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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen
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ausdruckslos zurückstarrte. »Oh ja, ganz bestimmt«, sagte sie, während sie die Kühltasche aus dem Auto hievte.
    Uns erwarten rosige Zeiten.
    Acht Meilen weiter fragte sich der Bürgermeister Phineas T. Tucker in Temptations Rathaus aus Marmor und Sandstein nicht zum ersten Mal, warum er mit einem Stadtrat geschlagen war, der sich zusammensetzte aus einem Wichtigtuer, einer Jasagerin, einer Englischlehrerin der örtlichen Highschool, dem amtlichen Leichenbeschauer der Stadt, einem Amateurschauspieler und seiner Mutter. Eine Kombination, die selbst dann noch niederschmetternd war, wenn der Wichtigtuer und die Jasagerin fehlten. Dafür lehnte sich Phin, während Hildy Mallow sich mit epischer Breite über die ästhetischen Vorzüge von Reproduktionen alter Straßenlaternen ausließ, vom Konferenztisch aus Eiche zurück, um bei den Beinen seiner Ratssekretärin Ablenkung zu suchen.
    Rachel Garvey hatte tolle Beine. Natürlich waren sie mit ihren gerade zwanzig Jahren zu jung für ihn, egal, was seine und ihre Mutter denken mochten, aber nichtsdestotrotz waren sie hübsch anzusehen.
    »...und da ihre Attraktivität Vandalismus abschreckt, werden sich die zusätzlichen Kosten mit der Zeit bezahlt machen«, schloss Hildy und verwirrte Phin, bevor ihm einfiel, dass Hildy von Straßenlaternen und nicht von Rachels Beinen sprach.
    »Das dürfte ein wenig optimistisch sein.« Liz Tuckers Stimme war so kühl wie ihr champagnerfarben getöntes Haar. »Unsere Alternative sind natürlich nur diese entsetzlichen modernen Lampen, die mit der Architektur des neunzehnten Jahrhunderts nicht im Mindesten harmonieren.«
    Phin zuckte zusammen. Die einzige Architektur aus dem neunzehnten Jahrhundert in Temptation befand sich im wohlhabenden Teil der Stadt. Dankbar dafür, dass nur wenige Bürger in der ersten Reihe saßen und hörten, wie seine Mutter die kleinen Leute mal wieder vergaß, setzte Phin sich auf, um sie abzuwürgen, bevor sie ihnen ein gefundenes Fressen bot.
    »Ja, aber diese edlen Straßenlaternen würden doch überall aufgestellt, nicht wahr?«, fragte Frank Lutz, bevor Phin einschreiten konnte.
    »Richtig«, bestätigte Phin.
    »Okay.« Frank lehnte sich zurück und fuhr mit der Hand durch seine sorgfältig geföhnte Frisur, spürbar erleichtert, dass das Neubaugebiet, das er im Westen der Stadt errichtet hatte, ebenfalls eine klassische Beleuchtung bekäme. »Ich bin dafür. Stimmen wir ab.«
    »Können wir das denn ohne Stephen und Virginia?«, warf Liz ein, worauf Hildy ihre Strickjacke glättete und sagte: »Sicher. Wenn wir alle einer Meinung sind, haben wir die Mehrheit, egal, wie sie stimmen. Und wir sind uns doch alle einig, oder?«
    Spitz blickte sie das vierte Ratsmitglied, Dr. Ed Yarnell, an, der, gestählt durch die Erfahrung von dreißig Jahren Stadtrat, unbeeindruckt zurückstarrte.
    Phin deprimierte es, zu sehr über Ed nachzudenken, denn ihm war klar, dass er selbst in dreißig Jahren ein zweiter Ed sein könnte: kahlköpfig, in den Sechzigern, den Blick immer noch auf dasselbe Wandplakat mit der Aufschrift Gerechtigkeit trifft auf Gnade gerichtet. So wollte er seine Sechziger eigentlich nicht verbringen. Verdammt, erst recht nicht seine Dreißiger. Schuldbewusst blickte er zu den sepiabraunen Fotografien von dreien seiner vier Vorgänger im Bürgermeisteramt hoch - Phineas T. Tucker, sein Vater, Phineas T. Tucker, sein Großvater, und Phineas T. Tucker, sein Urgroßvater die allesamt an ihren langen Nasen vorbei mit kühlem Blick ihre jüngste und faulste Inkarnation musterten.
    »Dann stimmen wir also ab«, sagt Hildy.
    »Lies die Anwesenheitsliste vor, Rachel«, bat Phin, woraufhin Rachel Lutz, Mallow, Tucker und Yarnell aufrief und vier Ja-Stimmen erhielt. »Antrag angenommen. Was steht als Nächstes an?«
    »Der Wasserturm«, sagte Liz, und Hildy widersprach: »Ich wüsste nicht, warum -«, als sich die Flügeltüren zur Vorhalle öffneten und die Garveys eintraten.
    »Wir hatten einen Unfall.« Virginia ließ sich auf ihren Stuhl plumpsen und sah aus wie ein Kaugummiklumpen mit Turmfrisur. »Hallo, Liebes«, begrüßte sie Rachel und ergriff die Hand ihrer Tochter, um sie zu tätscheln. »Dieser Wagen kam wie aus dem Nichts und hielt einfach nicht an. Zwei Frauen, eine freche kleine Rothaarige, sagt Stephen, und eine höfliche Brünette, die sehr nett zu mir war. Mit lockigem Haar. Unterschicht. Sie wohnen auf der Whipple-Farm. Und sie drehen einen Film...«
    Phin bemerkte, wie Liz
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