Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwanderin

Die Nachtwanderin

Titel: Die Nachtwanderin
Autoren: T. J. Hudspeth
Vom Netzwerk:
gekostet hatte. Dieses Gefühl durchzuckte seinen gesamten Körper und verlangte nach mehr. Er setzte seine Lippen direkt an die Wunde an und trank so viel, wie er nur erwischen konnte. Es war das herrlichste und süßlichste Blut, nach dessen Genuss er sich schon so lange verzehrt hatte. Rein und voller Leben. Mimma sah ihm verblüfft zu. Ihr Blut erweckte etwas in Ardric, das sie zuvor noch nicht gekannt hatte. Seine Augen loderten, doch sie wirkten, als ob er durch sie hindurch sah. Obwohl Mimma genau sehen konnte, dass es ihr Arm war, den Ardric so fest umschlungen hielt, hatte sie das Gefühl, wie ein Zuschauer am Rande zu stehen und zwei völlig fremde Personen zu beobachten.
"Ardric, ist das nicht zu viel?
Mir wird irgendwie schwindelig", meinte Mimma und fasste sich an den Kopf.
"Ardric hör jetzt bitte auf!", jammerte Mimma und versuchte ihn zu stoppen, doch er reagierte nicht. Plötzlich mischte sich unter das Schwindelgefühl, eine weitere unangenehme Empfindung.
"Ardric, wieso brennt das plötzlich so?", fragte Mimma ängstlich und verzog ihr Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse. In diesem Augenblick besann er sich wieder und hörte augenblicklich auf zu trinken.
"Was sagst du da? Es brennt?", fragte er sie besorgt, hob sie von seinem Schoß und legte sie vorsichtig auf das Sitzpolster.
"Ja, es brennt wie Feuer!", beklagte sich Mimma mit gepresster Stimme und biss sich vor lauter Schmerz auf die Unterlippe.
"Oh nein, ich hätte mich nie darauf einlassen sollen!
Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein?
Das ist alles meine Schuld!", sagte Ardric und sah Mimma besorgt an.
"Was ist denn los und wieso hört es nicht auf zu bluten?
Ich fühl mich gerade wirklich mies", sagte Mimma und warf Ardric einen verängstigten und hilflosen Blick zu.
"Du hast dich mit der Rasierklinge zu tief geschnitten, deswegen hört es nicht auf zu bluten. Mimma es tut mir so leid, aber wie es scheint, hat sich mein Speichel mit deinem Blut vermischt. Deswegen hast du solche Schmerzen. Das ist der Beginn des Verwandlungsprozesses. Aber wenn wir Glück haben, schwemmt die starke Blutung meinen Speichel wieder aus der Wunde raus und stoppt alles", erklärte er Mimma. Mimma vernahm Ardrics Stimme nur noch dumpf. Sie wurde Kreidebleich und fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schwächer.
"Ist das nicht viel zu viel Blut was ich da verliere?", fragte sie und deutete auf die Blutlache, die sich unter ihrem Arm auf dem Boden bildete.
"Du hast völlig recht. Ich muss etwas unternehmen, bevor es zu spät ist!", sagte er und zog sich sein Oberteil aus.
"Daran denkst du also, wenn ich im Sterben liege", flüsterte Mimma schwach. Dann verdrehte sie ihre Augen und verlor das Bewusstsein. Ardric blieb nicht mehr viel Zeit. Er wickelte sein Oberteil so fest wie möglich um die Wunde herum und versuchte die Blutung zu stoppen. Außerdem wollte er nicht, dass die anderen Vampire im Club durch das viele Blut abgelenkt wurden und womöglich auf falsche Gedanken kamen. Er öffnete den Vorhang des Séparées und rannte mit Mimma auf seinem Arm, blitzschnell durch die Menge hindurch zu seinem Büro. Dann legte er Mimma vorsichtig auf die Couch. Anschließend ging er zum Schreibtisch hinüber und drückte einen roten Knopf. Dadurch wurde an die Lautsprecher im Club ein kurzes Signal gesendet. Ähnlich wie bei einer Hundepfeife, konnten nur Vampire die hohe Frequenz des Signals vernehmen. Talon, der sich zusammen mit Flora im Club befand und sich mit ihr das Blut eines gutaussehenden Mannes teilte, vernahm den hohen Ton und wusste, dass es sich um einen Notfall handelte. Er entschuldigte sich bei Flora und eilte zu Ardric ins Büro. Gewissenhaft schloss er die Tür hinter sich und entdeckte Mimma auf der Couch.
"Was ist passiert?", fragte er, als er Ardrics ernsten Gesichtsausdruck sah.
"Ein dummes Missgeschick, das nicht hätte passieren dürfen. Ich brauche sofort einen Arzt, dem ich vertrauen kann und der Mimma hier gleich an Ort und Stelle behandelt. Sie braucht dringend Blutkonserven!", klärte Ardric Talon über die missliche Lage auf. Talon warf noch einmal einen Blick auf Mimmas leblosen Körper und roch das warme Blut, das unter Ardrics provisorisch angebrachten Verbandsersatz hervorquoll. Wie in Trance stand er da, lauschte auf das heraus sickernde Blut und sog den süßlichen Duft ein.
"Talon, reiß dich zusammen!
Ruf endlich einen Arzt an!", brüllte Ardric in seine Richtung und rüttelte ihn aus seinen hypnotisierten Zustand wach. Talon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher