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Die Monster-Strige

Die Monster-Strige

Titel: Die Monster-Strige
Autoren: Jason Dark
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sich die Gedanken. Er hatte Mühe, sie unter Kontrolle zu bekommen. Es war kein Schatten, keine Projektion, das war etwas anderes.
    Ein Gegenstand.
    In seiner Panik hatte er den Motor abgewürgt. Jetzt hockte er in seinem Fahrzeug wie in einer Zelle, aber er fühlte sich nicht sicher, denn der Schatten vor ihm, das war keiner. Das war etwas anderes, er sah es jetzt genau, als sich das unheimliche Ding bewegte und dabei den Kopf senkte.
    Vor ihm stand ein Vogel!
    Ein riesenhaftes Ding, das ihm hoch wie ein Haus vorkam. Durch das Senken des Schädels hatte er den Schnabel sehen können, der zwar die normale Form aufwies, aber drei- oder viermal so lang war und aussah, als wäre eine Lanze gekrümmt worden, um mit der Spitze durch den Boden zu furchen. Es war ein grauenhaftes Wesen, und der Anblick ließ abermals die Furcht in ihm hochschießen.
    Der Vogel, irgendwo hatte er Ähnlichkeit mit einer Eule, scharrte mit seinen Krallen oder Füßen, die aussahen wie das starke Geäst eines Baumes im Winter.
    Blattlos, kahl, aber durchaus kräftig und sogar etwas knotig. Tilman glaubte sogar, die Kraft zu sehen, die in diesen Beinen oder Krallen steckte, aber noch mehr Kraft mußte sich in den Schwingen befinden, auch wenn diese jetzt zusammengelegt waren und der Vogel aussah wie ein gewaltiges plumpes Ei mit Federn.
    Tilman stellte sich die Frage, woher dieses Monstrum kam. Eine Antwort konnte er nicht geben, denn so etwas durfte es eigentlich nicht geben.
    Das war wider die Natur. Er kam damit nicht zurecht. Vögel dieser Art lebten in anderen Welten, in irgendwelchen Märchenländern oder in Alpträumen, aber nicht in der Wirklichkeit.
    Und doch war er da.
    Es war eine schreckliche und furchtbare Realität, wie er vor dem Wagen stand und aus seinen unheimlichen Augen durch die Frontscheibe glotzte.
    Gren wußte nicht, was er tun sollte. Er kam sich selbst lächerlich vor, als er scharf flüsterte: »Geh weg! Hau ab! Ich will dich nicht mehr hier sehen! Verschwinde!«
    Der monströse Vogel rührte sich nicht. Er versperrte dem Soldaten weiterhin den Weg.
    Tilman stöhnte auf. Er mußte etwas tun. Noch war er relativ geschützt, da saß er in einem Wagen, der ziemlich stabil war, der auch schnell fahren konnte. War er auch schneller als ein Vogel?
    Es war eine simple Logik, aber dem jungen Mann blieb keine andere Chance. Er wollte weg.
    Er mußte starten und so schnell wie möglich an dieser monströsen Kreatur vorbeifahren.
    Er hörte sich keuchen und sah, daß er zitterte. Als er nach dem Zündschlüssel greifen wollte, rutschten seine feuchten Finger an dem Metall ab. Schweiß bedeckte auch sein Gesicht.
    Beim zweiten Versuch konnte er starten.
    Den Gang rein. Anfahren!
    Alles tat Tilman automatisch, und er kam sich trotzdem vor wie ein Anfänger.
    Der Volvo schoß vor. Für einen Moment hatte Tilman den Eindruck, der Vögel vor ihm würde noch wachsen, aber das bildete er sich nur ein, er blieb so groß, wie er war, und der Mann im Volvo drehte das Lenkrad so schnell nach links, wie es überhaupt möglich war. Die Reifen quietschten. Der Vogel rührte sich nicht. Tilman befürchtete schon, ihn zu rammen, aber die Kurve war doch weit genug, und er kam vorbei.
    Vorbei! Beinahe hätte er vor Freude laut gejubelt.
    Statt dessen biß er die Zähne zusammen und erhöhte die Geschwindigkeit. Er traute sich nicht, in den Innen- oder Rückspiegel zu schauen, er wollte nur weg, und er mußte dabei auf dem Weg bleiben.
    Fahren und kämpfen!
    Um das eigene Leben kämpfen, denn dieser Gedanke war ihm plötzlich gekommen.
    Vögel brauchen Futter. Da bildete dieser sicherlich keine Ausnahme, bis eben auf einen gravierenden Unterschied. Er würde sich nicht von irgendwelchen Insekten oder Körnern ernähren, sondern vom Fleisch der Menschen. Von ihm… Der Gedanke daran ließ seine Angst noch weiter anschwellen.
    Jetzt erst traute er sich, einen Blick in den Spiegel zu werfen, aber er sah die Kreatur nicht.
    War sie weg?
    Der Gedanke durchschoß seinen Kopf, und es sah so aus, als wollte er anfangen zu lachen, doch das wäre ihm im Hals steckengeblieben, denn er hörte über dem Dach des Wagens Laute, die ihn schockierten.
    Sie übertönten noch das Geräusch des Motors und hörten sich an wie ein unheimliches Klatschen und Flappern.
    Schwingen, die sich bewegten?
    Tilman hatte den Gedanken noch nicht beendet, als der Volvo von oben her einen heftigen Schlag erhielt. So stark, daß er für einen Moment aus der Richtung gebracht wurde,
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