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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabina Naber
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um ihn gekümmert. Hat sie das nicht ausgesagt?«
    »Eher gestammelt. Die alte Schachtel ist doch schon fast hinüber.«
    »Die alte Dame hat nur einen Nervenzusammenbruch. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.«
    Wütend ging Maria zu Josef, der inzwischen die Genitalien und den Busen der Frau untersuchte. Jede Brust war kreuzförmig aufgeschlitzt. Die Schnitte erinnerten Maria an das Kreuz auf der Löschtaste ihrer alten elektrischen Schreibmaschine. Sehr wenig Blut war ausgetreten. Das ließ darauf schließen, dass der Frau die Verletzungen erst nach dem Tod zugefügt worden waren. Wahrscheinlich war sie qualvoll erstickt. Mit einem Penis im Mund, sozusagen. Maria erinnerte sich daran, als sie das erste Mal einen Mann mit dem Mund befriedigt und irrtümlich das Sperma geschluckt hatte. Ein Hustenanfall war die Folge gewesen, sie wäre auch beinahe erstickt. Das Symbol war ziemlich eindeutig. Der Mörder wollte offensichtlich, dass die Frau an ihrer Lust zugrunde ging.
    Josef widmete sich nun den Genitalien. Die Klitoris war abgeschnitten. Die Vagina hingegen unversehrt. Maria zündete sich eine Zigarette an. Leichte Übelkeit machte sich in ihr breit. Das war blanker Hass. Ein Kollege der Spurensicherung stürmte zu ihr, als sie gedankenverloren in einen Aschenbecher stauben wollte. Natürlich, wie konnte sie nur! Sie nahm schuldbewusst ein Plastiksackerl, das zur Aufbewahrung von Beweisstücken diente, und aschte hinein. Ja, blanker Hass bot sich ihr dar. Die Klitoris galt noch immer als der Sitz des Lustempfindens der Frau. Daran hatte auch die Entdeckung des berühmt-berüchtigten G-Punktes nichts geändert. Und noch immer wurden Mädchen auf der ganzen Welt beschnitten, damit sie ja nicht auf die Idee kamen, ihren Mann zu betrügen, wenn er sich zu wenig um sie kümmerte. Die Reduzierung der Frau auf eine Gebärmaschine, oder einen – wie hatte ihre Freundin es einmal so treffend formuliert? Ja – Wichsfetzen. Ein etwas derbes Wort, aber es traf den Kern so mancher Ausformung des Geschlechterkampfes auf den Punkt. War diese Frau fremdgegangen? Hatte sich ein Liebhaber, ihr Mann, ein Freund gerächt? Wer war die Frau gewesen? Irgendwie kam sie Maria bekannt vor. Doch die bläuliche Farbe durch den Luftmangel und der entsetzte Blick machten aus dem Gesicht eine Fratze. Auch der Name sagte ihr nicht viel. Barbara Stein. Irgendetwas klingelte zwar in ihrem Kopf, doch andererseits war der Name nicht ungewöhnlich und wahrscheinlich daher vertraut. Phillip trat zu ihr. Er hatte ein Foto in der Hand. Nun war Maria alles klar. Die Tote war ›Maria‹ vom Kabarettduo ›Maria & Magdalena‹. Eine Namensvetterin sozusagen.
    »Die kenn ich. Die war vor kurzem im Fernsehen. Macht so einen Emanzenmist.«
    »Sie haben Frauenkabarett gemacht. ›Maria & Magdalena‹ waren die Newcomer des Jahres.«
    Gerry, der inzwischen bereits seine Kamera verstaute, bekam ein strahlendes Gesicht.
    »Das sind doch die, die ich vor drei Wochen gesehen habe. Die Angie hat mich reingeschleppt. War ihr Geburtstag. Habe ich nicht nein sagen können. Aber dann war das echt gut. Die sind so, wie die Spice-Girls waren.«
    Josef blickte von seiner Arbeit auf.
    »Ach die? Das ist nicht gut. Margit und ich wollten nächste Woche reingehen. Das wird nun wohl nichts. Hoffentlich nehmen sie die Karten zurück.«
    »Was seid ihr für Männer, dass ihr euch freiwillig von Frauen niederlabern lasst?«
    Josef bedachte Phillip mit einem vernichtenden Blick.
    »Mein lieber Herr Roth. Ein bisschen mehr Bildung würde auch Ihnen nicht schaden.«
    Maria war dem Dialog der Männer kaum gefolgt. Barbara Stein lag vor ihr. Jeder kannte sie, und sie hatte wahrscheinlich auch unzählige Bekannte. Das würde die Arbeit nicht erleichtern. Wenn sie nicht ein bisschen Glück hatte und irgendein Streit der Sache vorausgegangen war, konnte jeder der Täter sein. Der erste Ansprechpartner würde natürlich dieser Philosophieprofessor sein, mit dem die Stein liiert gewesen war. Es hatte in allen Gazetten gestanden. Große Liebe und so. Nach nur drei Monaten ihrer Liaison kündigten sie ihre Hochzeit an. Sie sollte demnächst stattfinden. Alle hatten sich über diese Beziehung gewundert. Denn die Stein war berühmt für ihre vielen Liebhaber, und der Professor war eher der ruhige, unauffällige Typ. Wie hieß er noch einmal? Irgendetwas mit Dorn … Maria stutzte. Das fiel ihr erst jetzt ein. Wenn die beiden so verliebt gewesen waren, warum war der Professor dann nicht bei
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