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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabina Naber
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schnell Weltmann, Abenteurer, Softie und brüderlicher Freund. Phillip verstand Marias Schweigen als Einverständnis und holte die Flasche wieder heraus. Ach, was soll’s, sollte er doch. Maria war zu müde für Diskussionen, auch wenn sie befürchtete, dass die momentane mangelhafte Disziplin ihr noch irgendwann auf den Kopf fallen könnte. Verdammt, immer diese Disziplin! Alle Kollegen tranken ab und zu im Dienst. Phillip schraubte den Wodka auf und nahm einen langen Schluck. Maria streckte ihm die Hand hin.
    »Wir gehen beide aufs Klo.«
    Phillip sah sie erstaunt an und reichte ihr dann lächelnd die Flasche. Er schien ihren Gesinnungswandel anzuerkennen, er schien die offizielle Seite geschluckt zu haben und die inoffizielle zu mögen. Na, wenigstens kein Schuss nach hinten. Maria nahm die Flasche und trank ebenfalls. Phillip beobachtete sie gespannt. Maria sah ihn ihrerseits an und bemerkte zum ersten Mal, dass er eigentlich nicht unattraktiv war. Wie alt war Phillip eigentlich? Bei seinem Styling war das schwer zu schätzen. Und sein Geburtsdatum hatte sie vergessen. Egal. Ihr war mittlerweile sowieso alles einerlei. Die letzten Monate rempelten sie mit voller Wucht an. Zu wenig Schlaf. Viel zu viel Arbeit. Und wenig bis überhaupt kein Spaß. Sie nahm erneut einen Schluck. Der Wodka tat gut.
    »Wenigstens Wodka. Den riecht man nicht.«
    Phillip forschte in ihrem Gesicht, wie sie das wohl gemeint haben könnte. Maria grinste. Sie brachen erneut in Kichern aus. Es läutete. Phillip packte hastig die Flasche und stellte sie in den Kasten zurück. Maria eilte zur Tür. Josef.
    »Ihr habt Glück gehabt, dass ich noch wach war. Unsere Stella hat heute geworfen. Ich war den ganzen Morgen beim Tierarzt, weil Margit kein Blut sehen kann. Also, wo ist unser Sorgenkind?«
    Josef kniete sich neben Dornhelm und untersuchte ihn. Er wirkte ungewohnt überreizt. Normalerweise war er eher wortkarg. Dieser Redefluss, der für seine Verhältnisse beinahe als Suada zu bezeichnen war, war alles andere als typisch. Maria konnte es sich nur mit der Niederkunft von Stella erklären. Die Bernhardinermischlingsdame war die Ersatztochter für Josef und Margit. Früher war Maria dieser intensiven Beziehung ziemlich skeptisch gegenübergestanden. Sie konnte sich daran erinnern, als sie einmal bei Josef und Margit zum Essen eingeladen war. An der Stirnseite des Tisches gab es keinen Stuhl, denn das war der Platz für Stella, die immer mit dem Paar gemeinsam speiste – ja, denn eine Silberschüssel auf einer weißen Batistserviette konnte man nicht als Fressplatz bezeichnen. Stella bekam auch immer diese teuren Minischüsselchen vorgesetzt, die gerade für diese kleinen Hunde, die wie bessere Besen aussahen, reichten. Stella bekam von diesen Schüsselchen immer drei Stück. Geldverschwendung nach Marias Meinung. Eine große Dose vom Discounter hätte auch gereicht. Doch seit Maria Jack hatte, ihren grauen Tigerkater, sah sie die Dinge etwas anders. In den letzten drei Monaten war sie zur Sklavin ihres Haustieres mutiert. Sie mochte es sich selbst gar nicht eingestehen. Nun ja, immerhin blieb dem Kater noch das Schlafzimmer versperrt.
    »Ich werde Dornhelm eine Beruhigungsspritze verabreichen müssen.«
    Maria schnaufte.
    »Ich wollte ihn noch befragen. Der erste Eindruck ist immer so wichtig.«
    »Ja, sie können sich noch keine Lügen zurechtpudern.«
    Josef schenkte Phillip einen vernichtenden Blick. Maria verstand ihn, auch ihr war die Sprache ihres Kollegen ein wenig zu derb.
    »Na gut, aber gib ihm nur was Leichtes. Ich will noch mit ihm reden.«
    Josef überlegte kurz, dann senkte er seine Stimme.
    »Es handelt sich hierbei eindeutig um einen hysterischen Anfall, populärwissenschaftlich formuliert. Was macht man da normalerweise?«
    Phillip setzte ein Grinsen auf.
    »Man knallt demjenigen eine.«
    »Josef, wir sind die Polizei. Wir können das nicht machen.«
    »Ich bin Arzt. Ich kann. Willst du ihn noch befragen oder nicht?«
    Maria zögerte. Was war das doch für eine verrückte Nacht. Zuerst die zerschnipselte Leiche. Dann der Wodka. Und jetzt die Ohrfeige. Doch sie wusste, Josef würde nichts tun, was nicht als korrekt durchgehen würde. Sie nickte. Josef nickte ebenfalls und wandte sich Dornhelm zu.
    »Hermann! Ich bin’s. Josef. Du weißt schon: Die Philosophie der Altgriechen im Spiegel der metaphysischen Wunschvorstellungen von frühchristlichen Religionstheoretikern.«
    Dornhelm wimmerte kurz auf, starrte Josef entrückt
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