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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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habe ihm etwas Geld gegeben, und er hat mir etwas Geld zurückgegeben. Als wir das hinter uns hatten, hatte ich aber plötzlich kaum noch Angst, ich konnte sogar ganz ruhig auf den Fluss schauen, und so tat ich das auch: Ich schaute auf den Fluss.
    Die Farben der Mosel
    Die Mosel ist grünblau und grünbraun, an den Rändern aber eher grün.

    In der Mitte ist die Mosel wie ein dunkler, stiller Teich, fett und dunkelgrün und unheimlich.
    Die Ufer spiegeln sich in der Mosel, dort zerfließen die Farben wie Wasserfarben auf meinen Schulbildern.
    Ich wäre gern einmal von der Fähre aus in die Mosel gehüpft, in der Mitte, wo sie voller Wolkenbilder ist.
    Ich hätte mich auf dem Rücken ein Stück mit der Mosel treiben lassen und hätte in den Himmel geschaut.
    Am anderen Ufer waren viele Häuser zum Kaffeetrinken, ich ging ein wenig an all diesen Häusern vorbei, dann aber ging ich zur Fähre zurück und setzte mich ans Ufer. Ich fand es plötzlich sehr schön, am Ufer zu sitzen und auf die Mosel zu schauen, ich hatte überhaupt keine Angst mehr, nein, ich freute mich auf die Rückfahrt. Als die Fähre dann wieder anlegte, ging ich auch ganz ruhig und sicher an Deck, ich hatte ja bereits für die Rückfahrt bezahlt, deshalb brauchte ich nicht mehr zu bezahlen, sondern konnte mir weiter die Farben der Mosel und ihre bunten Wasserfarbenspiegelbilder anschauen. Die Fähre ruckelte auch nicht mehr so wie während der ersten Fahrt, sie glitt ruhig und still durch das Wasser, und am anderen Ufer stand Papa und winkte, und ich winkte zurück.
     
    Ich war etwas stolz, dass ich es geschafft hatte, allein mit der Fähre zu fahren, aber ich sagte nichts, sondern erzählte Papa nur, wie es drüben, auf dem anderen Ufer, aussah. Papa aber erzählte von seinen Gesprächen mit den Winzern und davon, was er alles über den Weinanbau erfahren hatte, ich habe nicht alles verstanden, aber das war nicht schlimm,
denn ich hatte den Kopf sowieso sehr voll von meiner Fahrt mit der Fähre allein hinüber zum anderen Ufer. Wir wanderten dann zusammen weiter nach Moselkern, in Moselkern hatte Papa Bekannte, bei denen wir übernachteten, wir übernachteten also nicht in einem Hotel oder einer Pension, sondern, wie Papa sagte, in einem »Privatquartier«. Das Privatquartier war ein helles, schönes Haus mit einem großen Garten davor, und in diesem Haus wohnte die Familie B., Herr B., Frau B. und ein kleines Kind. Sie begrüßten uns, und dann bekamen wir ein Zimmer mit Blick auf die Mosel, und dann legten wir uns eine halbe Stunde zum Ausruhen aufs Bett.
    Das Privatquartier
    Ein Privatquartier ist eine richtige Wohnung, in der eine Familie wohnt.
    Im Zimmer des Privatquartiers hört man die Familie wohnen, direkt nebenan.
    Will man im Privatquartier auf die Toilette, muss man durch den Flur der Wohnung. Dann spricht die Familie, die in der Wohnung wohnt, einen an und sagt einem, wo die Toilette ist. Kommt man von der Toilette zurück, spricht einen die Familie wieder an. Das ist anstrengend.
    Papa hatte ausgerechnet, dass wir über zwanzig Kilometer gelaufen waren, das Ausruhen war also in Ordnung. Eigentlich aber ruhe ich mich nicht gerne aus, ausruhen ist langweilig, deshalb ruhte ich mich auch etwas kürzer als Papa aus und schrieb lieber eine Karte an Mama und ging dann noch einmal nach draußen, vor das helle Haus, und
schaute mir an, wie die Leute auf ihren Fahrrädern an der Mosel entlang fuhren.
    Postkarte 5
    Liebe Mama, ich bin heute allein mit einer Fähre von einem Ufer der Mosel zum anderen und wieder zurück gefahren. Anfangs hatte ich etwas Angst, zum Schluß aber hatte ich gar keine Angst mehr. Das Fahren mit der Fähre geht leider sehr schnell, am liebsten würde ich immer wieder hin und zurück fahren, bis ich es leid wäre. Das würde dann aber wohl ein paar Stunden dauern. Eine gute Nacht wünscht Dir Dein Bub
    Ich saß dann draußen vor unserem »Privatquartier« auf einem Mäuerchen und schaute auf die Moselwiesen. Die Moselwiesen gibt es in fast jedem Ort, den wir bisher durchwandert haben. Sie liegen direkt an der Mosel oder, anders gesagt, zwischen dem Ufer der Mosel und der Moselstraße.
    Die Moselwiesen
    Die Moselwiesen sind meist gemäht. Manchmal legen sich die Menschen auf die gemähten Wiesen und schauen auf den Fluss. Die Kinder spielen auf den Moselwiesen Fußball oder Federball. Es gibt auf den Wiesen auch kleine Zelte, in denen Erwachsene zusammen mit ihren Kindern schlafen.
    Als ich auf dem Mäuerchen saß,
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