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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin
Autoren: Phil Rickman
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viel Zeit damit, dem armen alten Gomer dabei zu helfen, aus den Trümmern zu retten, was zu retten war. Er baute den Zaun wieder auf, um die Diebe draußen zu halten, und als er feststellte, dass es Gomer nicht über sich brachte, einen gewissen Bereich des Betriebshofes zu betreten, räumte er selbst dort auf.
    Und so schimmerte hinter den geschwärzten Ruinen von Gomers Firma eine neue Zukunft für Danny auf. Zugegeben, es war nicht die große Musikerkarriere, von der Danny immer geträumt hatte, aber es bedeutete, dass er ganze Tage aus dem Tal herauskam. Er würde neue Orte und neue Leute kennenlernen. Und der alte Gomer Parry war ein guter Typ.
    Eine Zeitlang war Danny Thomas so begeistert von den neuen Aussichten, dass er sich beinahe wie der große David Crosby die Haare abgeschnitten hätte.
    Mit Jeremy Berrows hatte er nichts mehr zu tun, bis es langsam Winter wurde, sich das Laub an den Bäumen rostrot färbte, die Schädel der Stanner Rocks feucht schimmerten wie von kaltem Schweiß und die traditionelle Ruhe und Beständigkeit des Grenzlandes schwer in Frage gestellt wurde.
    Traditionelle Ruhe und Beständigkeit: was für ein verdammter Witz.

[zur Inhaltsübersicht]
Teil eins
     
    Es passierte einem Mann, der spätabends mit dem Fahrrad nach Kington zurückfuhr. Während des Krieges hatte er in der Munitionsfabrik gearbeitet. In der Nähe von Hergest Court sah er einen enorm großen Hund, den er noch nie zuvor gesehen hatte und auch danach niemals wieder sah. Der Hund hatte riesige Augen – das beeindruckte den Mann am meisten, die Größe dieser Augen. Der Hund griff ihn nicht an, und der Mann trat einfach weiter in die Pedale, und ich vermute, dass er das recht schnell tat. Er hatte den Eindruck, dass ihm gerade etwas völlig Unwirkliches passiert war.
     
    Bob Jenkins, Journalist, Kington

1  Ohne den Gesang
     
    Normalerweise würde es ihr nicht einfallen, nichtrauchende Gemeindemitglieder einzuräuchern, schon gar nicht so kurz nach einem Gottesdienst. Aber dieser Abend war eine Ausnahme. An diesem Abend brauchte Merrily nicht nur eine Zigarette, sondern auch das, was diese Zigarette über Merrily sagte.
    Die Zigarette sagte:
Diese Frau ist ein menschliches Wesen. Diese Frau hat Schwächen. Aber diese Frau ist, in Anbetracht der nachgewiesenen Schäden des Passivrauchens, auch egoistisch und gedankenlos. Dies ist eine Seriensünderin.
    Nur schien das nicht anzukommen. Brenda Prossers Augen glühten beinahe. Zwei Mal hatte sie sich schon an den Küchentisch gesetzt und war von der Energie, die sich in ihr gestaut hatte, wieder auf die Füße getrieben worden. Sie musste sich an der Rückenlehne ihres Stuhls festhalten, damit ihre Hände nicht zitterten, und dennoch überwältigte sie die Freude, sodass sie nicht anders konnte, als kopfschüttelnd und hilflos lächelnd dazustehen.
    «Weg.» Das sagte sie etwa zum vierten Mal. Brenda genoss die strenge Endgültigkeit in diesem Wort. Weg. Weg. Weg.
    «Als ob es nie da gewesen wäre, Frau Pfarrer», sagte Big Jim Prosser. Sein hellgrauer Anzug war regennass und sah an den Schultern beinahe schwarz aus. Er stand mit dem Rücken zu dem alten Aga-Herd in der Pfarrhausküche, und in dem Aga rumorte das Feuer.
    Und Merrily rauchte und fragte sich, wie sie darauf reagieren sollte. Aber ihr innerer Bildschirm war leer. So leer wie Ann-Maries Computertomographie.
    «Das ist ein Wunder, eindeutig», sagte Jim.
    Oh nein, jedes Wort, nur dieses nicht.
    «Und, wie ich schon zu Jim gesagt habe, bestimmt nicht das erste.» Brendas Stirn schimmerte immer noch vom Regen, als habe sie gerade eben die Taufe bei den wiedergeborenen Christen hinter sich gebracht. «Nicht das erste, seit Sie die Abendandacht wieder eingeführt haben.»
    «Ohne den Gesang.» Merrily setzte sich und stand gleich wieder auf, um den Wasserkessel für den Tee zu füllen. Ein dichter Regenvorhang wehte vor dem Fenster über der Spüle.
    Brenda und Jim hätten in der Kirchenvorhalle auf sie warten können. Aber nachdem die anderen aus der Kirche gegangen und unter ihren Regenschirmen verschwunden waren, hatten die beiden zwischen den Gräbern auf dem Friedhof gestanden, beide ohne Kopfbedeckung, als wäre ihnen der heftige Regen überhaupt nicht bewusst. Als hielten sie sich in einem Paralleluniversum auf, in dem es weder kalt war noch regnete.
    In Wahrheit, hatte Jim erklärt, als sie Merrily zum Pfarrhaus folgten, hatten sie einfach mit niemand anderem sprechen, keine der naheliegenden Fragen
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