune wurde langsam immer mieser. »Ihr muffelt nämlich ziemlich. Hat euch das schon mal jemand gesagt?«
    »Wieso? Muffeln ist schön!«, meinte das eine Olchi-Kind verwundert.
    »Du solltest dich lieber nicht so viel waschen«, sagte das andere Olchi-Kind. »Du stinkst nach Parfümseife. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    Vicky seufzte. Man konnte mit diesen Olchis nicht diskutieren.
    »Bald sind die Kerzen runtergebrannt«, stellte sie fest. »Was machen wir dann?«
    »Egal«,
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