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Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse
Autoren: Vampira VA
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Person und die Lebenskraft desjenigen, von dem es stammt.
    Blut ist Leben, menschliches Blut vor allem. Kein Wunder, daß es als Opfergabe an die Götter oder an die Mächte der Dunkelheit geschätzt wird. Kein Wunder, daß Vampire und andere Nachtgeister süchtig sind danach. Und mit dem Blut saugen sie ihren Opfern auch das Leben aus. Die so Getöteten werden dann in vielen Fällen selbst zu Blutsaugern, müssen manchmal als Geister oder Untote ihren Erzeugern dienen, verscherzen sich aber (obwohl eigentlich unschuldige Opfer) nach dem Glauben früherer Zeiten auf jeden Fall ihren Platz im Paradies zusammen mit den Selbstmördern, den un-getauften Kindern, den Hexen, Ketzern und all jenen, die die christliche Kirche unter Acht und Bann getan hat.
    Auch innerchristlicher Streit spielt hier mit hinein, kann sogar zum Auslöser des Vampirismus werden. Die Vampir-Epidemie zum Beispiel, die Ost- und Mitteleuropa zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert heimsuchte, soll ihre Ursache im Schisma zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche gehabt haben. Angeblich fanden die Toten der jeweils anderen Konfession keine Ruhe, wenn sie in von gegnerischen Priestern in geweihter Erde be-stattet wurden.
    Aber die 2000 Jahre Christentum sind in der Geschichte der nächtlichen Blutsauger eine vergleichsweise kurze Periode. Vermutlich saßen schon Neandertaler und andere Frühmenschen nachts zitternd um ihr kostbares Feuer, das sie schützte vor den Gefahren der Nacht - und zu denen zählten eben nicht nur Höhlenbären oder Säbelzahntiger.
    Zwar gibt es keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit, aber zahlreiche Gräber zeigen mit ihren Beigaben und Schutzzaubern deutlich, daß die Menschen schon damals an ein anders geartetes Leben nach dem Tode glaubten. Und Bestattungssitten aus allen Zeiten und Kulturen zeigen ebenso deutlich, daß man den Toten den Weg zurück auf die Erde, in die Welt der Lebenden, versperren wollte. Für viele Naturvölker, auch für viele Asiaten, sind die Ahnen noch heute eine Macht, mit der gerechnet werden muß - aber sie sollen sich doch bitteschön aus dem alltäglichen Leben ihrer Nachkommen heraushalten.
    Das tun sie auch meist, es sei denn, sie werden durch Beschwörungen oder Gebete explizit um Rat gefragt. Doch da gibt es noch die anderen, die Untoten, die bösen Geister, die Dämonen, die Mächte der Dunkelheit. Zu diesen gehören die Blutsauger, die Vampire, die seit Anbeginn der Geschichte die Alpträume der Menschheit bevölkert haben.
    Schon Adams erste Frau, Lilith, könnte man dieser Spezies zurechnen: eine attraktive Dämonin, die kleine Kinder tötet, die Männern nachts als eine Art Incubus erscheint und sie ihrer sexuellen Kräfte beraubt. (Randnotiz: Weibliche Dämonen sind normalerweise Suc-cubi, aber Lilith wollte sich der Überlieferung nach schon bei Adam nicht unterordnen und bestand darauf, beim Geschlechtsverkehr obenauf zu sein. Deshalb auch ihre mehr männlich geprägte Rolle, die eher an einen männlichen Incubus erinnert als an einen weiblichen Succubus.)
    Der Mensch, der Jäger, der Herr der Schöpfung, wurde so selbst zum Gejagten - vielleicht nicht in der Wirklichkeit, dafür aber in seinen schlimmsten Träumen. Babylonier, Ägypter, Chinesen, Griechen, Römer, Kelten, Germanen - sie alle kannten die Wesen, die hinter ihrem Blut, hinter ihrer Lebenskraft her waren, weil sie kein eigenes Leben im Sinne des Wortes besaßen, sondern immer nur mit geborgter, mit gestohlener Lebensenergie überleben konnten: die ruhelosen Toten, die Wiedergänger, die Nachzehrer, aber auch die Nachtdämonen, die Incubi und Succubi, die sich von der Sexualität ihrer Opfer nährten.
    Und hier haben wir auch schon das andere Motiv, das besonders die Berichte über die modernen Vampire prägt: Sex. Blut und Orgasmus gehören spätestens seit Bram Stokers »Dracula« zusammen, der genüßliche Biß in den weißen Hals einer jungen Frau, das verführerische Zubeißen eines weiblichen Vampirs, all das ist sozusagen Sexualität mit anderen Mitteln. Das Opfer des Blutsaugers ist dabei nicht nur willenlose Beute, sondern erlebt den Angriff des Vampirs als intensive Glückserfahrung.
    Dieser Aspekt ist seither untrennbar mit den Figuren des europäischen und des amerikanischen Vampirs verknüpft - und wenn man heute von der Spezies dieser Blutsauger redet, dann sind es diese beiden, die die Vorstellungen der Menschen geprägt haben, dann sind sie es, die immer wieder in
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