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Die Nacht der lebenden Trekkies

Die Nacht der lebenden Trekkies

Titel: Die Nacht der lebenden Trekkies
Autoren: Kevin David Anderson
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dem holographischen Arzt der Serie verblüffend ähnlich. Jim erkannte in dem Gast sofort den Hauptredner der Convention, den Exobiologen der Universität Harvard.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Dr. Sandoval?«
    Der Gelehrte zuckte zusammen. »Sie kennen mich?«
    »Ich habe gerade das Plakat gesehen, das Ihren Vortrag ankündigt«, erläuterte Jim. »Ist ganz schön heldenhaft von Ihnen, für eine Trekkie-Horde so eine lange Reise zu machen.«
    »Ach, das macht mir überhaupt nichts aus«, sagte Sandoval sichtlich erleichtert. »Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil meines Jobs. Und gerade diese Convention möchte ich um keinen Preis missen.«
    »Sie waren früher schon mal hier?« Jim empfand eine leichte Überraschung. Es gab ja viele Treffen von Science-Fiction-Fans, die größer waren als das in Houston, und im August hier zu sein, war kaum erstrebenswert.
    »Ich komme jedes Jahr«, erwiderte Sandoval. »Houston ist ein toller Ort, um … Neuigkeiten über meine Arbeit zu verbreiten.«
    »Gibt’s denn irgendwelche größeren Durchbrüche in der Exobiologie?«, fragte Jim.
    »Das könnte man sagen«, erwiderte Sandoval lächelnd. »Aber wenn Sie mehr erfahren wollen, müssen Sie schon bis morgen warten. Wenn Sie mir inzwischen sagen könnten, wo ich hier den Raum für kleine Exobiologen finde, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
    Jim wies dem Gelehrten den Weg durch den Korridor, dann machte er sich zum Endeavour Room auf. Bald fand er sich in einem riesigen außerirdischen Flohmarkt wieder. Das erste Viertel des Ausstellungsraums war von Händlern belegt. Hier standen zwei bis drei Meter lange Tischreihen, die durch Zwischenwände unterteilt waren. Etwa hundert Händler waren anwesend – sie sorgten für die typische Atmosphäre einer Messe.
    Weniger typisch war freilich das Zeug, das sie zum Verkauf anboten. Als Jim tiefer in die Tagungsräumlichkeiten vordrang, sah er Stände, an denen man alles erstehen konnte, von Wackel-Spocks und Kirk-Nussknackern bis zu Kaffeetassen mit »Raumflotten-Akademie«-Aufdruck. Er sah Fläschchen mit Pon-Farr-Parfüm für Frauen, eine USB -Webcam in der Form der USS Enterprise – und sogar den Nachbau des Kommandantensessels im Maßstab 1: 1.
    Perfekt für die Dumpfbacke, die alles hat, außer Umgang mit dem wirklichen Leben, dachte Jim im Vorübergehen.
    Vor einigen Verkaufsständen – nicht alle waren geöffnet – standen schon einige Leute herum. Die Veranstaltung hatte offiziell um 1 2: 00 Uhr begonnen, doch wie die meisten Tagungen dieser Art würde sie erst am Wochenende ihren Höhepunkt erreichen. Bei den Leuten, die jetzt schon da waren, handelte es sich um die Härtesten der Harten und Umtriebigsten der Umtriebigen. Jim erspähte einen Mann, der schon über seine besten Jahre hinaus und wie ein Talosianer gekleidet war. Dann sah er einen vagabundierender Knirps, der den Barlok aus »Pokerspiele« gab.
    Egal wie die Leute kostümiert waren: Jim identifizierte sie schnell und mühelos. Das heißt, bis er den Weg eines Wesens kreuzte, das eine rosa Latzhose und eine Werwolfmaske trug.
    Das Kostüm war so absurd, dass Jim sich fragte, ob der Kostümierte überhaupt wusste, wo er hier war: Der Typ sah aus wie ein Charakter aus einem abgefahrenen japanischen Videospiel.
    Dem Werwolf fiel auf, dass Jim ihn begutachtete.
    »Na los«, sagte er. »Dreimal darfste raten.«
    Plötzlich machte es Klick.
    »Du bist ein Kzinti aus der Zeichentrickserie.«
    »Verdammt!«, rief der Mann. »Du bist der Erste, der draufgekommen ist!«
    »Es ist zwar ’n tolles Kostüm«, sagte Jim, »aber die Zeichentrickserie gehört ja wohl nicht zum offiziellen Star Trek -Universum.«
    »Darüber kann man wirklich streiten. Wenn man davon ausgeht, dass die Zeichentrickfilme kein offizieller Bestandteil des Universums sind, wie erklärst du dann Kirks zweiten Vornamen Tiberius? Der wurde nämlich zuerst in einer Zeichentrick-Episode erwähnt.«
    Jim verspürte ein überraschend starkes Verlangen, dem Mann zu antworten. Früher hatte er sich in einer Vielzahl von Internet-Chatrooms herumgetrieben, um sich kundig zu machen, ob die obskure Zeichentrickserie, die von 1973 bis 1974 – eineinhalb Jahrzehnte vor seiner Geburt – auf NBC gelaufen war, ein vollwertiger Bestandteil des Star Trek -Universums war. Er wusste sogar, dass die wolfsähnlichen Kzinti rosa Uniformen getragen hatten, weil der Regisseur dieser Episode farbenblind gewesen war und nicht erkannt hatte, wie absurd sie darin
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