Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Juwelier stammte auch ihr Verlobungsring. Mary zeigte ihn überall herum, und Jeremy war stolz wie ein Pfau, falls man sich einen Pfau in Arbeitshemd und ausgebeulten Jeans vorstellen konnte.
     
    Sie standen nun etwa sechzig Meter oberhalb des Wohnmobils. Es war hellblau, auf der Dachfläche schien etwas Dunkelblau durchzuschimmern. Die Marke war schwer zu erkennen, und es war ziemlich alt, vermutlich waren es also keine ausländischen Touristen, die nur einfach nicht wussten, dass man nicht ungefragt auf fremder Leute Grund und Boden campen durfte. Ausländische Touristen hatten nämlich luxuriöse neue Campingmobile.
    Jeremy wirkte ziemlich nervös.
    «Ich sag dir was», sagte Danny. «Ich gehe erst mal allein runter und rede mit den Leuten, was hältst du davon?»
    Jeremy sah ihn dankbar an, und seine Schultern entspannten sich. Flag, der Hund, spürte, dass die Anspannung nachließ, legte sich hechelnd ins Gras, und Danny ging alleine weiter in Richtung der Senke, deren Böschung stellenweise ausgewaschen war. Der Wasserlauf unten war beinahe ganz ausgetrocknet. Die blühende Hecke verbarg die Umgehungsstraße, aber nicht die Stanner Rocks, und Danny sah in den Felsen immer noch Gesichter und den toten Riesen. Vor Urzeiten, auf einem Acid-Trip, hatte er einmal beobachtet, wie der Kopf des Riesen zu grünem Schleim verwest war. Echt, nie wieder.
    «Hallo? Jemand da?», rief Danny.
    Jetzt war er nahe genug, um sagen zu können, dass das hier keine New-Age-Zigeuner waren. Das Wohnmobil war zwar alt, aber sauber und gut gepflegt und nicht bemalt. Keine Parolen, keine Pentagramme. Und an den Fenstern hingen richtige Rollos. Und es war das einzige Fahrzeug hier. Wo war der Kleinbus hin?
    Danny stieg über ein paar Holunderäste, die ordentlich abgesägt und aufgestapelt waren, damit sie hier in aller Ruhe verrotten konnten, weil Jeremy nämlich niemals Holunderholz verbrannte, denn Holunder war das Holz des Teufels und brachte einem kein Glück.
    «Hallo? Ist hier jemand?»
    Er ging zu dem Wohnmobil hinüber und spähte auf der Fahrerseite hinein. Er musste daran denken, wie er einmal auf seinem eigenen Land ein Auto gefunden hatte – einen edlen BMW , der ganz nah an einem Weidegatter abgestellt worden war. Der Motor war gelaufen, und ein Stück Gartenschlauch steckte mit dem einen Ende im Auspuff und war mit dem anderen in einen schmalen Fensterspalt geklemmt, und in dem Wagen saß ein Mann mit einem schwarzen Anzug, und dieser Mann war im Gesicht bläulich angelaufen und mausetot.
    Eine Ringeltaube flatterte geräuschvoll aus der Hecke auf. Danny fuhr herum und stellte fest, dass sie sich über ihm befanden. Beide.
    Eine Frau und ein Mädchen. Sie standen auf der Wiese mitten in der Sonne, und sie waren überhaupt nicht so, wie Danny erwartet hatte.
    «Alles in Ordnung?», erkundigte er sich freundlich. War er womöglich ein bisschen enttäuscht, weil sie in ihren hellen Oberteilen, ihren Jeans und Turnschuhen so normal aussahen? Weil sie keine wilden Typen mit Tattoos und Ketten und Ringen in der Nase waren?
    «Oh, Mist.» Die Frau kam zu ihm herunter. «Ich schätze, wir haben Hausfriedensbruch oder so was begangen.»
    Danny zuckte mit den Schultern.
    «Es war schon spät», sagte die Frau, «und wir waren völlig fertig. Tut mir leid.»
    Danny sagte: «Wohin sind die anderen verschwunden?»
    Die Frau blinzelte und schüttelte ihre langen dunkelbraunen Haare. Das Mädchen hielt sich dicht an ihrer Seite, wie Flag, der Hirtenhund, sich an Jeremy hielt. Das Mädchen war so um die vierzehn.
    «Die in dem Kleinbus», sagte Danny. «Mit einem Pentagramm an der Seite.»
    «Ach so, ja.» Der Aussprache nach war die Frau Engländerin. «Die sind weg. Schon ziemlich früh heute Morgen. Wir haben sie gestern zufällig kennengelernt, eine Frau und zwei Typen. Sie wollten zu demselben Stellplatz wie wir, nur war der geschlossen, und wir hatten fast kein Benzin mehr, und es wurde langsam dunkel, und ich habe angefangen zu überlegen, was wir machen sollen, wenn alle Stellplätze geschlossen sind. Ich meine ... ich kenne mich in dieser Gegend nicht besonders gut aus, und ich wusste nicht, wo wir uns über Nacht hätten hinstellen können. Dann hat die Frau gesagt: ‹Oh, wir waren schon oft hier, wir können euch einen guten Platz zeigen.› Und so sind wir dann hier gelandet.» Sie zuckte mit den Schultern. «Tut mir echt leid. Aber na ja, es war dunkel und ich ... Wir haben ja kein Lagerfeuer oder so gemacht. So was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher