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Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)

Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)

Titel: Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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argentinischen Tangotänzern und bestellte drei Dosen davon, denn ab drei Stück gab es ein wenig Rabatt.
    Die Gräfin lächelte zufrieden. Sie nahm die Lesebrille von ihrer langen Nase und klingelte nach Jakob, dem Butler. Der musste wie immer ihren Bestellschein abschicken.
    Kreszentia von Wurm und Bakschisch liebte diese praktischen Bestellkataloge, denn sie ging zum Einkaufen nur ungern aus dem Haus. Wenn ihr der Postbote ein Paket brachte, hatte sie meistens längst vergessen, was sie alles bestellt hatte, und so war es jedes Mal eine nette Überraschung. Butler Jakob packte die Pakete aus und verstaute die Sachen irgendwo auf dem Dachboden des Schlosses.



Da waren stapelweise Bettwäsche aus Seide, Panamahüte in allen Größen, Heizdecken für jede Jahreszeit, zierliche Servierwagen und praktische Reisehausschuhe für alle Fälle – obwohl die Gräfin schon lange nicht mehr verreist war.
    Gestern war ein Päckchen mit Stuhlsocken angekommen. Stuhlsocken waren kleine Samtüberzüge, die aussahen wie Hundepfoten. Der Butler durfte sie über die Stuhlbeine der Esszimmerstühle ziehen.
    »Sieht das nicht putzig aus!«, hatte die Gräfin erfreut gerufen. Und Jakob hatte gedacht: Ja, die sind bestimmt gut gegen Kratzer im Parkett.
    Er hatte dennoch besorgt den Kopf geschüttelt. Seiner Meinung nach gab die Gräfin viel zu viel Geld für Krimskrams aus. Dabei war das alte Schloss in ziemlich schlechtem Zustand. Die Wände hätten längst gestrichen werden müssen, und die Fenster waren alt und undicht.
    Sie sollte ihr Geld doch besser in die Renovierung des Schlosses stecken, dachte der Butler. Aber natürlich sagte er nichts. Butler müssen in jeder Lage höflich, diskret und schweigsam sein.
    Eben war Jakob mit dem neuen Bestellschein losgezogen. Die Gräfin nahm ein kleines Tütchen vom Tisch und ging damit hinaus in den Garten, um nach den Hunden zu sehen.
    Sie besaß drei prächtige Pudel, einen weißen, den sie Amor getauft hatte, einen schwarzen namens Pollux und die champagnerfarbene Aphrodite.
    »Da seid ihr ja, meine Süßen!«, rief die Gräfin.
    Die Pudel begrüßten sie so freudig, als hätten sie ihr Frauchen eine Ewigkeit nicht gesehen.
    »Ich muss euch hübsch machen. Wir bekommen heute Besuch«, sagte die Gräfin und fischte drei rote Schleifen aus ihrer Tüte. Die erste befestigte sie an Amors Kopf.
    »Schön stillhalten«, sagte sie zu ihm. »Heute kommt unsere kleine Viktoria. Sie wird ihre Ferien hier bei uns verbringen. Ihr müsst schön lieb zu ihr sein.«
    Die Pudel wedelten mit ihren kurzen Schwänzen, so als hätten sie jedes Wort verstanden.
    »Tja, wir werden sehen«, sagte sie zu den Hunden. »Wir werden uns Mühe geben, dass es Vicky hier gefällt. Das Kind kann im Garten spielen und sich bestimmt ganz gut selbst beschäftigen. Vicky ist ja inzwischen schon groß.«
    Die Gräfin war ein großer Hundefreund, man kann sogar sagen, Hunde waren ihr viel lieber als die Menschen.
    In letzter Zeit sah man sie nur selten in der Stadt. Hier im Schloss hatte sie alles, was sie brauchte. Butler Jakob kümmerte sich um den Haushalt, Berta, die Köchin, kannte all ihre Lieblingsspeisen, und Herr Weißbrot, der gut gelaunte Gärtner, pflegte ihr den wunderschönen Garten.

    Natürlich bekam sie hin und wieder auch Besuch. Und zweimal im Monat spielte sie Karten mit ein paar alten Freundinnen, die sie seit der Schulzeit kannte.
    Doch jetzt stand ein ganz anderer Besuch ins Haus.
    Die Gräfin freute sich auf ihre kleine Nichte, aber sie hatte auch Bedenken. Sie war Kinder nämlich überhaupt nicht gewohnt.
    Als sie mit den Hunden zurück ins Haus ging, rümpfte sie ihre lange Nase. Da war wieder dieser schreckliche Geruch!
    Einen Spaziergang weit vom Schloss entfernt lag nämlich die Schmuddelfinger Müllkippe. Wenn der Wind von Osten kam, vermischte sich der Duft ihrer Lavendel- und Rosenbüsche mit diesem fauligen Lüftchen.
    »Was für ein Gestank! Nie werde ich mich daran gewöhnen«, sagte die Gräfin ärgerlich. Schnell machte sie die Terrassentür hinter sich zu.
    »Kommt, ihr Süßen!«, rief sie dann, und die Hunde folgten ihr ins Pudelzimmer.
    Dort hatte jeder ihrer drei Lieblinge ein eigenes Hundesofa. Die weichen Decken darauf waren mit glitzernden Strass-Steinchen verziert, und die Tapeten hatten ein bezauberndes Muster aus kleinen Knochen. Es gab drei kleine Hunde-Himmelbetten, und die Fressnäpfe der Pudel hatten vergoldete Füßchen. Die Gräfin hatte sie erst neulich in einem
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