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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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Art von Apokalypse.«
    »Stimmt, John. Mehr sagst du nicht?«
    Ich hob die Schultern. »Meiner Ansicht nach kann sie zu jeder Zeit passen.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    Maurice Reuven meldete sich. »Lest erst einmal den Text der zweiten Tafel.«
    Bill rückte ein Stück zur Seite. Ich schuf ihm Platz und leuchtete wieder. Abermals las er flüssig vor. »Die von den Menschen vergewaltigte Natur wird aufbegehren. Atmosphärische Umwälzungen mit ungeheuer zerstörerischen Auswirkungen folgen auf Epidemien, Hungersnöte, Kriege und Massaker, die die Menschen selbst heraufbeschwören, denn in den letzten Zeiten werden sie ihre niederen Rachegelüste austoben, die Hand in Hand gehen werden mit unmenschlichen Handlungen: Verbrechen, Skandale, Gewalttaten und Morde. Die Verdunkelung der Gewissen geht immer der materiellen Verdunkelung und der Finsternis voraus. Das Erwachen vieler Vulkane wird das ungeheure Wachsen der Katastrophe noch steigern. Man scheint die Stimme aus der Apokalypse zu hören. Wehe… wehe…«
    Bill verstummte.
    Auch Maurice und ich schwiegen. »Ich höre keinen Kommentar eurerseits«, beschwerte sich der Reporter.
    »Das ist aus der Apokalypse«, murmelte ich. »Aber es ist mir alles zu vage.«
    »Mir ehrlich gesagt auch«, stand mein Freund mir bei.
    »Ihr irrt euch«, sagte Maurice. »Ihr irrt euch alle. Auf der zweiten Tafel steht noch etwas, das du vergessen hast vorzulesen, Bill.«
    »Wo denn?«
    »Dicht über dem Rand.«
    »Leuchte mal, John.«
    Ich tat es. Bill wischte noch einmal mit dem Taschentuch nach und mußte zugeben, daß sich Reuven nicht geirrt hatte. Unter der finsteren Botschaft stand noch ein Zweizeiler. Es war schon jetzt zu erkennen, daß man es später eingraviert hatte.
    »Und es werden den acht Paradieskreisen neun Höllenringe gegenüberstehen«, las Bill. Dann stand er ruckartig auf. »Das ist alles, Freunde. Mehr kann ich euch nicht bieten.«
    Ich wiederholte die Worte und sah Bill Conollys erstaunten Blick auf mich gerichtet. »Was hast du, John? Du kommst mir vor wie jemand, der darüber nachdenkt, wo er die Worte schon mal gehört oder gelesen hat.«
    »So ist es auch.«
    »Wie?«
    Ich dachte weiter nach und schnickte mit den Fingern. »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. In Dantes Göttlicher Komödie ist davon gesprochen worden. Acht Paradiesen stehen neun Höllenringe gegenüber.«
    »Sehr gut, Monsieur Sinclair«, flüsterte Reuven. »Sogar ausgezeichnet. Und jetzt will ich Ihnen mal etwas sagen.« Er stellte sich so, daß er uns beide anschauen konnte. »Neun Höllenringe und neun Kugeln besitzt das Atomium. In den Kugeln waren neun Augen zu sehen. Können damit nicht auch die Höllenringe gemeint sein?«
    Ich runzelte die Stirn.
    Bill knetete sein Kinn. »Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?« fragte er.
    »Im ersten Moment schon«, sagte ich. »Aber wenn wir näher darüber nachdenken, könnte etwas Wahres daran sein.«
    Maurice Reuven nickte. »Das meine ich auch.«
    »Wie willst du denn die Apokalypse mit diesem letzten Spruch verbinden?« fragte Bill.
    »Ich nicht«, erwiderte der Belgier. »Das hat ein anderer getan. Und zwar der, der auch den Spruch hinterlassen hat.«
    »Du weißt nicht zufällig, um wen es sich dabei handelt?«
    »Nein, ich nicht. Deshalb habe ich euch doch geholt.«
    Bill grinste mirzu. »John, was machen wir? Sollen wir die Höllenringe oder die Augen suchen?«
    »Dann müßten wir zum Atomium.«
    Reuven winkte ab. »Da werden Sie nichts finden, Sinclair. Es sei denn, Sie gehen in der Nacht.«
    »Haben Sie eigentlich einen Zeugen für das Erscheinen der Augen innerhalb des Atom-Modells?«
    »Ja, meine Tochter Ruth. Sie ist mit ihrem Studium fertig und volontiert zur Zeit bei einer Zeitung. Ruth kann meine Aussagen bestätigen.«
    »Wie intensiv haben Sie sich eigentlich mit dem Thema beschäftigt?« fragte ich den Belgier.
    Er hob die Schultern. »Das war mehr ein Zufall, daß ich überhaupt darauf stieß. Ich hatte mir die Baustelle ansehen wollen, weil ich etwas darüber schreiben wollte. Nach einigem Hin und Her bekam ich die Erlaubnis. Ich ging also los, und da ich ein sehr neugieriger Mensch bin, suchte ich jeden Winkel ab. So entdeckte ich den Tunnel.«
    »Der schon vorher freilag?«
    »Klar, Sinclair. Ich sprach mit den Verantwortlichen darüber, doch die winkten ab oder lachten mich aus. Sie wollen diesen alten Raum hier zuschütten.«
    »Wann?«
    »Schon in den nächsten Tagen. Deshalb habe ich Bill ja gebeten, so
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