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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos
Autoren: Jack Higgins
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stehen.
    Wir kamen zweihundert Meter nördlich von der ›Gentle Jane‹ an die Wasseroberfläche. Ciasim blieb dort, um die Stelle zu markieren, während ich zum Boot zurückschwamm.
    Christou und Lazanis halfen mir die Leiter hinauf. Kapelari fragte ungeduldig: »Haben Sie es gefunden?«
    Ich nickte. »Da drüben, wo mein Kollege wartet. Sie müssen das Boot hinüberbringen.«
    Ich begann meine Aqualunge abzuschnallen. Er nickte den beiden anderen zu. »Ihr habt gehört, was er sagt.«
    Sie machten kehrt. Ich ging zum Heck und hockte mich vor die bereitgelegten Werkzeuge. Kapelari gab mir eine Zigarette. »Wie sieht's aus?«
    »Gar nicht gut. Besonders das Cockpit ist stark beschädigt, Aber er ist noch drin.«
    »Apostolides? Sie haben ihn gesehen?«
    »Durch die Reste des einen Fensters, aber wir müssen den Rumpf aufschneiden, damit wir drankommen.«
    Er schluckte es. Seine Augen leuchteten, als er zu seinen Freunden nach vorn ging. Sie hatten den Anker bereits gehoben. Die Diesel brummten auf, und wir glitten auf Ciasim zu.
    Ich beschäftigte mich mit der Stahlflasche und den Leitungen und bereitete alles auf die große Schau vor, die wir nun abziehen wollten. Meine Hände zitterten ein wenig, wie in den alten Zeiten, wenn man sich auf einen gefährlichen Einsatz vorbereitete und der nächste Schritt zugleich der letzte sein konnte. Das war ein ernüchternder Gedanke, aber ich hing ihm nicht nach, weil ich nur Sarah im Kopf hatte.
    Ein Schneidbrenner wird von der Wasseroberfläche aus gezündet. Die Gase strömen durch einen Schlauch hinunter zum Taucher, wo durch eine geniale Vorrichtung eine Luftblase entsteht, eine Art künstliche Atmosphäre, in der sich dann die Flamme entwickeln kann.
    Ich erklärte Kapelari diesen Vorgang Schritt für Schritt und bläute ihm ein, in welcher Gefahr wir uns befinden würden, falls er etwas falsch machte und nicht genau im richtigen Augenblick zündete.
    Auch das schluckte er, dann zogen Ciasim und ich unsere Aqualungen wieder über und tauchten zum letztenmal hinab. Wir folgten den Leinen, die er bereits festgemacht hatte, und schwebten eine Weile über der Piper Aztec. Ciasim ging hinunter zur Maschine, vergewisserte sich, daß die Aktenmappe noch vorhanden war und hob den Daumen.
    Von nun an hatte ich genau zwei Minuten Zeit. Ich sah auf die Uhr und schwamm rasch von ihm weg. Den Kiel der ›Gentle Jane‹ hatte ich weit über mir. Dann näherte ich mich von der Backbordseite wieder dem Boot, blieb zwei Meter unter Wasser und schnallte die Gurte der Aqualunge ab. Ich tauchte so dicht am Rumpf auf, daß das Ruderhaus zwischen mir und unseren drei Bewachern lag.
    Keinen Augenblick zu früh. Eine Sekunde später hörte ich Ciasim mit gewaltigem Platschen an der Steuerbordseite aus dem Wasser kommen. Kapelari schrie ihm etwas zu. Vermutlich wollte er wissen, was schiefgegangen war.
    Schon stieg ich über die Reling, da rief Ciasim: »Savage ist verunglückt! Haltet die Leinen, ich gehe sofort wieder runter.«
    Damit wollten wir erreichen, daß die drei sich über die Reling beugten, und beinahe hätte es auch geklappt. Die große Schwierigkeit bestand darin, daß sich die Tür zum Ruderhaus auf der Steuerbordseite befand. Ich hoffte, meinen Kartentisch durch das Schiebefenster auf der Backbordseite zu erreichen.
    Die drei Griechen konnte ich nicht sehen, aber ich hörte Kapelari fluchen, als ich mich durch das Fenster beugte und unter den Kartentisch griff. Meine Finger ertasteten den Knopf, dann fiel die geheime Klappe herab.
    Aber man soll sich im Leben nie auf etwas verlassen. Als ich die Maschinenpistole aus der Halterung riß, hörte ich einen furchtbaren Schrei und sah Christou im Heck stehen. Er hielt die Mauser-Pistole in der Rechten und drückte zweimal ab. Er war kein übler Schütze. Eine der Kugeln erwischte mich im Bein und schleuderte mich aus dem Fenster.
    Meine Maschinenpistole hatte ein fünfschüssiges Magazin, und ich muß wohl die Hälfte davon Christou in den Leib gejagt haben, als ich zu Boden ging. Er wurde wie von einer Faust über die Reling geschleudert.
    Zu meiner Überraschung entdeckte ich, daß ich mein Bein noch gebrauchen konnte. Ich kroch nach vorn. Kapelari erschien im Bug und ließ einen langen Feuerstoß los, der ein paar Zentimeter neben mir die Decksplanken aufriß. Ich antwortete mit einigen Kugeln, damit er den Kopf herunternahm, stolperte um das Ruderhaus herum und stand plötzlich nur zwei Meter von Lazanis entfernt.
    Die Todesangst
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