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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme
Autoren: John Barnes
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Kerl, der das in Auftrag gegeben hat, wieder um einen
Schritt näher; irgendwo dort draußen ist eine große
Nummer, jemand, der mehr Geld in sein ›Hobby‹ investiert,
als Randy jemals in einem Jahr verdient hat, noch immer unerkannt auf
freiem Fuß. Er ist der Mann, der das ganze Geld einem anderen
Mann gegeben und gesagt hat: »Ich will, daß du das mit
einem hübschen kleinen blonden Mädchen machst.«
    Der Mann, der Kimbie Dee Householder vergewaltigt und getötet
hatte, liegt schon seit elf Jahren unter der Erde. Randy war dabei,
als sie ihn auf den Stuhl geschnallt hatten. Der Mann jedoch, der den
Auftrag erteilt hatte, ist noch immer irgendwo dort
draußen.
    Randy wird auch bei seiner Hinrichtung anwesend sein.
    Sobald sich dieses ganze verdammte Chaos im Netz gelegt hat. Er
sichtet den Bildschirmtext und stößt nur auf einige
triviale Beiträge über Alaska, Sibirien, die UN sowie
über Atombomben. Er erinnert sich vage daran, daß Alaska
unmittelbar nach dem Blitz selbständig wurde – die
UN hatten die USA zum Verzicht bewogen, oder so ähnlich.
    Präsidentin Hardshaw wird später in den Medien zu diesem
Thema ein Kommunique abgeben; Randy wird dann das Fernsehgerät
einschalten – er wählt sie jedesmal und hat noch nie eine
ihrer Reden versäumt. Kurze Zeit vor dem Mord war sie noch
Generalstaatsanwältin von Idaho gewesen. Wenn sie noch immer im
Amt wäre – sie und der Bursche, den man jetzt als den
Schatten der Präsidentin bezeichnet, Harris Diem – anstelle
dieses liberalen, ›betroffenen‹ Homo-Demokraten –,
hätten sie die Bastarde, kaum daß sie das Verbrechen
verübt hatten, aufgespürt und festgenagelt. Dessen ist
Randy sich sicher. Also braucht er sich keine Gedanken über den
Dritten Weltkrieg zu machen; er kann das der Präsidentin
überlassen. So hat jeder seine kleine Aufgabe.
    Zurück zu Randy. Immer schön am Ball bleiben. »Wir
kriegen ihn, Kimbie Dee, selbst wenn wir die ganze Welt dabei
aufmischen müßten«, gelobt er. Er läßt das
Fahrzeug auf östlichen Kurs gehen, Richtung Salt Lake City, weil
dort die Satellitenverbindungen besser und billiger sind. Dann
klettert er in den Fond, öffnet das Kühlfach, nimmt sich
ein Bier, ruft die eingegangenen Dateien auf und sichtet die
Post.
     
    Irgendein perverses Gehirn, irgendwo dort draußen, hat
befunden, dies sei das große Jahr für Ed Porters Arbeit
mit Amateuren. Wahrscheinlich eine Frau, eine Oberklassen-Schlampe,
die sich daran stößt, daß die von ihm redigierten
Clips reißenden Absatz finden, oder daran, daß die von
ihm konzipierten Shows das Netz dominieren. Aber er ist der
Hauptgrund dafür, daß Passionet-XV in der Gunst der
weiblichen Virtuell-Realisten ganz oben rangiert und immerhin noch
Platz Drei bei den Männern einnimmt. Ein romantisches Netz, um Himmels willen, das sogar von Männern favorisiert
wird, und Porter ist dort einer von drei Chefredakteuren, und sie
machen ihm nach wie vor das Leben schwer. Sie drücken ihm noch
immer solche Scheiß-Aufträge aufs Auge.
    Es muß einfach eine Frau sein.
    Wie dem auch sei, wenigstens ist er Langweiler-Bill und
Candy-Dummchen los, wie er sie insgeheim bezeichnet. Volle zwei Tage
Urlaub von ›Traum-Hochzeit‹, um an dieser spannenden
Geschichte zu arbeiten.
    Aber dieser Kamerad Hassan, dieser Pilot, ist ein Zombie. Er ist ein Militarist par excellence. Goutiert es, zeigt es aber
nicht. Sein Puls schlägt wohl höher, aber nicht hoch genug.
Nach dem, was über die Sonde hereinkommt, ist ein intelligenter
Kerl, der sein Handwerk versteht. Selbst als er die Bomben
auslöst, geschieht das ohne größere
Gefühlsregung. Und natürlich gehen die doofen Bomben direkt
durch das Eis, in den Schlamm des Nördlichen Hanges; alles, was
Porter durch Hassans Augen wahrnimmt, sind einige helle Funken, die
auf das in nächtlicher Dunkelheit liegende Eis hinabregnen.
Niemand dort unten, der verbrennt oder vor Schmerzen schreit; niemand
hier oben in Hassans Hirn, der sich an der Vernichtung weidet oder
beim Anblick sterbender Menschen irre lacht, keine Leidenschaft, gar
nichts. Keine Eindrücke außer dem reibungslosen
Funktionieren einer Maschine, die einen perfekten Plan
realisiert.
    Die per XV übermittelte Emphase tendiert gegen Null.
    * * *
    Jesse weiß, daß Naomi sich von seiner Seite mehr
Interesse wünscht, und sie hat recht, und es ist eine große Sache – wenn er eine Bestätigung
bräuchte, müßte er nur den Hunderten von Studenten
zuhören, die im PolAc-Raum
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