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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos
Autoren: Jack Higgins
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Laden kaufen kann, und der Rauch kratzte mich im Hals.
    Ich begann zu husten. Hakim sagte leicht besorgt: »Sie sind müde, mein Freund, es war zuviel für Sie.«
    »Aber sonst ist ja keiner da«, sagte ich. »Die anderen arbeiten vor Abu-Kir an dem liberianischen Frachter, der dort im flachen Wasser gesunken ist.«
    »Und Guyon, der Taucher, der sonst mit Ihnen zusammenarbeitet? Was ist mit ihm?«
    Major Ibrahim hatte diese Frage in einem Ton gestellt, der mir nicht gefiel. Dieselbe Unruhe, wie da unten bei der Mirage, überkam mich wieder.
    »Der ist nach Alexandria zum Arzt gefahren«, antwortete ich. »Hat sich gestern die Schulter verrenkt.«
    Ibrahim wollte weiterbohren, aber Hakim legte ihm die Hand auf die Schulter und lenkte elegant ab: »Zurück zur Mirage: Sie können sie bergen?«
    »Das ist höchstens zwei Tage Arbeit. Ich muß die beiden Arbeitsboote aus Alexandria holen und so viele Pontons wie möglich. Aber ich habe nur einen Schwimmkran, ich brauche jedoch zwei.«
    »Der wird besorgt.« Kein Wunder, daß er ein zufriedenes Gesicht machte. Es passiert nicht jeden Tag, daß man kostenlos einen hochentwickelten Überschalljäger, ausgerüstet mit Luft-Raketen, in die Finger bekommt.
    »Mein Land wird sich für Ihre Mitarbeit erkenntlich zeigen, Mr. Savage«, fuhr Hakim fort.
    »Diese Mitarbeit könnten wir auch so verlangen«, sagte Ibrahim. »Sie genießen viele Vorzüge, Savage. Wir haben Ihnen gestattet, in Ägypten zu bleiben und ein florierendes Unternehmen aufzubauen. Das können nur wenige Europäer von sich behaupten.«
    Aus seinem Ton sprach eine gewisse Verbitterung, aber mich berührte das nicht weiter.
    »Ich bin mehr als dankbar dafür, Major«, sagte ich. »Andererseits möchte ich darauf hinweisen, daß ich Bürger der Republik Irland bin, des neutralsten Landes der Welt. Wir haben Ihnen allen schon vor langer Zeit den Weg gezeigt. Außerdem finde ich Politik langweilig.«
    »Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns«, zitierte er von Seite 53 seines Propagandahandbuchs.
    »Das gilt nicht für mich, mein Freund, ich ergreife nie Partei. Auf diese Weise lebt man länger.«
    Ich stand auf und nickte Morgan zu, der noch besorgter als sonst dreinschaute. »Ich nehme die andere Aqualunge, diese ist fast leer. Ein Zylinder müßte reichen.«
    »Teufel, Jack, du hast schon genug riskiert, indem du allein getaucht bist. Man soll das Schicksal nicht herausfordern.«
    Er hatte natürlich recht. Die erste Regel aller Taucher ist, niemals allein hinunterzugehen, aber in diesem Fall blieb mir kaum etwas anderes übrig. Er wußte es auch, denn trotz seines Widerspruchs holte er das Atemgerät.
    »Ist es denn wirklich nötig, noch einmal zu tauchen, Mr. Savage?« fragte mich Hakim.
    »Der Pilot«, antwortete ich knapp.
    »Ja, natürlich.« Er nickte verständnisvoll.
    »Laßt ihn doch verfaulen«, knurrte der Major zornig.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. Ich merkte, daß er am ganzen Körper bebte. Weiß der Teufel, unter welchem Trauma er litt, aber in seinen dunklen Augen war echter Schmerz zu lesen. Mehr noch: Haß.
    »Gehen Sie zum Teufel«, sagte ich.
    Ich wandte mich zur Reling. Beim ersten Tauchversuch hatten sich mindestens zwanzig Fischerboote um uns versammelt. Jetzt merkte ich, daß sich ein rotweißes Motorboot hinzugesellt hatte, das kaum zwölf Meter von uns entfernt auf dem Wasser schaukelte. Aus dieser Nähe konnte man sicherlich unsere Unterhaltung hören.
    Sie waren zu zweit. Mit meinen einsfünfundachtzig und dem entsprechenden Gewicht war ich mir nie besonders klein vorgekommen, aber der Mann drüben am Ruder war ein Riese. Sein nackter Oberkörper hätte jedem Gladiator zur Ehre gereicht, und um den Hals trug er ein lässig gebundenes Tuch. Wegen seiner weißen Seemannsmütze und der dunklen Brille konnte man von seinem Gesicht nicht viel erkennen, aber irgendwie kam er mir bekannt vor.
    Doch was mich vom ersten Augenblick an viel mehr fesselte und nicht mehr losließ, war das Mädchen, das am Bug stand. Die Hände in die Hüften gestützt, starrte sie mich unverwandt an. Sie trug einen schwarzen Bikini, der nur knapp die strategischen Punkte bedeckte, und hatte schulterlanges Haar, so hell, daß es in der Sonne glänzte.
    Wenn man vom Gesicht absah, hätte sie von der Titelseite irgendeines Magazins für teure Sommermoden stammen können. Aber dieses Gesicht war etwas ganz besonderes: ruhige, graue Augen, die durch einen hindurchsahen, hohe Backenknochen, ein breiter
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