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Die oder keine

Die oder keine

Titel: Die oder keine
Autoren: Miranda Lee
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haben mir einen Heiratsantrag gemacht. Also dachte ich, ich würde Ihnen zumindest ein bisschen gefallen.”
    „Natürlich gefallen Sie mir, mehr als ein bisschen sogar. Verdammt, Heather!” Er stand auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Dass sie so direkt war, traf ihn völlig unvorbereitet. Wollte sie, dass er versuchte, sie zu verführen, oder nicht?
    „Schon gut, Jason”, sagte sie ruhig. „Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, nicht in einem Kloster. Ich weiß, wie Männer über Sex denken. Ich weiß, dass Sie solo sind, seit Sie hier in Tindley sind, und schätze, dass Sie sexuell mittlerweile ziemlich frustriert sind. Ich wollte Ihnen nur keine falschen Hoffnungen machen, wenn ich Ihre Einladung annehme.
    Sie sind ein sehr attraktiver, erfahrener Mann und wissen sicher, wie man bei Frauen landet. Aber ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen zu schlafen - jedenfalls nicht vor der Hochzeit.”
    Jason blickte sie starr an, und sie hob das Kinn. Es war eine Seite, die er überhaupt nicht an ihr kannte. Ihre grünen Augen funkelten kühl, und sie wirkte richtig trotzig.
    In gewisser Weise bewunderte er ihre altmodischen Moralvorstellungen, doch dann musste er wieder an Ratchitt denken. Er ging jede Wette ein, dass sie ihm kein Ultimatum gestellt hatte!
    Oder doch? überlegte er dann. Hatte sie sich geweigert, mit Ratchitt zu schlafen, bis er sie zum Altar führte? Hatte er sich mit ihr verlobt, aber nebenbei andere Freundinnen gehabt, bis sie endlich ein für allemal ihm gehörte?
    „Möchten Sie Ihren Heiratsantrag jetzt zurücknehmen?” erkundigte sich Heather herausfordernd. „Und Ihre Einladung zum Essen?”
    „Nein”, erwiderte Jason langsam. „Aber ich hätte gern eine Antwort auf eine simple Frage.”
    „Und die wäre?”
    „Sind Sie noch Jungfrau, Heather?”

3. KAPITEL
    Der folgende Tag kam ihm schier endlos vor. Einige Male dachte Jason wieder an den Moment am Vorabend, als Heather ihm in die Augen gesehen und ihm die Wahrheit gesagt hatte. Ja, sie wäre noch Jungfrau. Na und? Ob er ein Problem damit hätte.
    Hatte er damit ein Problem?
    Ja und nein.
    Bisher war er damit noch nicht konfrontiert gewesen. Alice war schon lange keine Jungfrau mehr gewesen. Auch die anderen Freundinnen, die er im Lauf der Jahre gehabt hatte, waren keine Jungfrauen mehr gewesen.
    Die Vorstellung, mit einer Jungfrau zu schlafen, war ein wenig entmutigend, weil er nicht wusste, was ihn erwartete.
    Gleichzeitig rührte die Vorstellung, der erste Mann für Heather zu sein und in der Hochzeitsnacht mit ihr zu schlafen, an eine Seite in ihm, die ihm ganz neu war. Bisher hatte er sich nie als Romantiker betrachtet, doch bei Heather war er ein anderer Mensch.
    Sie brachte das Beste in ihm zum Vorschein.
    Und vielleicht auch das Schlechteste.
    Besitzdenken und Eifersucht bei Männern hatte er schon immer abgelehnt, denn es missfiel ihm, wie diese Männer ihre Freundinnen oder Ehefrauen behandelten. Eine Zeit lang fühlten sich die Frauen geschmeichelt, weil sie die Leidenschaft ihrer Partner als Indiz für deren Liebe werteten, doch irgendwann wurde daraus Angst. Jason schwor sich, seine Eifersucht zu bekämpfen, denn er wollte, dass Heather als seine Frau glücklich war.
    Und sie würde seine Frau werden, dessen war er mittlerweile sicher. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Zeit…
    Jason blickte auf die Wanduhr. Es war fünf. Und das Wartezimmer war noch immer voller niesender und schniefender Patienten, denn das herrliche Frühlingswetter hatte verstärkte Beschwerden bei Pollenallergikern zur Folge.
    Seufzend stand er von seinem Schreibtisch auf, um den nächsten Patienten hereinzurufen.
    „Ich hoffe, das war’s, Nancy.” Jason steckte den Kopf zur Tür des Sprechzimmers herein und seufzte erleichtert auf, als er feststellte, dass das Wartezimmer leer war. Die Wanduhr zeigte bereits fünf vor sieben. Normalerweise endete seine Sprechstunde gegen halb sechs, und wenn es mal etwas später wurde, dann selten so spät.
    „Ja, für heute sind wir fertig, Dr. Steel”, erwiderte Nancy mit einem bedauernden Unterton, der darauf hindeutete, wie ungern sie ihre große Liebe verließ und in ihr leeres Haus zurückkehrte.
    Und ihre große Liebe war nicht er, sondern die Praxis.
    Nancy arbeitete seit zwanzig Jahren für Doc Brandewilde, und zwar nicht nur als Sprechstundenhilfe, sondern außerdem als Sekretärin, Buchhalterin und Krankenschwester. Sie arbeitete sechs, manchmal sogar sieben Tage die Woche und
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