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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder
Autoren: Joerg Kastner
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geworden. Er war das Kämpfen nicht gewohnt.«
    Sundra wischte die blutige Axtklinge an Manegolds Kutte ab und sagte gleichmütig: »Mein Eindruck war ein anderer.«
    Rohon, der ein Schwert mit gezackter Klinge trug, trat hinzu und bedachte Findig mit einem finsteren Blick. »Warum machst du meiner Tochter Vorwürfe? Vielleicht wärst du allein mit dem Abt fertig geworden, vielleicht hätte er dich aber auch in ernsthafte Gefahr gebracht. Du solltest Sundra für ihr Einschreiten dankbar sein.«
    »Dankbar wofür? Etwa dafür, dass sie den Menschen getötet hat, der das Komplott hätte aufdecken können, in dessen Gespinst sich alle hier, Großwüchsi- ge und Nebelkinder, verfangen haben? Ich frage mich, ob nicht genau das ihre Absicht gewesen ist. Hätte Manegold geredet, dann hätte er ausgeplaudert, wen er mit den kostbaren Schachfiguren für welche Dienste bezahlt hat!«
    Der Anführer der Rotelben stampfte wütend mit einem Fuß auf. »Von welchen Figuren faselst du dauernd, Findig?«
    Der Braunelb erzählte von Manegolds kostbaren Schachfiguren. »Und jetzt gib schon zu, dass du die Figuren kennst, Rohon. Deine Krieger, die Gerswind bewachten, hatten sie bei sich. Lass uns die Sache hier und jetzt entscheiden. Ich ahne schon lange, dass du in jeder Hinsicht ein würdiger Nachfahre des Verräters Erko bist. Erzähl uns, in welche Machenschaften du und Manegold verstrickt gewesen seid, und trage die Sache im Kampf Elb gegen Elb mit mir aus!«
    Rohon schüttelte langsam den Kopf. »Ich begreife nicht, was du da erzählst, Braunelb. Meine Tochter wählte die Krieger aus, die Graf Guntrams Tochter ins Elbenreich brachten. Sundra führte den Trupp an und stieß mit den meisten der Krieger erst kurz vor dem Abend wieder zu mir, als wir dir und Albin begegneten. Ich habe die Höhle, in der Gerswind bewacht wurde, niemals betreten. Und ich weiß nichts von einem Schachspiel.«
    »War das so, Gerswind?«, fragte Findig.
    Gerswind, die noch immer Albin umarmt hielt, nickte. »Nach dem Uberfall auf die Fischerinsel trennten sich die rothaarigen Nebelkinder. Die Elbin führte die Krieger an, die mich in die Berge brachten. Doch nur drei Wächter blieben bei mir. Die Elbin verließ mit den Übrigen die Höhlen, kurz nachdem wir das Versteck erreicht hatten.«
    Findigs Antiitz war der Spiegel seiner schnell wechselnden Gefühle: von Unglauben zu Überraschung und dann zu erschreckender Erkenntnis. Er starrte Sundra ähnlich verstört an, wie zuvor die Menschen auf das scheinbar alles verschlingende Feuer geblickt hatten.
    »Jetzt erst begreife ich es«, sagte er leise. »Verzeih, Rohon, sie hat auch dich hintergangen. All deine Hoffnungen, die Rotelben wieder in den Rang eines ehrenhaften, gleichberechtigten Elbenstammes zu erheben, waren ihr nur ein willkommener Anlass für ihre eigenen Pläne, welche auch immer sie sein mögen.«
    Auch Rohon verstand jetzt. Stockend, um Fassung ringend, sagte er: »Sundras Kundschafter überbrachten die Botschaft von der westfränkischen Verschwörung. Daraufhin entschied ich, dass Graf Chlodomer sterben muss. Und jetzt ahne ich auch, wer die Abtei überfallen, werden Mönch und Graf Guntram getötet hat. Meine eigenen Krieger —Verräter!«
    Er sah in die Gesichter seiner Gefolgsleute und einige von ihnen schlugen beschämt die Augen nieder. Ein Beben ging durch Rohon und sein Kopf flog zu seiner Tochter herum.
    »Erklär es mir!«, schrie er, vor Zorn außer sich. »Was ist mit diesen Schachfiguren? Was hat Abt Manegold damit bezahlt?«
    »Du ahnst es doch bereits, Vater«, erwiderte Sundra vollkommen ruhig. »Sie waren der Lohn für Chlodo- mers Ermordung.«
    »Also gibt es keine Verschwörung gegen die Ostfranken?«
    »Doch, aber sie geht nicht von den Westfranken aus. König Rudolf von Hochburgund will die Gelegenheit nutzen, das mächtige Westfrankenreich gegen Rudolfs alten Feind, den Ostfrankenkönig, aufzubringen. Dessen Reich soll zwischen den Heeren Odos und Swato- pluks zerrieben werden. Rudolf will sich auf die Seite von König Arnulfs Feinden schlagen und sich den südlichen Teil von Arnulfs Ländereien sichern.«
    »Menschliche Ränkespiele«, sagte Rohon abfällig und spie aus. »Warum hast du dich eingemischt, Sundra?«
    »Für uns. Für die Erben König Erkos und für den Stamm der Rotelbeij. Manegold, der von Rudolf bezahltwurde, hat mir versprochen, dass Hochburgunds Krieger den Rotelben die Macht im Reich der Nebelkinder erkämpfen werden.«
    »Was ist mit Wenrich?«,
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