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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin
Autoren: Phil Rickman
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im Dach. Und noch so ein Kleinbus mit einem von diesen komischen Sternen an der Seite.»
    «Ein Pentagramm?»
    «So was.»
    «Und es sind nur zwei Fahrzeuge?»
    «Soweit ich gesehn hab. Könnten aber auch noch ein paar zwischen den Bäumen stehen.»
    «Bist du nicht rüber, um nachzusehen?»
    Jeremy sagte nichts. Er wäre niemals näher rangegangen, nicht mal im Dunkeln, wenn er, wie jeder wusste, zwischen den Schafen und Rindern herumstrich und dabei aussah wie ein Wilderer. Doch in Wahrheit bewachte er das Vieh. Nie holte sich der Fuchs eins von Jeremys Lämmern; es war, als hätten Jeremy und der Fuchs da eine Abmachung getroffen.
    Dann war Greta in die Küche gekommen und mit klatschenden Badelatschen über das abgetretene Linoleum gegangen. Sie trug ihren alten rosafarbenen Hausmantel und hatte violette Schatten unter den Augen, und Danny dachte an den Herd, um den sie nie gebeten hatte, und daran, dass der Herd viel zu wenig war.
    Seufzend wartete er mit dem Hörer am Ohr, bis Jeremy hustete und sehr zögernd sagte: «Es ist nur ... weißt du, ich hab gedacht, ob du vielleicht ... verstehst du?»
    «Klar, verstehe», sagte Danny.
    Früher war das schmeichelhaft gewesen. Als die New-Age-Jünger in den Achtzigern und Neunzigern plötzlich in ganzen Horden aufgetaucht waren, hatten sich die Bauern aus der Gegend schon allein von ihrer schieren Anzahl bedroht gefühlt, und es hatte lange gedauert, bis die Polizei die richterliche Genehmigung bekam, die Leute wegzuschicken. Damals hatte Danny zeigen können, was er draufhatte – ein Bauer, der selber aussah wie einer von diesen Hippie-Zigeunern, der sich mit ihrer Musik auskannte und ihre Art verstand. An einem Sommerabend hatte er seine Les Paul, seinen kleinsten Generator und seinen Mini-Verstärker zu ihrem Lager bei Forest Inn mitgenommen und mit einem Typen, der sich Judas nannte und aus Nuneaton stammte, eine Jam-Session hingelegt, die bis zum Sonnenaufgang dauerte. Diese Leute waren das verdammt größte Publikum gewesen, das Danny je gehabt hatte. Er hatte ihnen ein Fass Diesel für ihre Busse gespendet, und am nächsten Tag waren sie weitergezogen, kein Problem.
    Die Bauern waren natürlich äußerst zufrieden gewesen, sogar Sebbie Dacre, der drauf und dran gewesen war, persönlich dafür zu sorgen, dass sich jemand um die Eindringlinge
kümmerte.
Danny Thomas mochte ein verlauster, langhaariger Kiffer sein, aber er wusste anscheinend, was er zu tun hatte, wenn es darauf ankam: Danny, der Unterhändler, Danny, der Diplomat. Der
Hippie-Flüsterer
hatte sogar mal irgendein Blödmann im
Eagle
in New Radnor gesagt. Dieser Typ hätte sich keine Sekunde lang vorstellen können, dass Danny Thomas während seiner Jam-Session die ganze Zeit innerlich geschrien hatte:
Nehmt mich mit! Bitte! Holt mich hier raus!
    Und damals war die Lage noch nicht mal so schlecht gewesen. Inzwischen war die Landwirtschaft zu einem todkranken Patienten geworden, der nur am Tropf von EU -Unterstützungen überleben konnte. Danny kaufte kaum noch Vieh nach und hoffte einfach, dass sich irgendetwas Besseres auftun würde. Die Preise waren lächerlich, er freute sich nicht einmal mehr auf die Heuernte, weil sie genauso sinnlos geworden zu sein schien wie alles andere. Er ließ den Ampfer und die Disteln wachsen. Er hatte sogar angefangen Lotto zu spielen, und das war wirklich
total
jämmerlich.
    «Kein Problem, in einer Viertelstunde bin ich da, Junge.» Danny drehte sich zu seiner Frau um. «Das war Jeremy Berrows. Hat Zigeuner auf seiner unteren Weide.»
    «So wie du das sagst, hört es sich an wie eine Krankheit», sagte Greta.
    Danny grinste und ging hinaus, um sein King-Crimson-Kult-T-Shirt herauszusuchen.
    Das Problem war nicht, dass Jeremy Angst gehabt hätte, sondern, dass er unglaublich scheu war und sogar die Gesellschaft von Bauern mied, die ihren Beruf mit Zynismus betrieben und ihre Tiere unter reinen Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten betrachteten. Mit seinem Nachbarn Sebbie Dacre, dem Gentleman-Bauern und Jagdmeister der Region, hatte er niemals Kontakt. Selbst nachdem seine Mom den Bauernhof verlassen hatte, interessierte sich Jeremy nicht für Abende im Pub, er ging nicht mal zum Viehmarkt, wenn es sich vermeiden ließ. Alle hatten gedacht, er hätte mit diesem Eigenbrötlerdasein abgeschlossen, als er sich mit Mary Morson zusammentat – einem hübschen Mädchen aus einer angesehenen Bauernfamilie. Jeremy und sie waren zusammen in Kington ausgegangen, und von dem dortigen
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