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Die Nacht der lebenden Trekkies

Die Nacht der lebenden Trekkies

Titel: Die Nacht der lebenden Trekkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin David Anderson
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wirkten.
    In seiner Jugend hätte Jim Stunden damit zugebracht, die Feinheiten der inneren Logik der Serie mit einem Rosa tragenden Mann zu diskutieren. Doch das war vor seiner Militärzeit gewesen; vor Afghanistan; bevor er die wahre Welt ausprobiert hatte. Die wahre Welt, die seine Leidenschaft für die Fernsehserie ausgelöscht hatte.
    »Ein sehr interessanter Standpunkt«, sagte Jim höflich zu dem Pseudo-Kzinti. »Ich hoffe, du hast Spaß auf der Veranstaltung.«
    Der Händlerbereich lag fast hinter ihm, als ein Stand seine Aufmerksamkeit erregte. Er war voller tödlich wirkender zweischneidiger Waffen von fremdartigem Äußeren. Hinter dem Klapptisch ragte ein bedrohlicher Anblick auf – ein riesiger, finster dreinblickender Klotz von einem Mann in einer hundertprozentigen Klingonenmaske. Zu seinem Aufzug gehörten ein gewaltiger Schädelkamm und schulterlanges, rötlich schwarzes geflochtenes Haar, das wie eine Mähne über seine dunkle Haut fiel. Jeder Quadratzentimeter seines wie gemeißelt wirkenden, zwei Meter großen Körpers war in makellos geschnittenes Leder und einen Metallpanzer verpackt.
    Jim trat an den Stand heran und untersuchte einen äußerst schweren exotisch aussehenden Dolch. Auf dem Griff war ein Knopf. Als er ihn drückte, sprangen zwei kleinere gefederte Klingen daraus hervor.
    »Das ist ein D’k tahg«, dröhnte der Klingone. »Es ist beste Handarbeit. Ein Krieger wie du könnte damit eine Menge Hu’q erlegen.«
    Jims Blick fiel auf die Klinge. Er sah auf den ersten Blick, dass die Schneide stumpf war.
    »Geschliffene Waffen habt ihr aber nicht, oder?«, fragte er.
    Der bärbeißige Ton des Klingonen wurde etwas sanfter.
    »Du gehörst zum Hotel?«, fragte er.
    »Yeah.«
    »Keine Sorge«, sagte der Klingone. »An meinem Stand ist nichts geschliffen. Ich habe zwar auch ein paar scharfe Klingen mitgebracht, aber die sind in meinem Zimmer unter Verschluss.«
    Jim bedankte sich für die Kooperation. Zu den größten Gefahren von Science-Fiction-Conventions gehörten scharfe Klingen in Ausstellungsräumen. Die meisten Besucher brachten sie natürlich nicht in der Absicht mit, jemanden zu verletzen: Sie wollten ihrem Aufzug nur etwas mehr Echtheit verleihen. Doch wenn die Besucherzahlen unerwartet hochschnellten und die Gäste alle Gänge verstopften, konnten angespitzte Klingen zu einer echten Belastung werden. Man brauchte nur einen Menschen, der sich vordrängelte, um einen Blick auf Patrick Stewart zu werfen, dann war das Ergebnis eine durchbohrte Lunge.
    »Das ist ja ein außerordentliches Sortiment«, sagte Jim. »Schmiedest du die Dinger alle selbst?«
    Der Klingone lächelte und enthüllte einen Mund voller angespitzter Zähne. Sie waren natürlich nicht echt. Zumindest nahm Jim an, dass sie nicht echt waren.
    »Ich bin Martock, Waffenbauexperte und Zweiter Offizier auf dem Bird of Prey Plank’Nar.«
    »Nee, echt«, sagte Jim. »Sprich Englisch.«
    »Mir gehört ’n Metallbetrieb in Atlanta«, sagte Martock. »Das Zeug hier mach ich nur so nebenbei. Lohnt sich aber sehr. Ich mach auch beim Herrn der Ringe, bei Xena und beim Highlander mit. Eigentlich überall. Wenn du einen Film siehst und dir irgendwas gefällt, was drin vorkommt, kann ich dir ’ne Kopie davon machen.«
    Jim begutachtete die ausgestellten Waffen. Er sah Dolche unterschiedlicher Länge, die ausnahmslos verdrehte, übel aussehende Klingen aufwiesen. Er fand auch mehrere lange halbmondförmige Gerätschaften mit drei in Leder gefassten Griffen an der einen und vier Schwertspitzen und einer meterlangen Schneide an der anderen Seite.
    »Hübsche Bat’leths«, sagte er. »Sehen sehr echt aus.«
    »Im ganzen Reich findet man keine besseren Ehrensäbel.«
    »Tja, dann wünsch ich dir viel Umsatz. Viele Besucher sind ja noch nicht hier.«
    »Manchmal ist am ersten Tag wenig los«, sagte Martock. »Und der Typ da ist auch nicht gerade hilfreich.«
    Er deutete auf die Bühne, die man im Saal aufgebaut hatte. Martocks Verkaufsstand befand sich in der letzten Reihe des Händlergebiets, deswegen blickte er genau auf die Darbietung des heutigen Tages. Jim und der Klingone erspähten einen dicken, graugrün geschminkten Mann mit einer pechschwarzen Rockabilly-Frisur. Er trug einen Overall und ging gerade auf die Bühne.
    »Ach, Kacke.« Martock wich instinktiv einen Schritt zurück. »Es geht schon wieder los.«
    Jim grinste. »Ich dachte, Klingonen zeigen es nicht, wenn sie Angst haben.«
    »Wer sich den Typen anhören muss,

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