Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
angefangen und war nicht mehr zu Jeremy Berrows zurückgekommen, und vermutlich wollte der Junge am liebsten nicht daran erinnert werden.
    Der Junge.
Er musste inzwischen Ende dreißig sein, aber er hatte etwas so Unverbrauchtes, Frisches, was bei Bauern ziemlich selten vorkam. Die meisten hatten wettergegerbte Haut, die an alte Backsteine erinnerte – so wie bei Danny, auch wenn man zwischen dem grauen Bart und dem langen, strähnigen Haar nicht so viel Haut sehen konnte. Aber es lag nicht nur daran. Jeremy hatte etwas Unschuldiges an sich, und das war bei einem Bauern ebenfalls ziemlich selten, vor allem bei einem, der erfolgreich wirtschaftete. Außerdem hatte Jeremy eine starke ...
Bindung
an dieses Stückchen Grenzland. Die Art Bindung, die damit einherging, dass man solche Sachen wusste wie: Treibt die Eiche vor der Esche, ist der Sommer eine Wäsche. Ganz gleich, wie man dieses Wissen nennen wollte, in Danny Thomas war dieser Strom längst ausgetrocknet und hatte nichts als eine trostlose Wüste des Bedauerns hinterlassen.
    «Da unten ist es.» Der Junge nickte in Richtung des Wäldchens am Ende der Weide, wo sich ein paar Lämmer aneinanderdrängten. «Auf der anderen Seite von der alten Rosskastanie. Siehst du ihn?»
    Sie standen nun auf einer leichten Erhöhung und hatten freien Blick über Jeremys gesamtes Land, das beinahe vollkommen von dem riesigen Gebiet umschlossen wurde, das Sebbie Three Farms gehörte, dem Räuberbaron. Und man sah den großen, nackten Fuß des Riesen an der Seite der Stanner Rocks. Unterhalb der Stirnseite des Felsmassivs machte die Hauptstraße einen Bogen um Kington, und gerade zog ein langer, gelber Containerlastwagen darauf vorbei wie eine Erscheinung aus einer anderen Zeitzone. Danny fragte sich, ob Jeremy den Lastwagen überhaupt bemerkte – oder ob er nur Gras und Bäume und die Lämmer und die Weißdornbäume mit ihren zarten Blüten wahrnahm.
    Und die Eindringlinge. Diese Wohnmobile, die nicht dort stehen sollten. Dannys Blick folgte dem Schafspfad bis ans Ende der Weide, wo er ein blaues Dach ausmachen konnte, das die Sonne reflektierte. Bewegungen konnte er dort unten allerdings nicht feststellen, und Geräusche gab es ebenfalls keine.
    «Anscheinend schlafen sie noch», sagte er. «Bleiben nachts immer lange auf, solche Leute, dröhnen sich mit Alkohol und Dope zu. Und mit Musik. Hast du gestern Abend hier Musik gehört?»
    Jeremy schüttelte den Kopf, und Danny sah wehmütig zum Hergest Ridge hinüber, einem langgestreckten Höhenzug, der sich bis nach Wales erstreckte und berühmt geworden war, weil Mike Oldfield sein zweites Album nach ihm benannt hatte. Mike Oldfield war das Aufregendste, was Kington je passiert war: oben auf dem Ridge mit seinen Drachen und zu Hause auf seinem Bauernhof mit seinen ... schon der Gedanke daran ließ Danny Thomas den Atem stocken ...
zwanzig Gitarren.
    Danny hatte drei Gitarren in seiner Scheune: zwei akustische und eine Les Paul. Seine Fender Strat Classic hatte er letzte Weihnachten verkauft. Es hatte ihm beinahe das Herz gebrochen, aber sie brauchten unbedingt einen neuen Herd, und Greta hatte schon viel zu lange darauf warten müssen. Und Mike Oldfield war auch schon lange weg, nur Danny war zurückgeblieben, hockte in seiner Scheune, riffte sich durch die Abende und zählte all die verpassten Gelegenheiten, bei denen er einem Leben als Bauer hätte entkommen können.
    «Nein, keine Musik», sagte Jeremy. «Vielleicht wollten sie sich erst mal unauffällig verhalten.»
    «Glaubst du?»
    Nach Dannys Erfahrung war unauffälliges Verhalten nicht gerade die Spezialität dieser Leute.
    «Sie sind dort, wo die Krähe gekreist ist», sagte Jeremy. «Genau über dem Wohnmobil.»
     
    Jeremy hatte um halb sechs Uhr morgens angerufen.
    «Hippies», hatte er gesagt.
    Das war
keins
von Dannys Lieblingswörtern. Es waren seit über dreißig Jahren keine Hippies mehr gekommen, aber die Leute in dieser Gegend hingen an ihren alten Ausdrücken: Und sie hatten Danny selbst immer so genannt.
Danny Thomas. Ein verdammter Hippie. Wir wissen doch alle, was er in Bryncot Dingle anbaut. Wenn sein Vater nicht schon tot wär, das würd ihn umbringen.
    Danny hatte den Toaster abgestellt, Wishbone Ash leiser gedreht und es sich genauer erklären lassen. Für manche der eingesessenen Bauern war nämlich jeder ein Hippie, der nicht Tweedmütze, Gummistiefel und grüne Anglerhosen trug.
    «So’n altes Wohnmobil», sagte Jeremy, «mit kleinen Fenstern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher