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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen
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Pool-Partie am späten Nachmittag im Wege stand, die er mit dem Polizeichef von Temptation zu spielen pflegte. Und da es höchst unwahrscheinlich war, dass irgendjemand außer Clea Whipple jemals einen Film in Temptation zu drehen beabsichtigte, und es zudem höchst unwahrscheinlich war, dass Clea Whipple tatsächlich einen Film in Temptation drehen wollte, würde er für ein Grundprinzip kämpfen, das niemals auf die Probe gestellt werden würde. »Verlies die Namensliste, Rachel.«
    Die Abstimmung endete mit vier Stimmen zu Gunsten der neuen Verordnung gegen zwei Gegenstimmen, wobei Frank mit Nein stimmte, um die aufkeimende Filmindustrie in Temptation zu verteidigen, und Ed ohne Kommentar nicht zustimmte. Als Englischlehrerin mit Anti-Zensur-Prinzipien hätte Hildy eigentlich ebenfalls dagegen stimmen müssen, aber der Blick, mit dem sie Phin bei der Abgabe ihrer Stimme bedachte, machte deutlich, dass sie auf Rache sann.
    Stephen sagte: »Ich werde die Verordnung noch heute Abend aufsetzen. Wir werden eine Sondersitzung anberaumen, um sie zu genehmigen.«
    »Nein, das werden wir nicht«, widersprach Phin. »Wir stimmen nächsten Mittwoch darüber ab, zur gleichen Zeit am selben Ort. Und nun beantrage ich, sofern es keine Einwände gibt, diese Sitzung zu beenden.«
    »Ich schließe mich an.« Frank stand auf, um zu gehen. »Und übrigens, Stephen, wir haben in deiner Abwesenheit beschlossen, diese prachtvollen Straßenlaternen zu kaufen.«
    »Ihr habt was getan?«, polterte Stephen wütend los.
    »Du kommst zu spät zu deiner Verabredung, Frank.« Phin erhob sich. »Hiermit ist die Sitzung geschlossen.« Als Stephen zum Protest ansetzte, fügte er hinzu: »Ihr seid entlassen.«
    Rachel kicherte und klappte ihren Schreibblock zu.
    »Wir sollten mit der Verordnung nicht warten«, meinte Stephen, während die anderen den Raum verließen, und Phin erwiderte: »Doch, das sollten wir. Gesetzgebung in Eile führt zu Reue in der Weile. Nächste Woche ist okay.«
    »Nun, dann werden wir nächste Woche auch diese Straßenlaternen noch einmal überdenken.« Stephen schüttelte den Kopf, eindeutig angewidert von den politischen Zuständen in Temptation.
    Auf dem Weg zur Tür lächelte Phin Rachel zu. »Danke, Rachel, dass du die Sache mit der Farbe auf dich genommen hast. Das war sehr nobel von dir.«
    Rachel grinste ihn an, und Phin bemerkte, dass seine Mutter an der Tür auf ihn wartete, wobei sich auf ihrem Gesicht ein halbherziges Lächeln zeigte, während sie ihre zukünftige Schwiegertochter betrachtete. Keine Chance , hätte er ihr am liebsten gesagt, doch das war eine weitere Meinungsverschiedenheit, auf die er keinen Wert legte. Er hatte seiner Mutter bereits erklärt, dass eine Heirat nicht in Frage kam - Rachel benutzte häufig das Wort ›toll‹, sie las nicht, und ihr Poolspiel war lausig -, aber Liz Tucker war nicht zur First Lady von Temptation geworden, weil sie ein ›Nein‹ als Antwort akzeptierte.
    »Warte einen Augenblick«, sagte sie nun zu ihrem Sohn, als er an ihr vorbeiging, aber er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keine Zeit. Wir sehen uns beim Abendessen.« Er flüchtete in die Marmorhalle, nur um auf Ed Yarnell zu stoßen, der ihm dort auflauerte und ihn mit Blicken unverhüllter Verachtung maß.
    »Interessante Ratssitzung, die du offenbar gerade verpennt hast, Phineas«, sagte Ed. »Du sitzt einfach da auf deinem Hintern und starrst Löcher in die Luft, während Stephen ein Zensurgesetz durchdrückt.«
    »Danke, Ed«, sagte Phin und wandte sich zum Gehen. »Hab leider keine Zeit -«
    »Du fängst an, zu sehr deinem alten Herrn zu ähneln, wenn du dich von Stephen überrumpeln lässt.«
    Phin spürte den Ärger in sich aufsteigen, doch es gelang ihm, ihn mit langjähriger Übung zu unterdrücken. »Dad hat sich nie überrumpeln lassen, er war nur vorsichtig. Das ist Politik, Ed.«
    »Das ist Scheiße«, erwiderte Ed. »Ich hatte gedacht, es war gut, dass du deinen Hitzkopf mit den Jahren ein wenig abgekühlt hast, wenn man bedenkt, was für ein rücksichtsloser Vollidiot du warst, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Es ist lange her, dass ich gesehen habe, wie du dich für irgendetwas wirklich eingesetzt hast.«
    Phin klopfte ihm auf die Schulter. »Vielen Dank für den Rat, Ed. Schönen Abend noch.«
    Kopfschüttelnd blieb Ed zurück, während Phin erneut flüchtete, dieses Mal durch die hohe Bogentür des kleinen Rathauses. Ein architektonisches Glanzstück, hatte ein Tourist einmal
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