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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos
Autoren: Jack Higgins
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packte er die Kette der Tasche.
    Ich schrie vor Schmerz auf, als er mir die Kette über die verletzte Hand streifte, aber er schwamm bereits davon.
    An dieser Stelle war das Wasser nur vier Faden tief, aber man kann mit einem sinkenden Schiff dennoch ertrinken. Ich hatte mich kaum von dem Wrack gelöst, da war die ›Firebird‹ auch schon verschwunden.
    Plötzlich war ich hundemüde. Aber in diesem Augenblick schwamm Ciasim wie ein schwarzer Seehund neben mir.
    Er schob die Maske hoch und spuckte das Mundstück aus. »Habe ich dir nicht gesagt, mein Freund, daß wir am Leben bleiben? Festhalten, ich bringe dich an Land.«
    Melos hatte schon einen Vorsprung von fünfzehn Metern. Er schwamm mit kräftigen Armzügen und hielt die Kette der Tasche mit den Zähnen fest. Dann watete er auf den Strand zu.
    Und nun geschah etwas Erstaunliches. Zwischen den Pinien regte sich etwas, und Sergeant Loukas trat hervor. Mit traurigem Gesicht öffnete er die Pistolentasche und zog die Waffe.
    »Guten Abend, Captain Melos«, sagte er.
    Melos blieb im Wasser stehen, starrte ihn verwundert an und schrie ihm dann zu, ich bin nicht Captain sondern Major. Major Melos von der Sicherheitspolizei, Loukas. Sie haben diese Leute wegen Hochverrats festzunehmen. Alle miteinander, verstanden?«
    »Verstanden«, sagte Loukas, hob die Pistole, zielte sorgfältig und schoß ihm eine Kugel in die Stirn.
    Danach wunderte mich nichts mehr. Hinter ihm tauchte nämlich Yanni Kytros aus dem Schatten auf und humpelte näher. Sarah und die beiden Jungen rannten auf Ciasini und mich zu. Ich spuckte ein wenig Wasser aus und grinste Yanni an.
    »Eine Katze hat neun Leben, wie?«
    Er lachte über das ganze Gesicht. »Sie haben mir einmal ein Kompliment wegen meiner Lunge gemacht, Jack, aber ich muß gestehen, daß ich noch nie so weit getaucht bin wie heute.«
    »Das kann ich mir denken.« Ich nickte Loukas zu. »Das ist also der Mann, der die Befehle erteilt?«
    »Wir arbeiten zusammen, Mr. Savage«, erklärte Loukas. »Viele Leute haben dieselbe Vorstellung von Freiheit wie wir.«
    »Und Aleko glaubte, er hätte Sie in der Hand.«
    Melos lag ein paar Schritte neben uns, mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Die Tasche schwamm neben ihm.
    »Die möchte ich jetzt haben«, sagte Loukas.
    Ciasim nahm sie dem Toten ab und sah mich fragend an. Ich nickte. Er reichte sie Loukas.
    »Vorsicht, um Himmels willen«, rief ich. »Vergessen Sie nicht den Sprengsatz.«
    Er holte einen langen Sicherheitsschlüssel aus der Hosentasche. »Man muß nur wissen, wie es geht, Mr. Savage.«
    Während er das Schloß öffnete, hielten wir alle den Atem an. Zum erstenmal seit ich ihn kannte, lächelte er. Sarah und die beiden Jungen waren noch unschlüssig, dann rannte der junge Abu auf seinen Vater zu und warf sich ihm in die Arme.
    Loukas holte einen langen, versiegelten Umschlag hervor und riß ihn auf. »Erstaunlich«, sagte er. »Immer noch knochentrocken. Eine wirklich ausgezeichnete Tasche.«
    Yanni schnippte sein Feuerzeug an. Loukas hielt die Papiere, bis sie verbrannt waren.
    »Eine Menge Ärger, Mr. Savage, und nur, weil ein paar wohlmeinende Idioten alles aufschreiben müssen.«
    »Diese dumme Angewohnheit scheinen alle Revolutionäre zu haben«, sagte ich.
    Er trat die Asche mit dem Absatz in den Sand.
    »Und was nun?« fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Sie und Ihre Freunde gehen mich nichts an. Die Nacht ist schön, das Meer ruhig, mit ihrem Boot können Sie in zwei Stunden in türkischen Gewässern sein.«
    »Und Sie beide?«
    »Wir haben drüben hinter dem Hügel einen Landrover stehen. In einer Stunde sind wir im Hafen. Dort hat Kytros ein Boot bereitliegen.«
    »Und dann?«
    Yanni antwortete: »Moralische Entrüstung ist etwas Furchtbares, Jack. Sie läßt einen Mann einfach nicht in Frieden. Für uns gibt es überall in Griechenland noch viel Arbeit.«
    »Dann kann ich Ihnen beiden nur viel Glück wünschen.«
    Loukas salutierte feierlich vor Sarah, dann machte er kehrt und marschierte weg. Yanni drückte mir die Hand. Selbst in dieser Situation konnte er sich ein Witzchen nicht verkneifen.
    »Das furchtbare daran ist nur, daß ich einfach nicht zum Helden tauge.« Mit einem hilflosen Lächeln humpelte er hinter Loukas her.
    »Yanni!« Er hielt inne und sah über die Schulter. »Ich glaube, Michael wäre sehr stolz auf Sie gewesen.«
    Er hob zum Gruß seinen Stock und verschwand zwischen den Bäumen.
    Ich war froh, ihm das gesagt zu haben.
    Ciasim übernahm das
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