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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)
Autoren: Alexia Casale
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Mutter zu helfen, aber das schaff ich nicht. Und wenn ich ehrlich bin, ist mir die ganze Sache inzwischen ziemlich egal. Lynne zeltet sowieso nie wieder. Wir werden also eh kein Silber machen, und Bronze allein wäre Blödsinn.« Sie zieht die Nase kraus und fügt hinzu: »Gut. Wir kochen. Wenn Lynne uns hilft, schmeckt es sicher halbwegs lecker, und es wäre gut für meine Mutter.«    
    »Und Lynne muss etwas essen, wenn wir schon kochen.«
    Phee wiegt ihren Kopf wieder hin und her, aber jetzt wirkt sie kritisch, und ich bin irritiert. »Fühlst du dich besser, wenn … du mir Gesellschaft leistest, weil ich mir Sorgen um meine Mutter mache? Oder Lynne bei ihren Essproblemen hilfst?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich helfe gern, falls du das meinst. Aber versteh das bitte nicht falsch – ist ja nicht so, dass es euch schlecht gehen soll, damit ich endlich mal das Gefühl habe, nützlich zu sein.«
    Phee verdreht die Augen. »Pah«, sagt sie. »Entscheidend ist wohl, dass du dich besser fühlst, wenn du uns hilfst.«
    »Pah«, erwidere ich und ziehe eine Grimasse.
    »Und wann dürfen wir uns endlich mal gut fühlen, indem wir dir helfen?«
    Ich starre sie an. »Du radelst täglich mit mir zur Schule, weil du weißt, dass Amy mir das allein nicht erlauben würde. Und du willst mit mir zum Reiten gehen. Und nach der Sache mit Sonny Rawlins habt ihr mich ausgeführt.«
    »Ja und?«, fragt Phee. »Ich möchte reiten. Und wir haben dich nur ein einziges Mal ausgeführt.«
    »Aber ich brauche nicht …«
    »Evie«, sagt Phee, und ich verstumme schlagartig. »Ich finde es supernett, dass du helfen möchtest. Aber Freundinnen tauschen sich untereinander aus. Sie teilen ihre Geheimnisse. Ich weiß, dass du dich manchmal ausgegrenzt fühlst – ja, das wissen wir«, betont sie, als ich sie unterbrechen will, »aber das liegt daran, dass Lynne mir alles erzählt. Und dass ich ihr alles erzähle. Und dass du nie etwas erzählst.«
    Phee schweigt, damit ich etwas sagen kann, aber ich bringe kein Wort hervor.
    »Wenn Lynne und ich die Köpfe zusammenstecken und dir dadurch das Gefühl geben, dich auszugrenzen, dann liegt das daran, dass du alles über uns weißt, uns aber nichts über dich anvertraust.«
    »Ihr wisst von … von Adam und meiner Adoption und …«
    Ich verstumme, als ich die Enttäuschung und den Schmerz auf Phees Gesicht sehe.
    »Evie«, sagt sie, »du weißt, dass mein Hund gestorben ist, als ich vier war, und dass Lynnes Oma gestorben ist, als sie sieben war.«
    Sie will fortfahren, schließt jedoch den Mund und holt tief Luft. Als sie mich wieder ansieht, wirkt sie nicht mehr genervt, sondern entschlossen. »Du weißt, dass wir immer ›Vom Himmel hoch, o England kommt‹ gesungen haben und nicht ›o Englein‹. Du weißt, wie mein erstes ›My Little Pony‹ ausgesehen hat. Kann sein, dass wir dir nicht helfen können, weil es um richtig schlimme Dinge geht. Trotzdem wüssten wir als deine besten Freundinnen gern, warum du weggerannt bist, nachdem du bei Lynnes Geburtstagsparty das blöde Glas zerbrochen hattest und eine ganze Stunde hinter dem Schuppen geheult und danach so getan hast, als wärst du nur auf Klo gewesen. Oder warum du jedes Mal erstarrst, wenn dir ein Lehrer im Unterricht über die Schulter schaut, und dich danach nicht mehr konzentrieren kannst. Weißt du noch, wie Miss Poole hinter dir stand, aber du nicht wusstest, dass sie es war? Du hast sie angebrüllt, dabei brüllst du nie, Evie. Das wissen wir. Aber wir wissen nicht, was dich damals so aufgewühlt hat.«
    Phee ergreift meine Hand. »Deine besten Freundinnen sollten wissen, warum du mit solchen normalen Dingen ein Problem hast. Vielleicht könnten wir trotz allem helfen. Du und ich, wir merken schließlich auch, wenn Lynne verzweifelt ist, weil sie wieder mal glaubt, zu dick zu sein, und wir wissen auch, wie wir sie beruhigen können, wenn sie meint, am nächsten Tag zehn Kilo zuzulegen, weil sie beim Essen gesündigt hat.«
    Da wird an der Tür geklingelt. Ich bin so erleichtert, dass mir der Blick fast entgeht, den Phee mit Lynne tauscht, als diese ihren Kopf zur Küchentür reinstreckt. Ich kapiere erst mit Verspätung, dass es der Blick ist, den ich Phee zugeworfen hätte, wenn Lynne unmittelbar nach meiner Idee für den Blog erschienen wäre.
    Phee grinst nur, als ich wie wild zu kichern beginne.
    »Was ist denn los?«, fragt Lynne verstimmt, die Hände in die Hüften gestemmt. »Habe ich was verpasst?«
    Ich
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