Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
berührten.
    »Ja«, erwiderte Homer, mehr erstaunt als wütend über Landrus Ausbruch. Und vor allem beschäftigte ihn das, was er plötzlich in sich zu spüren meinte, zu sehr, als daß er Landru mehr Aufmerksamkeit hätte widmen können. Er befreite sich aus dem Griff des anderen und trat zwei Schritte zurück, ehe er die Adresse nannte, wo der Homunkulus erwachen sollte - oder vielleicht schon erstanden war .
    Landru drehte sich um, und noch in der Bewegung verwandelte er sich, stieg auf dunklen Schwingen in die Nacht und wurde rasch eins mit ihr.
    Homer wunderte sich auch darüber nicht allzu sehr.
    Noch immer spürte er mit jeder Faser dem nach, was da plötzlich in ihm war, was Landru auf ihn übertragen hatte.
    Als könnte er durch die Kleidung hindurch etwas sehen, streifte sein Blick über seine Arme - und blieb wie gebannt auf seinen Händen kleben.
    »Das kann doch nicht sein«, murmelte er im Selbstgespräch.
    Die Haut seiner Hände - sie schien ihm mit einemmal weniger straff als zuvor. Sichtbar welker!
    Doch auch mit diesem Gedanken befaßte der Vampir sich nicht länger als einen Schlag seines Herzens.
    Etwas anderes löschte jedes andere Empfinden in ihm aus.
    Durst.
    Der Durst nach Blut.
    Doch nicht in der Art, wie er seiner Rasse nun einmal eigen war.
    Dieser war unbändig. Als hätte er seit Tagen oder gar Wochen keinen Menschen mehr zur Ader gelassen!
    Homer wandte sich in die Richtung, in der er Sydney wußte. Dort mußte er hin. Rasch. Wenn er nicht verdörren wollte.
    Der Brand in ihm schrie danach, gelöscht zu werden, und die Krämpfe, die damit einhergingen, erschwerten Homer die Transformation in eine Fledermaus.
    Der Schlag seiner Flügel verriet die Kraftlosigkeit, die in ihm wucherte wie der Keim einer üblen Seuche.
    *
    Beaufort-See, 20 Meilen nordwestlich von Barrow Kevin Kaldestad stellte das Ruder des Krabbenkutters fest und schlug seine in Fäustlingen steckenden Hände zusammen, doch das Gefühl brauchte trotzdem Minuten, um in seine Finger zurückzukehren. Der eisige Wind, der ihm hier im kaum geschützten Ruderstand entgegenfauchte, schien das Leben mit winzigen, aber höllisch spitzen Zähnen aus ihm herauszufressen und nur Schmerz übrigzulassen.
    Vielleicht lag es daran, daß er im allerersten Moment seinen Augen nicht traute.
    Aber als das Bild auch nach Sekunden nicht schwand, akzeptierte Kaldestad es schließlich als Realität, und fast war er dankbar dafür. Denn der Zwang, helfen zu müssen, ließ etwas wie Fieber seinen Körper wohlig erhitzen.
    Er öffnete den kleinen Deckel über dem Sprachrohr, das unter Deck führte, und brüllte in den kleinen Trichter: »Alle Mann an Deck! Frachter in Seenot!«
    Es vergingen nur Sekunden, bis er hastige Schritte an Deck trampeln hörte, und er mußte den Kameraden nicht zeigen, weshalb er sie gerufen hatte.
    Der brennende Frachter war selbst Fanal genug, türmte sich wie ein flammender Berg auf der See.
    »Verdammt, wie kann der Kahn so brennen?« fragte jemand, was Kaldestad sich selbst schon gefragt hatte. Der Frachter dort drüben brannte lichterloh, und das war an sich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es war so, sie sahen es alle mit eigenen Augen.
    Kaldestad hatte längst neuen Kurs gesetzt und steuerte den Crab-ber auf das brennende Schiff zu, während er über Funk Kontakt zu der Besatzung drüben aufzunehmen versuchte.
    Erfolglos. Er warf das Mikrofon kurzerhand neben das Gerät, weil er jetzt schon neue Manöver vollführen mußte, um den eigenen Kutter nicht gefährlich nahe an das andere Schiff herandriften zu lassen.
    »Das kann niemand überlebt haben«, meinte einer der anderen. Jemand hatte den Scheinwerfer am Bug eingeschaltet und ließ den weißen Lichtfleck über die teerschwarzen Wogen wandern. Aber selbst wenn der Kegel jemanden traf, würden sie den Bedauernswerten wohl nur noch tot bergen können. Das Wasser war eisig kalt, und niemand konnte darin länger als zwei, drei Minuten überleben.
    Vielleicht war Kevin Kaldestad der einzige, dem auffiel, daß sie nichts von dem Gluthauch spürten, der ihnen von dieser Flammenhölle doch eigentlich entgegenschlagen mußte.
    Und wahrscheinlich war er auch der einzige, der den seltsam bleichen Schemen bemerkte, der dort drüben über die Reling sprang und im Meer versank.
    Den Bruchteil einer Sekunde nur, bevor das Feuer und das Schiff - - vor ihrer aller Augen verschwanden.
    ENDE

Glossar
    Creanna - Lilith Edens (>) Mutter; eine Vampirin, die von Felidae im Auftrag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher