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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
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stellten sie ins Regal. Die Alte da drin, die das ganze Tollhaus verwaltete, hatte ihre Schuhe anbehalten und sie hatte flache, dünne Fesseln, ein blödes Gesicht und einen Wackelarsch. Sie war kaputt vom ewigen Herumhängen in dem Tempel. Die deutsche Clique fand die Moschee gut. Sie starrten nach oben zu dem kunstvollen Deckengewölbe, waren ganz hingerissen.
    Mir ging es ziemlich schlecht in der Moschee da drinnen, Scheiß Islam und Mohammed, ich stand da, eingewickelt in meine Decke, ein Häufchen Elend, ich wartete. Ich sah einige Gewänder, die über einer Kanzel hingen, die Gewänder sahen heilig aus. Ich brauchte ein Bier als Unterlage, von der man ausgehen konnte. Dann fiel mir ein moderner Staubsaugerauf, der auf einem Läufer stand. Und draußen hinter der Moschee stand ein oranger Bulldozer. Egal, kurz danach verließen wir die Moschee und das ganze Schloß.

14
    Am nächsten Tag gab es das nächste Schloß in Heidelberg. Außerdem tauchte noch ein Bursche aus San Francisco mit einem Film auf, den er nach einer Kurzgeschichte von mir gedreht hatte. Für meine Begriffe hatte er die Geschichte ganz gut getroffen, es fehlte aber seine persönliche Note. Das gelingt nur wenigen Filmemachern, jungen ebenso wie alten. Ich wollte den Film im Anschluß an die Lesung in Hamburg zeigen lassen, aber zuerst sollte Carl ihn sehen. Ich wußte nicht, wieviel die Deutschen so ab konnten. Wir hatten unseren geliehenen Projektor wieder zurückgegeben, aber
    Carl kannte ein paar Studenten in Heidelberg, die einen Projektor hatten. Wir stiegen mit dem Film eine Treppe hoch, und da waren sie, nette Kerle, sie hatten hübsche Augen, es waren drei oder vier von ihnen mit den hübschen Augen, und es gab etwas Rotwein.
    Sie kriegten den Projektor in Gang, und wir schauten uns den Film an. Dann war er vorbei.
    »Was meinst du, Carl?«
    »Klar, den zeigen wir.«
    »Um so besser«, sagte ich, »dann können wir ja mit dem Rotwein weitermachen.«
    »Es ist noch zu früh, um damit voll auf Leistung zu gehen«, gab Linda zu bedenken. Ich warf ihr meinen Bogart-Blick zu, ließ eine dicke Rauchwolke aus meinem Mund und kippte mir einen großen ein...
    Die Burschen mit den hübschen Augen gingen mit uns zum Heidelberger Schloß. Auf dem Weg dahin lotste man mich in eine Buchhandlung, wo fast alle Bücher von mir zu finden waren. Aber für mich war es mehr peinlich als angenehm, da vor meinen Büchern zu stehen und sie zu betrachten. Deswegen hatte ich sie nicht geschrieben. Natürlich, ich fühlte mich wohl, die Fabriken hinter mir zu haben, aber das war etwas, über das ich mich lieber allein freute, meistens, wenn ich morgens mit einem dicken Kopf aufwachte.
    Als wir dann rausgingen, rannte uns die Alte hinter dem Tresen nach und legte los:
    »Sie sind der Mann, dem ich meine ganze Liebe schenken könnte.« »Wau, danke«, sagte ich.
    Das hatte Michael, der Fotograf, so hingekriegt, er hatte das mit ihr verabredet. Michael hetzte alle auf mich: Vertreter für Regenmäntel, Wäschereiangestellte, Leute in Cafés, Taxifahrer und junges Volk. Er hatte die Nase von der Fotografiererei voll. Michael und Christoph, der deutsche Dichter, waren in der Buchhandlung zu uns gestoßen. Mein Weg war vorgeplant, ich wurde rumgereicht, man konnte mich überall antreffen. Ich fühlte mich weit mehr als Tourist als das, was ich war: der deutschstämmige amerikanische Schriftsteller, der auf Besuch war.
    Wir ergingen uns also im Heidelberger Schloß, wir brachten das Heidelberger Schloß hinter uns. Wir hatten einigermaßen Glück, es gab dort eine Gastwirtschaft, und in dieser Gastwirtschaft war eines der größten Weinfässer der Welt.

 

 

 

Wir saßen an einem Tisch und tranken eine Runde Wein, die Burschen mit den Augen, Carl, Michael, Linda Lee und der deutsche Dichter Christoph, der sich selbst »der Sohn von Bukowski« und »die Sonne von Bukowski« nannte. Ich sehe ihn noch vor mir in seinem Bukowski-T-Shirt, auf das ich ihm ein Autogramm gegeben hatte, als er es trug. Er war ein netter Kerl; ich fand ihn verrückt und lustig, ohne daß er auch nur in etwa beleidigend wirkte.
    Wir tranken noch etwas und gingen dann oben auf dem Faß herum, Christoph sprang dort oben herum. Es machte ihm Spaß. Nur eins stimmte mit dem Faß nicht: das Ding war leer...
    Danach stiegen wir irgendwo hoch, von wo man einen herrlichen Blick über den Neckar hatte, und Michael sagte immer wieder:
    »Geh näher ran.« Er konnte einfach nicht begreifen, daß all
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