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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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suchte seinen Informanten Maurice Reuven.
    Vor einer Absperrung mußten wir halten. Ein kräfiger Mann in gelber Jacke und lehmbeschmierten Schuhen stellte sich uns in den Weg. »Wer sind Sie?«
    »Wir warten auf Maurice Reuven«, sagte Bill.
    »Kenne ich nicht. Sie dürfen sich hier nicht aufhalten. Es sei denn, Sie haben einen Passierschein. Kann ich den mal sehen?«
    »Wie gesagt, wir warten.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Gehen Sie wieder. Wenn Sie die Baustelle besichtigen wollen, halten Sie sich an die offiziellen Zeiten.«
    »Wir sind von der Presse!« erklärte Bill.
    Der Vorarbeiter warf ihm einen schiefen Blick zu. »Leute wie Sie sind bei uns besonders beliebt. Gehen Sie jetzt, wir haben zu arbeiten.«
    Ich wollte keinen Streit, nickte meinem Freund zu, aber der ließ sich nicht beirren. Er hatte einen Mann in brauner Lederjacke entdeckt, der winkend auf uns zulief. »Das ist Maurice Reuven!«
    »Kommen wir durch ihn ans Ziel?«
    »Das glaube ich doch.«
    Reuven blieb keuchend vor uns stehen. »Sorry, aber durch die Baustelle habe ich mich doch verspätet.«
    »Verschwinden auch Sie«, sagte der Vorarbeiter.
    »Moment, Meister, nicht so schnell.« Reuven griff in die Tasche und holte drei Bögen hervor. »Das hier ist die Erlaubnis. Ausgestellt von Ihrem Chef. In dreifacher Ausfertigung, wenn Sie genau hinschauen wollen. Man gewährt uns den freien Durchgang zur Baustelle. Sind Sie nun zufrieden, Meister?«
    Der Meisler las erst nach. Ich schaute mir Maurice Reuven inzwischen an. Er war älter als Bill und ich. Sein krauses Haar wuchs nur mehr auf dem hinteren Rand des Kopfes. Es zeigte eine rostrote Farbe und bestand aus zahlreichen Locken. Zur Stirn hin war das Haar ausgefallen. Dafür schimmerten auf der Schädelplatte zahlreiche Sommersprossen. Die dichten Augenbrauen zeigten die gleiche Farbe wie das Haar. Reuven hatte ein etwas fleischiges Gesicht mit leicht aufgeworfenen Lippen und einem stark ausgeprägten Kinn.
    Wir bekamen die Papiere zurück. »Ja, sie sind in Ordnung«, sagte der Vorarbeiter. »Kommen Sie mit.«
    Er führte uns in einen Bau wagen. Auf dem Weg dorthin machte Bill mich mit Reuven bekannt. Der Händedruck des Informanten war fest. »Habe schon einiges von Ihnen gehört, Sinclair.«
    »Hoffentlich nicht zuviel Schlechtes.«
    »Das kann ich nicht sagen.« Er zwinkerte mir zu. »Für diesen Job sind Sie der richtige Mann, glauben Sie mir.«
    »Mal sehen.«
    Der Wagen war ziemlich eng und vollgestopft mit zahlreichen Geräten. Für uns waren die Helme wichtig. Sie besaßen an ihrer Vorderseite sogar kleine batteriegespeiste Lampen.
    »Wollen Sie auch Stiefel anziehen?«
    »Darauf verzichten wir«, sagte Bill.
    »Es ist schlammig im Bauch.«
    »Im Bauch?«
    »Ja, so nennen wir die Tiefe.«
    Wir verzichteten trotzdem auf die Stiefel. Der Vorarbeiter bot uns sogar einen Führer an, doch Reuven schüttelte den Kopf. »Den brauchen wir nicht, danke. Wir kennen uns aus.«
    »Wie Sie wollen.«
    Mein Helm paßte mir so leidlich. Wir hatten die mit der grünen Farbe bekommen, für Besucher.
    Über einen hochgelegten Brettersteg betraten wir die eigentliche Baustelle. Primitive Geländer sicherten ihn an beiden Seiten ab. Unter uns gähnte die Tiefe der Baugrube. Braunerund gelber Lehm wechselten sich ab mit dunkler Erde. Die Menschen wirkten klein, selbst die Lastwagen kamen uns nicht mehr gefährlich vor, im Gegensatz zu den gewaltigen Kränen, die alles überragten.
    »Wo müssen wir denn hin?« fragte Bill.
    »Ganz nach unten.«
    »Und dann?«
    Reuven lachte. »Noch tiefer, Bill.«
    »Was ist denn da zu sehen?« fragte ich.
    Reuven drehte sich um. »Lassen Sie sich überraschen. Ich sage nur soviel, daß wir die Reste einer uralten Kirche betreten werden. Machen Sie sich auf etwas gefaßt. Es war Zufall, daß sie entdeckt wurde. Eben durch diesen Aushub von Erdmassen.«
    »Dann hat die Kirche keinen Namen?« fragte ich.
    »Wenigstens keinen offiziellen.«
    Wir hatten das Ende der Galerie erreicht und standen vor einer primitiven Holztreppe, die uns bis zum Grund der Baugrube brachte. Auch diese lehmbeschmierten und feuchten Stufen waren an den Seiten durch ein Geländer gesichert.
    Maurice Reuven, der sich hier auskannte, hatte die Führung übernommen. Bill und ich blieben stets zwei Stufen hinter ihm. Ich kam mir tatsächlich vor wie jemand, der tief in den Bauch eines gewaltigen Monstrums steigt.
    An den Krach hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Wir verständigten
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