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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder
Autoren: Joerg Kastner
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sich die Krieger vom Stamm der Braunelben an die Seile, die sie an den Bäumen festgebunden hatten. Eine Latsche nach der anderen flog aus dem losen Erdreich. Das Geröll donnerte in die Tiefe und begrub Wenrichs Streitmacht unter sich. Männer und Pferde schrien wild durcheinander, doch das Grollen der niederrollenden Steinmassen übertönte alles andere.
    Albins Augen ruhten auf Wenrich, der sein Pferd herumriss und es verzweifelt antrieb, um dem Felsrutsch zu entkommen. Dicht bei ihm ritten Volko und Waldo. Das Tier des Hauptmanns knickte ein und der Reiter verschwand in einer Staubwolke. Fast sah es so aus, als würde der Vogt durchkommen, aber die ins Tal rollenden Steine holten ihn ein und begruben ihn unter sich. Auch Waldo war nicht mehr zu sehen.
    Als das ohrenbetäubende Getöse endlich verklungen war und der aufgescheuchte Qualm sich gelegt hatte, bot sich Albin ein grässlicher Anblick. Aus den Steinen ragten die Köpfe von Pferden, die Arme und Beine von Männern, Waffen, Helme und Schilde. Sein Befehl hatte Wenrichs Männern tausendfachen Tod gebracht, aber es hatte keinen anderen Weg gegeben.
    Er sah Findig und Rohon an und fragte leise: »Ist es vorbei?«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Rohon. »Die Götter waren mit uns.«
    Vorsichtig stiegen sie hinab, immer darauf bedacht, nicht aus Unachtsamkeit eine weitere Lawine auszulösen. Unten vereinigten sich die Nebelkinder von den Hängen mit denen aus den Höhlen. Vereinzelt zeigte sich bei Wenrichs Streitmacht noch Leben, das unter den Steinmassen zu ersticken drohte.
    »Helft ihnen heraus und sorgt für sie, so gut es geht«, befahl Albin. »Sie sollen zum Mondsee zurückkehren und dort erzählen, durch welche Ränke all dies gekommen ist. Vielleicht wird König Arnulf dann erkennen, wer seine wahren Feinde sind. Für uns ist die Schlacht vorüber und das Töten auch.«
    »Nicht ganz«, erscholl es hinter ihm. Ein von Staub und Schürfwunden bedeckter Waldo erhob sich aus dem Geröll. »Die Menschen habt ihr erledigt, selbst
    Wenrich. Ich habe gesehen, wie Felsbrocken ihn und diesen Volko zertrümmerten. Geschieht ihnen recht, sie haben mich behandelt wie einen Sklaven. Aber wir Mischler sind zäher!«
    »Jetzt wird mir klar, wie es Wenrich gelang, so rasch ins Reich der Nebelkinder einzudringen«, sagte Albin. »Er hatte einen Führer, der sich gut auskannte.«
    »Wohl wahr«, bestätigte der Mischler. »Und wieder hast du meine Pläne durchkreuzt, Albin! Wenrich hatte versprochen, mich an der Beute zu beteiligen, die er im Elbenreich machen wollte.«
    Albin dachte an das zerstörte Mischlerlager und fragte: »Und dafür hast du deine eigenen Leute geopfert?«
    »Ich musste es tun, Wenrich verlangte es als Beweis meiner Treue.« Waldo hustete und spuckte Blut aus.
    »Alles umsonst? Nein, du und Findig, ihr seid mir etwas schuldig!«
    »Etwa den Schatz, den es nicht gibt?«, fragte Findig.
    »Es gibt ihn, ich weiß es! Ich fordere den jungen Braunelbenkönig zum Zweikampf. Wenn ich siege, führt er oder, sollte er tot sein, Findig mich zum Schatz. Siegt aber Albin, nun, dann ist die Sache ohnehin erledigt.«
    »So ein Unsinn!«, schimpfte Findig. »Warum sollte sich Albin darauf einlassen?«
    Albin selbst gab die Antwort: »Um die Sache endlich zu beenden. Waldo wird niemals Ruhe geben.« Er sah den Mischler an. »Ein Kampf mit bloßen Händen, einverstanden?«
    »Gut, aber ohne Elbenzauber!«
    »Ohne Elbenzauber«, versprach Albin und legte, wie auch Waldo, seine Waffen ab.
    Sie umkreisten sich, von den gespannten Blicken der Nebelkinder verfolgt. Waldos Atem rasselte, er hörte sich an wie ein Tier. Und war er das nicht, ein Tier? Wie ein Tier der Beute, so jagte er dem eingebildeten Schatz nach und ordnete diesem Streben alles andere unter. Albin nahm sich vor, niemals so zu werden wie der Mischler-vorausgesetzt, er überlebte den Kampf. Waldo sprang vor. Albin hatte damit gerechnet und wollte ausweichen. Aber er glitt auf dem Geröll aus und schlug hin. Bevor er sich erheben konnte, warf sich Waldo auf ihn, packte Albins Kopf und schlug ihn gegen den Stein. Albin wurde schwarz vor Augen. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an. Durch einen Schleier sah er undeudich die Fratze des Mischlers vor sich. Waldo bleckte die spitzen Zähne und drückte den Kopf gegen Albins Hals. Kein Zweifel, er wollte Albins Kehle durchbeißen.
    Albin schaffte es nicht, den schwereren Gegner abzuschütteln. Verzweifelt überlegte er, was er gegen Waldo unternehmen sollte. Er
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