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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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Koblenz ein schönes Sommerwetter gab, so, wie wir es uns gewünscht hatten. »Was für ein schönes Sommerwetter«, hat Papa gesagt, und ich habe gesagt, dass wir am besten gleich an den Rhein gehen sollten, weil es dort zusammen mit dem schönen Wetter bestimmt am schönsten sei.
     
    Papa hat noch eine Weile hin und her überlegt, er wollte sich nämlich zunächst etwas anderes in Koblenz anschauen, dann aber hat er doch gesagt, dass wir uns wegen des schönen Wetters jetzt nichts anderes mehr anschauen, sondern gleich zum Rhein gehen. Ich habe ihn gefragt, wie wir heraus bekommen, wo der Rhein liegt, da hat er gesagt, dass es ganz einfach sei, zum Rhein zu kommen, man müsse nur geradeaus gehen, und er wisse genau Bescheid.
     
    Papa weiß immer genau Bescheid, wie man in einer Stadt etwas findet, auch wenn er gar keine Stadtpläne dabei hat, weiß er das immer genau, ich möchte bloß wissen, wie er das macht. Ich glaube, dass er in Koblenz so genau Bescheid
weiß, weil er ja schon mehrmals in Koblenz war, aber wie macht er es, in Städten genau Bescheid zu wissen, in denen er noch nie war? Ich werde versuchen, auf dieser Wanderung heraus zu bekommen, wie Papa es anstellt, genau Bescheid zu wissen, dann kann ich es später vielleicht auch.
    Postkarte 1
    Liebe Mama, ich sitze im Koblenzer Hauptbahnhof und schreibe Dir: Wir sind gut angekommen! Im Zug habe ich aus dem Fenster geschaut, und dann habe ich mit Papa Karten gespielt. Zum Schluss hat Papa eine Zeitung gelesen, und ich habe etwas aufgeschrieben und gekritzelt. In Koblenz gibt es ein »astreines« Sommerwetter, wie Papa eben gesagt hat. Wir denken beide an Dich. Dein Bub
    Wir sind also zum Rhein gegangen und haben ihn sofort gefunden, auch am Rhein war es schön sonnig, und ich bin ein kleines Treppchen hinunter bis ganz nahe ans Wasser gegangen und habe die Steine übers Wasser hüpfen lassen, ganz lange habe ich Steine übers Wasser hüpfen lassen, und Papa hat unter einem großen Baum in der Nähe gesessen und ein kühles Glas Moselwein getrunken und viele Zeitungen gelesen.
    Wie die Steine hüpfen
    Erst ein paar kurze, dann immer längere Sprünge
    tap-tap-tap-taap-taaap-taaaap
    Die Steine flitzen über das Wasser, beinahe ohne es zu berühren
    Die Steine tauchen nicht ein, das Wasser verschluckt sie

     
    Moselwein - Namen
    »Cröver Nacktarsch«
    »Zeller Schwarze Katz«
    »Bullayer Brautrock«
     
    Moselwein - Namen 2
    Ich: Was sind das für seltsame Namen?
    Papa: Das sind Namen von Weinlagen. Cröv, Zell und Bullay sind Orte an der Mosel, wo Wein angebaut wird.
    Ich: Und Nacktarsch und Schwarze Katz und Brautrock?
    Papa: Wie es zu diesen Namen kam, erzähle ich Dir, wenn wir in Cröv, Zell und Bullay angekommen sind.
    Irgendwann ist Papa zu mir gekommen und hat auch ein paar Steine übers Wasser hüpfen lassen, und dann hat er gesagt, dass jetzt bald Mittag sei und ich sicher großen Hunger hätte. Ich hatte aber gar keinen Hunger, und das sagte ich auch gleich, weil ich noch weiter am Rhein bleiben wollte. Papa aber sagte, in Wahrheit hätte ich sicher Hunger, ich merke es bloß nicht, und außerdem habe er auch Hunger, schließlich sei ja jetzt Mittag. Papa hatte recht, es war Mittag, und da hat man eben Hunger, auch in Koblenz ist das so.
    Fragen
    Ob Mama sich ein Mittagessen kochen wird, nur für sich allein?
    Ob Mama mich vermisst, wenn sie nach dem Essen allein an den Rhein geht?

    Mama hat mir versprochen, nach dem Mittagessen an den Rhein zu gehen. Sie steht in Köln am Rhein, ich in Koblenz, wir stehen nach Mittag beide am Rhein und denken aneinander. Ob das klappt?
    Papa sagte dann, dass wir an einem ganz besonderen Ort essen würden, nämlich hoch oben, in der Höhe also, in einem Berghotel, das den Namen »Rittersturz« hat. Ich wollte eigentlich nicht in die Höhe, ich wäre lieber am Rhein geblieben, aber Papa sagte, dass wir nicht immer am Rhein bleiben könnten, weil es in Koblenz noch etwas anderes zu sehen gebe als bloß den Rhein, und vom Hotel »Rittersturz« aus könne man überhaupt alles von Koblenz sehen, den Rhein, die Mosel und überhaupt alles.
     
    Weil es aber so sonnig und heiß war, sind wir nicht zu Fuß hinauf zum Hotel »Rittersturz« gegangen, sondern wir sind mit einem Bus hinauf gefahren, und oben auf der Höhe war wirklich ein großes Hotel, das eine schöne Gartenterrasse hatte, so dass wir uns auf die Terrasse gesetzt haben, von wo aus Papa mir ganz Koblenz von oben erklären konnte.
     
    Immer, wenn ich mit
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