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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabina Naber
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große Schwester. Dornhelm sah nochmals zu Phillip. Hasserfüllt. Maria redete in Gedanken auf Dornhelm ein. Zwang ihn mit einem Lächeln, sich auf sie zu konzentrieren. Er atmete aus.
    »Sehen Sie, Sie wissen bald wahrscheinlich sowieso das meiste. Babe führte früher ein sehr … intensives Leben. Und sie konnte sich nicht so schnell … umstellen. Sie brauchte ihre Freiheit. Für sich und ihre Arbeit.«
    »Was heißt das?«
    »Nun ja, sie brauchte die … Begegnung mit anderen Menschen. Sie sagte immer, das wäre der Input für ihre Kreativität. Und so haben wir uns darauf geeinigt, dass sie einen Abend in der Woche … mir keine Rechenschaft schuldig ist.«
    »He, das können Sie mir nicht erzählen. Ihre Holde flaniert in der Gegend herum und hat vielleicht gerade eine … eine ganz intensive Begegnung, und Sie gehen seelenruhig schlafen? Wollen Sie uns das wirklich erzählen? Dass Ihnen das alles nichts ausgemacht hat?«
    »Nein.«
    »Was heißt nein?«
    »Nun ja, ich habe mich zu beruhigen versucht.«
    »Wie?«
    »Ich habe … getrunken.«
    »Na wunderbar, die Alte ist auf Lepschi, und er sauft sich einen an.«
    Maria schickte Phillip einen vernichtenden Blick. Er krampfte sich ein, wusste, dass er zu weit gegangen war. Dornhelm war immer noch in erster Linie der Hauptleidtragende und erst dann der Hauptverdächtige.
    »Tut mir leid, ich hab’s nicht so gemeint.«
    »Nein, Sie haben ja Recht.«
    Dornhelm stöhnte auf und vergrub wieder sein Gesicht in den Händen.
    »Herr Dornhelm, beruhigen Sie sich bitte wieder. Haben Sie auch gestern getrunken?«
    »Ja.«
    »Wie viel?«
    »Zweieinhalb Flaschen Rotwein.«
    »Na, dann wundert’s mich nicht, dass er das Klingeln nicht gehört hat.«
    »Und eine Flasche Whiskey.«
    Dornhelm begann zu weinen. Diesmal wirkte es aber gesünder. Es war reinigend und befreiend. Josef kramte in seiner Arzttasche.
    »Ich glaube, Hermann, ich meine Herr Dornhelm, sollte jetzt schlafen. Genug der Fragen.«
    »Eine nur noch, Josef, dann überlass ich ihn gleich dir. Herr Dornhelm, haben Sie wirklich keine Ahnung, mit wem sich Frau Stein getroffen haben könnte?«
    »Nein, das war Teil unserer Abmachung.«
    »Und das haben Sie akzeptiert, auch wenn Ihnen bewusst war, dass es bei diesen Begegnungen auch zu intimeren Akten hätte kommen können? Sie haben diese Frau doch geliebt?«
    »Wer liebt, will nicht besitzen, sondern akzeptiert das geliebte Wesen als vollkommenes Ganzes.«
    Phillip wandte sich zum Gehen.
    »Das ist nicht Liebe, das ist Blödheit.«
    »Dann haben Sie noch nie geliebt, Herr …«
    »Roth. Und jetzt haben Sie keine Ahnung.«
    Phillip ging zur Wohnzimmertür, legte die Hand auf die Klinke und wartete angespannt mit abgewandtem Blick.
    »Herr Dornhelm, das war es jetzt fürs Erste. Wir werden uns erlauben, Sie morgen nochmals aufzusuchen, wenn es Ihnen besser geht. Sie können uns sicher noch bei einigen Fragen helfen.«
    Josef zog eine Spritze auf.
    »Sollen wir jemanden benachrichtigen, damit Sie nicht alleine sind?«
    »Nein, es gibt jetzt niemanden mehr.«
    Josef, Maria und Phillip sahen einander an – so eine Antwort hatten sie alle drei noch nicht gehört. Maria hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr die Wohnung zu eng wurde. Sie musste raus. Konnte so viel Liebe überhaupt noch echt sein? Die ganze Szenerie, vom ersten Zusammenbruch an bis zu diesem Satz nun, wirkte wie purer Kitsch. Irgendetwas in ihr beutelte sich ab, und zugleich zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Von solchen Gefühlen las man in Romanen. Träumte man. Aber es gab sie doch nicht in Wirklichkeit. Maria rannte förmlich ins Vorzimmer. Dornhelms Stimme hielt sie auf.
    »Woran ist Babe … gestorben?«
    Mist. Wie sollte sie es ihm sagen? Wenn er sie wirklich so geliebt hatte, würde ihn der Umstand ihres Todes umbringen. Langsam schlich sie ins Wohnzimmer zurück, fieberhaft nach einer halbwegs erträglichen Formulierung suchend. Ihre Beine fühlten sich an, als würde sie in Melasse waten. Dornhelm sah sie mit angstvollen, beinahe kindlich naiven Augen an.
    »Mund und Nase wurden ihr zugeklebt. Sie ist erstickt.«
    Dornhelm registrierte es, wandte sich von ihr ab und schob die Jeans hinunter, damit Josef die Spritze setzen konnte.
    »Sagen Sie mir morgen den Rest.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Maria um und floh aus der Wohnung.

    Schweigend standen Maria und Phillip nebeneinander, an die Hauswand gelehnt, rauchend. Maria spürte, dass auch Phillip von dieser Befragung
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