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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen
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Leid, Hildy.«
    »Antrag angenommen, vier zu drei«, sagte Rachel. Hildy knallte ihr Notizbuch auf den Tisch und murrte: »Jetzt muss ich wieder von vorn damit anfangen.«
    »Sag den Coreys einfach, sie sollen die neue Farbe bei Stephen besorgen«, schlug Phin vor. »Sie wissen, was zu tun ist.«
    »Schon merkwürdig, wie der Kramladen der Garveys damit ein doppeltes Geschäft macht.« Hildy lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Ein klarer Interessenkonflikt, wenn ihr mich fragt. Er hätte nicht abstimmen dürfen.«
    »Das ist ein guter Punkt«, mischte sich Frank ein, von dem Argument sichtbar beeindruckt. Franks Denkprozesse waren stets sichtbar. »Warum hast du dich nicht geweigert, ihr die Pfirsichfarbe zu verkaufen?«, fragte er Stephen.
    »Ich habe Hildy die Farbe verkauft«, warf Rachel ein, während ihr Vater ungehalten aufbrauste. »Es war sozusagen meine Schuld.«
    Fünf der Ratsmitglieder sprachen alle durcheinander, um Rachel zu versichern, dass es bestimmt nicht ihre Schuld war. Nur Ed blieb still und lächelte ihr zu, und Phin wunderte sich, wie leicht doch große blaue Augen und honigblondes Haar die Leute einwickeln konnten.
    »Was soll‘s, ist nun auch egal«, sagte Rachel. »Ich habe die Abstimmung festgehalten.«
    »Wenn es keinen weiteren Punkt mehr auf der Tagesordnung gibt -«, setzte Phin an, wurde jedoch von Stephen unterbrochen. »Warte. Wir müssen über diesen Film sprechen.«
    »Nun, Stephen, ich habe versucht , darüber zu sprechen -«, begann Virginia, doch Stephen fuhr ihr über den Mund.
    »Keinen Klatsch. Wir müssen uns damit beschäftigen, was dies für unsere Stadt bedeutet. Diese Abgründe.« Verstohlen warf er Phin aus den Augenwinkeln einen Blick zu, und Phin dachte: Was führst du jetzt wieder im Schilde? »Diese Gefahren«, fuhr Stephen fort. »Wir sind eine Stadt, die an Familienwerte glaubt, und an Clea können wir uns schließlich alle erinnern.«
    Phin erinnerte sich zweifellos an Clea. Das letzte Mal, als er sie in Fleisch und Blut gesehen hatte, war er zwölf gewesen, und sie hatte sich über ihn gebeugt, um ihm für das Zeitungsaustragen Geld zu geben. Er hatte in ihre Bluse geguckt, war vom Fahrrad gefallen und musste mit neun Stichen am Kinn genäht werden, aber das war es wert gewesen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie seine Pubertät wie eine Lawine ins Rollen gebracht hatte.
    »Ich sehe keine Gefahren.« Frank stand auf und wandte sich zum Gehen. »Und ich muss jetzt weg. Ich bin spät dran.«
    »Setz dich«, befahl Stephen. »Einige von uns haben auch anderes im Sinn als die Schauspielerei.« Er bedachte Phin mit einem beiläufigen Blick. »Oder Pool zu spielen.«
    »Ja, zum Beispiel den Wasserturm zweimal zu streichen, um deinen Profit zu verdoppeln«, erwiderte Frank.
    »Ganz genau«, stimmte Hildy zu.
    »Könntet ihr das mal vergessen, damit wir über Wichtigeres sprechen können?«, fragte Stephen.
    »Ich finde, dass die Verdoppelung deines Profits auf Kosten der Steuerzahler durchaus ein wichtiger Punkt ist«, sagte Frank.
    »Lieber Himmel noch mal, ich schenke dir die dämliche Farbe!«, polterte Stephen los, woraufhin Phin sagte: »Vielen Dank, Stephen, das nehmen wir gerne an. Wenn nun also nichts anderes mehr -«
    »Dieser Film.« Stephen legte seine Hände auf den Tisch. »Clea hat doch diesen einen Film gedreht, erinnert ihr euch? Diese Sorte Film wollen wir hier nicht haben.«
    »Immer ein Morgen.« Virginia nickte. »Aber ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass die Nacktszenen darin künstlerisch motiviert waren, und außerdem war kaum etwas zu sehen. Außerdem ist sie am Ende gestorben, sie hat also ihre Strafe bekommen.«
    Phin verweilte kurz bei dem Gedanken, wie es wohl sein musste, mit Virginia verheiratet zu sein, wenn sie der Meinung war, dass Nacktheit mit dem Tode bestraft werden musste, doch dann beanspruchte Stephen erneut seine Aufmerksamkeit.
    »Nein, nicht Immer ein Morgen «, sagte er gerade, sodass Frank ein »Oh« hervorstieß und wieder Platz nahm.
    Virginia blickte verwirrt drein, Rachel sah interessiert aus, Liz und Hildy starrten an die Decke, und Phin erinnerte sich an Sauber gespritzt , einen ziemlich eindeutigen Videofilm ohne Handlung, der in einer Autowaschanlage spielte und den Clea mit Sicherheit nicht auf der Liste ihrer Empfehlungen führte, da sie als ›Seifen-Candy‹ angekündigt worden war. Er wusste nicht, wie Stephen davon Wind bekommen hatte; Phin hatte ihn nur gesehen, weil Ed ihn in seiner
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