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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos
Autoren: Jack Higgins
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bestand darauf, uns persönlich zu bedienen. »Ihr China Clipper, Sir«, sagte er zu Aleko.
    Aleko probierte einen Schluck und nickte feierlich. »Kytros, Sie enttäuschen mich nie. Setzen Sie sich zu uns?«
    »Mit Vergnügen.«
    Yanni nickte Ali zu. Der brachte ihm sofort den gewohnten Bacardi. Aleko bot mir eine Zigarette an. »Mr. Savage, seit heute nachmittag habe ich mich ein wenig über Sie erkundigt. Wie ich höre, ist es Ihnen in den letzten sieben oder acht Jahren gelungen, ein recht anständiges Unternehmen aufzubauen.«
    »War nicht schwierig«, antwortete ich. »Nach der Suez-Krise gab es in der Gegend von Alexandria und Port Said eine Menge Bergungsaufträge, und ich hatte den Vorteil, das Gebiet zu kennen.«
    »Ja, auch das habe ich gehört. Sie waren Captain in einem speziellen Tauchkommando der britischen Marine. Erstaunlich, daß Sie von den Ägyptern eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben.«
    »Das war ganz einfach: Ich bin Ire und nicht Engländer. Mit meinem Paß kann ich ohne Visum überall hinfahren, sogar nach China.«
    »Das würde ich Ihnen nicht raten.«
    »Vielleicht nicht.«
    Drüben in der Halle hörte ich Stimmen. Hakim kam herein. Er sah sich rasch um, erblickte mich und kam auf uns zu. Zum erstenmal, seit ich ihn kannte, wirkte er echt besorgt. »Gut, daß ich Sie treffe, Mr. Savage. Es ist sehr wichtig.«
    Weiter kam er nicht. Major Ibrahim marschierte in strammer Haltung herein, begleitet von zwei Militärpolizisten. Er schien außer mir niemanden wahrzunehmen.
    »Wir suchen diesen Raoul Guyon, der bei Ihnen als Taucher arbeitet, Savage. Wo ist er?«
    »Ich hab' nicht die leiseste Ahnung.« Ich wandte mich an Hakim. »Was soll das alles?«
    Bevor er antworten konnte, fiel Ibrahim ein: »Raoul Guyon ist ein israelischer Agent, Savage. Aber davon haben Sie natürlich auch keine Ahnung, wie?«
    Unter anderen Umständen hätte mir dieser Schlag wahrscheinlich die Luft genommen, aber jetzt konnte ich mir das nicht leisten. Ich bewegte mich auf schwankendem Boden. Ein Fehltritt, und ich konnte versinken.
    »Major Ibrahim«, sagte ich gelassen, »für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Ich betreibe in Alexandria ein Bergungsunternehmen im Anlagewert von über zweihunderttausend Pfund, ich muß arbeiten und Geld verdienen.«
    »Meine Regierung ist natürlich berechtigt, Ihre Firma unter diesen Umständen zu beschlagnahmen.«
    »Was mich betrifft, so habe ich Guyon als französischen Staatsbürger eingestellt.« Ich wandte mich an Hakim. »Das hat Ihre Regierung mir bestätigt.«
    »Stimmt.« Er sah Ibrahim an. »Mr. Savage kann über diesen Mann und seine Tätigkeit wirklich nichts gewußt haben.«
    »Wir werden ja sehen. Und jetzt wird Ihr Zimmer durchsucht«, erklärte mir Ibrahim knapp.
    Alles schwieg. Kytros lächelte ausnahmsweise nicht. Aleko wirkte ruhig und gelassen, auf alles vorbereitet. Und Sarah Hamilton?
    Sie nahm ihr Glas und drehte sich lässig zu Morgan um, der angstschwitzend an seinem Tisch hockte. »Seien Sie so nett und holen Sie mir noch eins, Morgan.«
    Er nahm mit zitternden Fingern ihr Glas, während sie kühl lächelnd zu mir aufblickte. »Beeilen Sie sich, wir müssen uns noch unterhalten.«
    Mein Zimmer war, wie erwartet, leer. Das hinderte jedoch Ibrahim und seine Burschen nicht, das unterste zu oberst zu kehren. Er wollte mir etwas anhängen. Er suchte nach einem Vorwand, mich wegschleppen und durch die Mangel drehen zu können.
    Nach fünfzehn kritischen Minuten gab er es widerwillig auf, und wir kehrten zu den anderen zurück. Sie saßen noch genauso wie vorhin an der offenen Fenstertür, nur mit dem Unterschied, daß jetzt Morgan bei ihnen hockte. Er hielt sein halbvolles Whiskyglas umkrampft und konnte zum erstenmal in seinem Leben vor lauter Angst nicht trinken.
    »Ich muß leider Wachen um das Hotel postieren«, sagte Ibrahim und bemühte sich, diplomatisch zu erscheinen. »Ich bedaure das sehr, Mr. Aleko, aber Sie haben sicher Verständnis für meine Lage.«
    »Natürlich«, antwortete Aleko.
    In diesem Augenblick wurde der Strom wieder abgestellt. Abrupt blieben die Ventilatoren stehen, in der Bar war es stockfinster. Das einzige Licht kam von draußen, wo am Horizont als schmaler orangefarbener Rand das Abendrot flammte.
    Kytros rief dem Barmixer etwas zu. Sekunden später wurde die abendliche Stille von einer dumpfen Explosion zerrissen. Die Detonation mußte jenseits des Hafens stattgefunden haben. Dem Klang nach waren es mindestens zwanzig Pfund
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