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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Boote! Mensch! Wir haben's geschafft! Wir haben es geschafft! Mach die Leuchtkugeln klar!«
    Und Alex kletterte nach oben. Er steckte die dicke Raketenhülse auf den Pistolenlauf. Die beiden seltsamen Inseln waren deutlich zu sehen, lediglich getrennt durch eine Wasserstraße. Und davor zwei weiße Boote, die in der mäßig bewegten Dünung schaukelten.
    »Schieß!« brüllte Hansen und klatschte wie ein Idiot in die Hände. »Schieß! Wir sind gerettet, wenn du weißt, was ich meine! Die Leuchtkugeln sehen sie bestimmt. Schieß endlich, Alex!«
    Die Leuchtkugel zischte hoch und entfaltete sich dann zu einem leuchtendroten Ball, der langsam zum Meer zurückfiel.
    Rettet uns!
    »Sie sind es!« schrie Fred Dylon, als die rote Kugel in den Himmel schoß. »Sie treiben!« Er rannte ins Ruderhaus, warf die Gashebel herum und ließ das Boot einen Satz ins Meer machen. Das zweite Boot folgte ihm, mit dem Kiel die Wellen durchbrechend. Dr. Rank klammerte sich irgendwo am Ruderhaus fest. Er weinte noch immer. Er merkte gar nicht, daß neben ihm sich Volker an der gleichen Stange festhielt.
    »Warum hat niemand Tomamai zurückgeholt?« rief der Junge. Sein Gesicht war verzerrt. »Ihr habt ihn ertrinken lassen! Ihr Mörder! Mörder! Mörder!« Dann mußte er schweigen, denn die Bugwellen schlugen über ihnen zusammen, und sie hatten Mühe, sich im feuchten Element zu behaupten.
    Es war Abend, als sie langsam durch die neue Wasserstraße der geteilten Insel entgegenfuhren. Alle waren an Deck, stumm, bis ins Innerste bewegt. Dies war eine Rückkehr in eine veränderte Welt, die sich ihnen in Schönheit und Frieden darbot und aus der Hölle geboren worden war. Es war wie zu Urzeiten. Der Mensch betritt das unberührte Land, um Raum für sein Leben zu schaffen. Raum für Liebe und Arbeit, für Hoffnung und Erfüllung, für Gegenwart und Zukunft. Die Baumanns standen vorn am Bug des Bootes, die Arme gegenseitig um die Schultern gelegt und sahen schweigend auf die beiden neuen Inseln. Dr. Rank hockte neben Dylon im Ruderhaus. Balolonga saß am Heck. Er widmete seiner zerstörten Insel keinen einzigen Blick. Er glich einem sitzend beerdigten Toten.
    »Wollen wir es noch einmal versuchen?« fragte Baumann glücklich. Er drückte Volker an sich. Der Junge nickte. Er dachte an den vom Meer gnädig aufgenommenen Tomamai, der sich seinen Göttern geopfert hatte, um diesen Inseln das ewige Leben zu bewahren.
    »Ich bleibe für immer hier«, sagte er. »Und du, Papi?«
    »Marga?« Baumann sah seine Frau an. »Es liegt bei dir. Claudia wird heiraten, Volker wird einmal auch seinen Weg gehen. Können wir allein auf dieser Insel leben? Sag jetzt nicht ja oder nein. Du sollst dich nicht aufopfern, denn ich will, daß du glücklich bist.«
    »Ja.« Sie sagte es fest. »Du weißt doch, daß ich nur sein kann, wo auch du bist.« Sie sahen sich lange an, und Margas Augen strahlten wieder wie damals, als der schmächtige Alex Baumann mit wenig Geld, aber voller Ideen zu ihr gesagt hatte: Willst du mich heiraten? Und wie heute war auch damals ihr Ja aus ganzem Herzen gekommen.
    Sie sahen sich an, bis Volker seine Mutter schüchtern in die Seite stieß. »Mutti!« sagte er. »Sieh Papi nicht mit so furchtbar großen Augen an! Willst du ihn denn hypnotisieren?«
    Da lachten sie, und ihr Lachen klang hinüber zu den beiden Inseln, auf denen sie jetzt Hunde und Katzen, Schafe und Schweine, Hühner und Ziegen sahen. Und Dr. Ranks Haus war noch da, anscheinend für ewige Zeiten mit dem Felsen verschmolzen. Die Möwen kreisten schon wieder um die Palmenwipfel, und im Buschland würden bald wieder die herrlichen Kardinalvögel ihre Nester bauen.
    Am Heck des zweiten Bootes stand Titus Hansen, abseits von den andern. Er wandte den Kopf. Dort hinten irgendwo lag jetzt das kleine U-Boot auf Grund. Vor einer Stunde hatten sie alle Ventile geöffnet und es versenkt. Es war sinnlos, das Boot zu behalten, und Fred Dylon hatte gesagt: »Die Navy nimmt es Ihnen doch ab, wenn die Geschichte bekannt wird. Und was hier geschehen ist, wissen nur wir, und es bleibt unter uns. Fluten Sie das Boot, Sir!« Und wie ein stolzer Fisch war es alsbald weggetaucht in die Ewigkeit.
    Beim Abendrot gingen sie auf der linken Insel an Land. Dr. Rank marschierte voraus, seine zerbeulte Trompete unterm Arm, und als er auf dem alten Weg stand, der hinauf zu seinem Haus führte, trat er einen Schritt zurück und machte eine einladende Bewegung. »Alex, nehmen Sie Ihre Familie und gehen Sie
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