Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
ein Weg, Gedanken und Gefühle bei all dem, was uns trennt, deutlich zu machen.
    Barbet sagte, seine Lieblingsszene sei, wenn Koko sagt: »Das weiß ich nicht.«
    Es ist schwer zu beschreiben, wie stark dieser Film auf uns wirkte, als wir miterlebten, wie die Kommunikationsbarrieren in sich zusammenfielen. Der Höhepunkt für mich war, als Koko einen Pullover haben wollte, um ihn auf dem Spaziergang zu tragen.
    »Den hier?« fragte man sie.
    »Nein«, sagte sie.
    »Diesen?«
    »Nein.«

 

     
    »Welchen dann?«
    »Den roten«, sagte Koko.
    Es war wie ein Gespräch mit dem Mars, es war wie ein Gespräch mit einem Baum. Es war furchtbar, entsetzlich, glorreich. Wenn es Gott gäbe, wäre es fast ein Betrug an ihm, oder vielleicht hätte es seinen Segen. Egal, es war schwer zu verarbeiten, und ich trank zuviel. Aber es ist immer das gleiche Problem mit einem Trunkenbold: regt ihn was auf, trinkt er zuviel; langweilt er sich, trinkt er zuviel; hat er Glück, trinkt er zuviel; hat er Pech, trinkt er zuviel, und so weiter. Ist ja auch egal, wenn dieser Film nicht ankommt, dann stimmt mit der Menschheit noch viel mehr nicht, als ich ohnehin befurchtet habe...

     

 

 

 

 

 

 

 

 

Barbet mußte nach Paris zurück, wir nutzten also den Rest der Nacht zum Trinken, und ich war am betrunkensten von allen und beschwor Carl und Barbet immer wieder, was fiir großartige Männer sie seien, was für warmherzige und echte Kerle sie seien, meine einzigen Freunde, sie seien Prinzen und Könige und tolle Gammler, sie seien meine allerbesten Freunde, Linda müsse sie auch lieben, Linda liebe sie auch, meine zauberhaften und verrückten Kumpel, ihr habt mir Glauben und Hoffnung gegeben, wovon ich sehr wenig hatte, das Glück, euch zu kennen, ist die Sonne, die immer scheint...
    Was wahr war und noch ist.

13
    Die Lesung in Hamburg rückte immer näher, aber Linda mochte Schlösser, und das erste davon war Schwetzingen. Mir ging es ziemlich dreckig, aber nur wegen des Gifts Alkohol, kriegte Schüttelfrost und holte mir eine Decke aus dem Auto und legte sie mir über.
    Das Schloß und das Gelände waren enorm, und wir liefen und liefen. Dann kamen wir zu dem endlosen See. Früher liefen da Feten am Seeufer, eine Polizei, die sich darum hätte kümmern sollen, gab es ja nicht. Wenn man oben ist, braucht man nicht mehr zu machen, als mehr Geld zu scheffeln, mehr Macht; man braucht nicht mehr zu machen, als zu trinken, essen, ficken, Rauschmittel zu nehmen und zu töten. Da fanden früher auch Orgien statt, sie veranstalteten Feuerwerke, sie strahlten den Himmel an und katapultierten Tiere durch die Luft: Wildschweine, Schweine, Rotwild, all so was, und die Männer versuchten sie mit ihren Waffen zu erlegen, wenn sie da durch die Luft flogen. Wer weiß, vielleicht sind auch ein paar Menschen den gleichen Weg gegangen. Aber irgendwie anständig waren sie dann doch: alles, was diese Luftschau lebend überstanden hatte, brauchte da kein zweites Mal mehr durch.
    Die deutsche Clique war auch dabei, und die deutsche Clique mochte das Schloß und das Gelände. Einmal, als wir am See entlangliefen, hatte ich die größte Lust reinzuspringen. Was die meisten Leute interessiert, läßt mich völlig kalt. Dazu gehören solche Sachen wie: Tanzveranstaltungen, Achterbahnen, Besuche im Zoo, Picknicks, Kino, Planeterien, Fernsehen, Baseball; Begräbnisse, Hochzeiten, Parties, Basketball, Autorennen, Dichterlesungen, Museen, Wahlkampf, Demonstrationen, Protestveranstaltungen, Spiele für Kinder, Spiele für Erwachsene... Ich mache mir nichts aus Stränden, Schwimmen, Skilaufen, Weihnachten, Neujahr, dem 4. Juli, Rockmusik, Weltgeschichte, Weltraumforschung, Haustieren, Fußball, Kathedralen und großen Kunstwerken.
     

 

 

 

 

 

Wie kann jemand, der sich für so gut wie nichts interessiert, überhaupt über irgendwas schreiben? Nun, bei mir geht das. Ich höre nicht auf, über das zu schreiben, was übrig ist: ein streunender Hund, der die Straße runterläuft; eine Frau, die ihren Mann umbringt; die Gedanken und Gefühle eines Triebtäters, wenn er in einen Hamburger beißt; das Leben in der Fabrik; das Leben in den Straßen und Behausungen der Armen und Krüppel und Geisteskranken, so einen Dreck, ich schreibe eine Menge solchen Dreck...
    Wir waren immer noch unterwegs.
    Dann hatten wir die Moschee gefunden. Es roch dort wie nach Truthahn, halbgarem, aber...
    »Bitte Schuhe ausziehen«, befahl das Schild. Wir zogen sie aus und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher