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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder
Autoren: Joerg Kastner
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Kriegers. Außerdem hoffe ich, dass er dem Großen Rat irgendwann wieder als König des Rotelbenstammes angehören wird - falls es dann noch einen Großen Rat und ein Volk der Nebelkinder gibt.«
    Amura sah besorgt auf. »Für so ernst hältst du die Lage, Albin?«
    »Ich bin der Einzige unter den hier versammelten Herrschern, der Wenrich kennt.« Albin zeigte auf die Narbe, die seine Wange verunzierte. »Ich habe seinen Hass am eigenen Leib erfahren. Ich weiß, dass er nicht ruhen wird, bis er unser Volk ausgelöscht hat.«
    »Nur um einen Hass zu befriedigen, an dem wir Elben keine Schuld haben?«, meinte die Königin der Lichtelben ungläubig.
    »Hass fragt nicht nach Schuld«, erklärte Findig. »Mag sein, dass Wenrich noch von anderen Gedanken getrieben wird. Wenn er das Mondseeland vor einem angeblichen Angriff der Nebelkinder beschützt, steigt er in König Arnulfs Achtung. Vielleicht will der Vogt Graf Guntrams Stelle einnehmen. Für uns ist nur wichtig, dass er Arnulfs Truppen missbrauchen will, um unser Volk auszulöschen.«
    Der Schwarzelbenkönig ergriff wieder das Wort: »Das Tal der Braunelben liegt dem Reich der Menschen am nächsten. Vielleicht gibt Wenrich sich damit zufrieden, dieses Tal zu verheeren. Warum sollen
    Licht- und Schwarzelben einen Krieg beginnen, der sie nichts angeht?«
    »Die Braunelben würden ihren Bruderstämmen helfen, auch wenn sie selbst nicht betroffen wären«, sagte Albin. »Natürlich sind die Licht- und die Schwarzelben zu nichts verpflichtet. Aber glaubt ihr wirklich, dass die Menschen, einmal ins Reich der Nebelkinder eingedrungen, einhalten werden, bevor sie jeden Stamm unterworfen haben? Die Gier nach Macht und möglicher Beute wird die Soldaten antreiben, so wie Wenrich von seinem Hass getrieben wird.«
    »Ich sehe das nicht so.« Amon erhob sich. »Ich werde den Großen Rat verlassen. Als ich herkam, ging ich nicht davon aus, dass Albin meine Krieger für seine Zwecke einspannen will.«
    In diesem Augenblick stürzte ein Gardist der Braunelben herein und überbrachte Albin eine Meldung.
    »Herein mit ihm!«, sagte Albin und der Gardist verließ den Saal.
    »Mit wem?«, fragte Amon.
    »Mit einem deiner Krieger«, antwortete Albin. »Er kommt mit einer wichtigen Nachricht.«
    Der Schwarzelb, der zusammen mit dem Gardisten eintrat, sah mitgenommen aus. Seine Kleidung war zerrissen und blutbefleckt, seine Haut mit kleinen Schnittwunden bedeckt. Er ging vor Amon in die Knie und stammelte: »Verzeih, mein König, aber ich konnte es nicht verhindern. Es ging so schnell und sie kamen von allen Seiten. Ich zog mein Schwert, aber die Ubermacht streckte mich nieder. Als ich wieder zu mir kam, waren alle tot - außer mir...«
    »Wer ist tot?«, fragte Amon ungeduldig.
    »Darion, dein ältester Sohn«, sagte der Schwarzelb und schluckte einen Kloß hinunter. »Wir waren auf der Jagd. Ich gehörte zu Darions Begleitung. Aber plötzlich kamen Großwüchsige aus dem Gebüsch, bestimmt hundert an der Zahl. Sie stießen und hieben auf uns ein, ohne Unterlass. Einige flehten um Gnade, aber auch sie wurden niedergemacht. Und Darion...«
    »Was?«, schrie Amon. »Was ist mit ihm?«
    »Als ich erwachte, lag er neben mir, von etlichen Wunden gezeichnet. Er muss bis zum letzten Atemzug gekämpft haben. Aber jetzt ... atmet er nicht mehr...«
    Findig gab dem Gardisten einen Wink und der Braunelb führte den verstörten Schwarzelb hinaus. Merkwürdig, dass der Schwarzelbenkrieger gerade zu diesem Zeitpunkt erschien, dachte Albin.
    So merkwürdig nun auch wieder nicht, vernahm er Findig in seinem Kopf. Er kam schon am Morgen hier an, aber ich hielt es für besser, ihn seine Meldung zum richtigen Zeitpunkt vorbringen zu lassen.
    Amon sagte mit zitternder Stimme: »Du hast Recht gehabt, Albin. Du bist jung, nicht älter als Darion und erst seit kurzem König, aber du scheinst am besten zu wissen, was zu tun ist. Ich unterstelle mich und meine Krieger deinem Befehl.«
    »Ich ebenso«, fügte Amura hinzu. »Was schlägst du vor, Albin?«
    Albin sammelte seine Gedanken. Er wusste, dass sein Vorschlag in Amons und Amuras Ohren verrückt klingen könnte. Aber er hatte alles wieder und wieder durchdacht und keine andere Lösung gefunden.
    »Wir können unser Reich nicht verteidigen«, sagte er voller Überzeugung. »Die Krieger aller Stämme sind vereint nicht so stark wie Wenrichs Streitmacht. Und ein Kampf hier in unserem Reich würde unsere Frauen und Kinder gefährden.«
    »Vielleicht könnte es
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