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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)
Autoren: Alexia Casale
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tätschelt mein Knie. »Wie wäre es mit Eiern und Speck als Muntermacher?«
    »Ja, bitte«, sage ich und muss wieder gähnen, strecke mich ausgiebig wie eine Katze – oder wie ein Drache, denke ich, als ich zum Zähneputzen gehe.
    In der Küche merke ich, dass Amy mich beim Essen beobachtet. Als mir bewusst wird, dass ich im Speck stochere, reiße ich mich seufzend zusammen und esse ordentlich.
    »Möchtest du wieder ins Bett?«, fragt Amy. »Ich kann gern Miss Winters anrufen …«
    Ich schüttele den Kopf. »Phees Mutter hat heute wieder Bestrahlungen. Lynne und ich haben ein Geschenk für sie. Ich möchte es ihr geben.«
    Amy lächelt stolz und wendet nichts weiter ein.
    »Wir haben alle mal eine schlechte Nacht«, sagt sie, als ich Teller und Teebecher in die Geschirrspülmaschine stelle. »Das bedeutet nicht, dass du ab jetzt wieder regelmäßig Albträume hast, mein Liebes.«
    Ich zwinge mir ein Lächeln ab und schleppe mich danach die Treppe hinauf. Warum, frage ich mich, hat der Drache mich ausgerechnet in dieser Nacht nicht geweckt? Schließlich hat er ständig davon geredet, dass dies der dritte Dunkelmond sei – unser Dunkelmond. Vielleicht hatte ich deshalb Albträume: zu viele Geheimnisse, zu viele Andeutungen von schwarzer Magie.
    Als ich von der Schule nach Hause komme, steht ein Polizeiauto am Straßenrand. Auf halbem Weg zwischen Pforte und Haus wird die Haustür geöffnet.
    Paul ist früher als üblich von der Arbeit gekommen. »Evie, Liebes«, sagt er und nimmt mir die Schultasche ab.
    Ich kann hören, dass im Wohnzimmer leise geredet wird.
    »Komm, zieh den Mantel aus«, sagt Paul.
    Ich lasse mir dabei helfen. Er legt mir eine Hand auf die Schulter, als wir ins Wohnzimmer gehen. Dort sitzen zwei Polizisten auf dem Sofa, ein Mann und eine Frau.
    »Hallo, Evie«, sagt die Frau. »Dürfen wir dich Evie nennen?«
    Ich nicke.
    »Evie, mein Liebes«, sagt Amy, die auf mich zukommt und mich dann zum anderen Sofa zieht. Sie setzt sich so dicht neben mich, dass unsere Oberschenkel aneinanderliegen. Paul sitzt auf meiner anderen Seite. »Dies sind Sandy und Brian, Evie. Sie sind … sie sind gekommen, weil es … Neuigkeiten gibt.«
    Sie wartet darauf, dass ich nachfrage. Ich schweige.
    »Evie – deine … Fionas …« Amy schaut voller Unbehagen zu den Polizisten und nimmt sich dann ein Herz. »Das Haus deiner Großeltern ist letzte Nacht abgebrannt. Sie … sie sind im Feuer umgekommen.«
    Ich drehe mich zu den Polizisten um, starre sie an. Die Frau nickt bedauernd. »Sie haben wohl nicht gelitten«, sagt sie. »Sie sind vermutlich an einer Rauchvergiftung gestorben, bevor das Feuer sie erreichen konnte.«
    Ich wäge ihre Worte im Stillen ab. Keine Ahnung, ob sie lügt oder nicht.
    Paul drückt meine Schulter. »Ich mache dir eine heiße Schokolade, Liebes, ja?«
    Ich betrachte den Polizisten. Er scheint nicht recht zu wissen, wie er dreinschauen soll. Mir wird bewusst, dass er viel jünger ist als die Frau. Vielleicht überbringt er eine solche Nachricht zum ersten Mal.
    »Es wird etwas dauern, bis wir Genaueres wissen – nach solchen Vorfällen wird immer ermittelt –, aber alles deutet darauf hin, dass eine brennende Zigarette auf dem Rand eines Aschenbechers, der auf alten Zeitungen stand, den Brand verursacht hat.«
    Ich habe blitzartig ihr Wohnzimmer vor Augen, die alten, vertrauten Möbel, den Zierrat.
    »Das passiert häufig«, sagt die Polizistin. »Du ahnst nicht, wie viele Häuser auf diese Weise in Brand geraten.«
    Ich habe den Aschenbecher vor Augen, der gefährlich schief auf einem Zeitungsstapel balanciert.
    »Dummerweise scheinen sie ihren Rauchmelder während der letzten Zeit nicht kontrolliert zu haben. Eine weitverbreitete Nachlässigkeit.«
    Ich sehe den alten Rauchmelder vor mir, an der Wand neben der Küchentür, direkt hinter dem Lehnstuhl, leicht zu erreichen.
    Amy lacht nervös. »Paul hat unsere Rauchmelder vor einem knappen Monat an das Stromnetz anschließen lassen, damit ich mir keine Sorgen wegen der Batterien machen muss.« Sie lächelt schmallippig. Paul kehrt mit einem Tablett zurück, auf dem dampfende Becher und ein Teller mit Keksen stehen. »Damals fand ich das überflüssig, aber ich hätte wohl dankbarer sein müssen.«
    Die Polizistin nickt wissend. »Ist nie falsch, auf Nummer sicher zu gehen, obgleich batteriebetriebene Rauchmelder relativ zuverlässig sind, vorausgesetzt, man überprüft sie regelmäßig.«
    Ich richte meinen Blick auf die Frau,
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