Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mutanten kommen

Die Mutanten kommen

Titel: Die Mutanten kommen
Autoren: Isidore Haiblum
Vom Netzwerk:
sagte ich, »ob Sie wohl eine Stelle frei hätten?«
»Eine was? «
»Ich meine, brauchen Sie Hilfe?«
»Sehe ich so aus, als brauchte ich Hilfe, Mister?«
»Keine Jobs, eh?«
»Jobs? Woher kommen Sie, Mister, vom Mond? Wir haben schon seit drei, vier Jahren keine Jobs mehr. Ich und ein anderer Kerl erledigen den anfallenden Kram – und das ist nicht gerade viel. Was soll dieses Geschwätz über Jobs?«
»Ich habe nur mein Glück versucht«, erklärte ich ernsthaft.
»Pah. Sind wohl zu stolz zum Stempelngehen?«
Dazu war niemand zu stolz; zwei Drittel der Nation gingen stempeln.
»War bloß eine Frage.« Ich zuckte die Schultern. »Ist ja nicht verboten, oder?«
Der Kerl winkte ab.
»Ach, machen Sie, daß Sie verschwinden.«
Ich befolgte seinen Rat.
Inzwischen hatte ich mir so gut wie möglich den Plan des Gebäudegrundrisses eingeprägt, der hinter ihm an der Wand hing. Das ersparte es mir, während der Mittagspause heimlich noch einmal wiederzukommen.
Ich schritt durch den Korridor.
Selbst mit dem verdammten Plan im Kopf war es nicht einfach, den Servicelift zu finden. Diese Bürogebäude waren wie Labyrinthe angelegt.
Ich wandte mich nach links, dann nach rechts, machte einige trickreiche Richtungsänderungen, und stand vor der Feuertreppe. Da Fultons Büro im vierundsiebzigsten Stockwerk lag und ich noch ganz richtig im Kopf war, ignorierte ich sie. Etwas später fand ich den Servicelift. Insgeheim klopfte ich mir auf die Schulter und überzeugte mich davon, daß das Ding auch funktionierte. Dann trat ich ein, drückte einen Knopf und wurde mit einem lauten Rumpeln belohnt.
Er bewegte sich aufwärts.
Wasder Fahrt an Geschwindigkeit fehlte, machte sie durch Sicherheit wett. Ein Gebäude, das zu 98% computergesteuertwar, hatte es nicht nötig, rotznasige Liftjungen zu unterhalten, die neugierige Fragen stellten.
Auf Fultons Stockwerk stieg ich aus. Ich befand mich am äußersten Rand des Gebäudes, in den Lagerräumen. Kisten stapelten sich an den Wänden. Kein Laut war zu hören. Ich machte mich auf den Weg zum Büro des Senators.
Die erste Tür, durch die ich trat, führte in eine große Kammer. Computer vom Boden bis zur Decke. Kleine rote und gelbe Lampen blinkten mich an. Etwas machte piep-piep. Die falsche Tür. Ich kehrte in den Korridor zurück und versuchte es mit der nächsten; sie war verschlossen. Die dritte Tür führte in einen engen Durchgang. Ich fand mich in einem Zimmer wieder, das bis obenhin mit Akten bestückt war. Reichlich verstaubt. Genau wie der Senator.
Ich griff in einen der Stapel hinein und zerrte eine in Leder gebundene Mappe heraus. Sie durchzublättern, ersparte ich mir. Statt dessen verließ ich das Zimmer durch eine zweite Tür – die Mappe wie ein Bürobote unter den Arm geklemmt – und ging einen kurzen Korridor entlang. Weiter vorne vernahm ich rege Betriebsamkeit.
Ich folgte dem Lärm in eine geräumige Halle. Hinter runden Fenstern zögen träge Wolken dahin; ich sah die Skyline von Central City. Leuchtstoffröhren an der Decke strahlten auf Reihen mit Tischen, Sichtfonen, Formblättern, Computern und einer Menge geschäftigen Personals herab.
Niemand kümmerte sich um mich.
Ich trat an den nächsten Tisch und fragte einen Mann mittleren Alters: »Wie komme ich zum Büro des Senators?«
Der Bursche sah nicht einmal auf. Er deutete über seine Schulter auf eine Tür.
»Dort durch und nach zehn Metern rechts.«
Gutes altes Menschenpersonal. So war es nun einmal – ich kannte es aus langjähriger Erfahrung.
Zufrieden folgte ich den Anweisungen des Burschen.
Die großen, mit Ornamenten verzierten Flügeltüren sahen wirklich so aus, als verberge sich dahinter der amerikanische Senator. Es konnte kein Zweifel bestehen, sein Name stand drauf. Wahrscheinlich steckte er bis über beide Ohren in Arbeit. Vielleicht hielt er auch gerade eine Konferenz ab. Mir war klar, daß ich im Begriff stand, mich furchtbar in die Nesseln zu setzen. Schließlich würde mein kleiner Umweg sicher nicht ungestraft bleiben.
Aber ich durfte mich dem Fortschritt nicht in den Weg stellen – ebensowenig wie der Senator. Er würde es mir niemals verzeihen, wenn ich zuließ, daß eine bloße Formalität unser historisches Zusammentreffen verhinderte.
Ich klopfte gar nicht erst an. Entschlossen stieß ich die Flügeltüren zur Seite und trat ein.

2.
    Achtundvierzig Stunden vorher hatte der Chef mich in sein Büro gebeten und mir einen Platz angeboten. Er war ein kleiner, plumper Mann mit schlohweißem Haar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher