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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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soll den Wald absuchen. Sich einmal im Leben nützlich machen.«
    Ich weiß nicht, ob Daniel widersprach. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich vom Fußboden aufzurappeln, nachdem Marstens Stoß mich quer durch den Raum befördert hatte. Bevor ich es geschafft hatte, hatte Marsten ein Knie in meinen Rücken gestemmt und hielt mich auf dem Boden fest. Ich rechnete damit, als Nächstes gefesselt zu werden; das aber geschah nicht. Vielleicht hielt Marsten mich nicht für hinreichend gefährlich. Sekunden später hörte ich hinter mir Schritte. Ich roch LeBlanc, der sich zu Daniel und Marsten gesellte. »Olson ist fort«, sagte Daniel.
    »Und zwar endgültig, nehme ich an«, bemerkte Marsten. »Was glaubst du, wie sie uns sonst gefunden haben könnte? Aber natürlich ist es ein schwerer Verlust für die gute Sache. Man weiß doch nie, wozu man einen Kinderschänder noch mal brauchen kann.«
    »Er hatte noch andere –«, begann Daniel und hielt dann abrupt den Mund. »Thomas, raus mit dir. Sieh dich nach den anderen um.« Die Haustür schlug hinter LeBlanc zu.
    »Das ist mal ein folgsames Hündchen, das du dir da besorgt hast«, sagte ich, während ich das Gesicht vom Boden hob. »Du weißt, dass er am Flughafen versucht hat, mich umzubringen? Bevor ich nach Toronto gegangen bin?«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann lachte Daniel. »Nicht schlecht, Elle. Versuchst du Zwietracht zu säen?«
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass das noch nötig ist.«
    »Na, na, Elena«, sagte Marsten, während sein Knie mich noch flacher auf den Boden drückte. »So sehr wir alle dein Mundwerk bewundern, dies ist nicht der beste Zeitpunkt, um es einzusetzen.«
    »Vergiss nicht, wer unten im Keller ist«, sagte Daniel. »Und jetzt bist du kaum noch in der Lage, ihn zu verteidigen.«
    Ich klappte den Mund zu und versuchte abzuschätzen, wie lang Jeremy, Antonio und Nick brauchen würden, um hier einzutreffen. Mindestens eine Viertelstunde, um aufzuwachen, sich anzuziehen und ins Auto zu steigen, eine weitere halbe Stunde für die Fahrt. Als LeBlanc zehn Minuten später wieder hereinkam, wusste ich, dass er niemanden gefunden hatte. Sie konnten noch nicht hier sein.
    »Keiner da«, sagte er, während er sich den Schmutz von den Stiefeln trat.
    »Nimm das Auto«, sagte Daniel. »Fahr ein bisschen rum und überprüf's. Achte auf Autos am Straßenrand. Sie müssen den Wagen genommen haben.«
    Einen Augenblick lang rührte sich LeBlanc nicht von der Stelle. Ich glaubte schon, er würde Daniel mitteilen, wohin er sich seine Anweisungen schieben konnte. Stattdessen griff er nach seiner Jacke und einem Schlüsselbund und stapfte zur Tür hinaus. Diesmal blieb er mindestens zwanzig Minuten lang fort, und in der Zwischenzeit sagte weder Daniel noch Marsten ein Wort. Als LeBlanc schließlich zurückkam, gelang es mir, den Kopf zur Seite zu drehen, so dass ich ihn grinsen sah.
    »Was?«, fragte Daniel.
    »Oh, das müsste euch gefallen. Die Kavallerie ist aufgehalten worden.« Er ließ mich in den Genuss seines Haifischgrinsens kommen. »Sie sind oben am Pinecrest, direkt am Highway, in der Obhut der zuständigen Polizeistreife. Die Bullen haben sie eingesammelt. Weiß nicht warum, aber sie nehmen das Auto auseinander. Was sagt ihr jetzt?«
    »Ich sage, es ist Blödsinn«, sagte ich.
    Sein Grinsen wurde noch breiter. »Grüner Ford Explorer? Drei Typen? Alle dunkel. Zwei über einsachtzig, dünn. Der älteste kleiner als ich, Schultern wie ein Quarterback. Als ich vorbeigefahren bin, hat der junge Typ gerade versucht, sich in den Wald davonzuschleichen. Und als ich zurückgekommen bin, hatten sie ihn erwischt und ans Auto gestellt.«
    »Blödsinn«, sagte ich.
    LeBlanc lachte. »Das klingt schon nicht mehr ganz so überzeugt.«
    »Es reicht«, sagte Marsten, während er mich auf die Füße zerrte. »Ewig werden sie sie nicht aufhalten.« Er riss mir die Handgelenke auf den Rücken und hielt sie mit einer Hand fest. »Tommy, hol unseren zweiten Besucher nach oben. Zeit, sich abzusetzen.«
    LeBlanc drehte sich um und starrte ihn an. »Absetzen? Das hier ist doch genau das, was ihr Typen wolltet, oder nicht? Dieses ›Rudel‹ erledigen? Wir haben zwei davon hier. Die letzten drei sind unterwegs. Drei gegen drei, und wir sind gewarnt. Wir sind im Vorteil.«
    »Hol Clayton rauf«, sagte Daniel.
    »Was soll der Scheiß –« LeBlanc sah von Marsten zu Daniel. »Das hier ist es doch. Der Showdown am OK Corral. Zeit zu töten. Erzählt mir
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