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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
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weniger schwülwarmen Ort zu sein.
    Angst hin oder her: In Zukunft würde sie bei offener Balkontür schlafen. Irgendwann in der vergangenen Nacht hatte sie sich abgedeckt und die Pyjamahose ausgezogen, so dass sie nur noch das Oberteil trug. Ihre Mutter mochte die politisch korrekteste Person der Welt gewesen sein – eine Aktivistin und Umweltschützerin, die sich für die Unterprivilegierten einsetzte –, aber sogar sie hatte die Klimaanlage eingeschaltet, wenn es zu heiß wurde.
    Emily trat an die alte Badewanne mit den zwei Hähnen für warmes und kaltes Wasser und drehte sie auf, weil es keine Dusche gab.
    Nach dem Baden schlüpfte sie in Shorts und Top und ging nach unten.
    Der Zettel an der Innenseite der Fliegenschutztür fiel ihr sofort auf.
    Emily, ich habe vergessen, Dir zu sagen, dass ich jeden Morgen zum Frühstücken gehe. Ich wollte Dich nicht wecken. Selbstverständlich bringe ich Dir etwas mit, aber in der Küche findest Du Sachen, die Teenager gern essen.
    Opa Vance
    Die Notiz war in großen Lettern geschrieben, die über die Linien hingen.
    Emily holte enttäuscht Luft. Es war ihr erster Tag hier, und er wollte ihn nicht mit ihr verbringen.
    Da hörte sie an der Fliegenschutztür Laub rascheln und entdeckte eine Frau um die dreißig auf den Stufen zur vorderen Veranda. Sie hatte hübsche dunkelbraune Augen und hellbraune Haare, die ihr bis knapp über die Ohren reichten und zu einem schön schwingenden Bob geschnitten waren. Emily, die letztlich dieselbe Frisur wie sie hatte, sah damit nie so aus. Sie versuchte schon seit Ewigkeiten, die Haare lang wachsen zu lassen, schaffte aber nur einen kurzen Pferdeschwanz. Und selbst aus dem lösten sich immer wieder Strähnen und fielen ihr ins Gesicht.
    Die Frau begrüßte Emily auf der obersten Stufe mit einem Lächeln. »Hallo! Du musst die Enkelin von Vance sein«, sagte sie und blieb vor der Tür stehen.
    Â»Ja, ich bin Emily Benedict.«
    Â»Ich bin Julia Winterson und wohne da drüben.« Sie drehte den Kopf in Richtung des gelb-weißen Nachbarhauses. Da bemerkte Emily die pinkfarbene Strähne in Julias Haaren, die sie hinters Ohr geschoben hatte. Die überraschte sie bei einer Frau mit so frischem Gesicht, mehlbestäubter Jeans und weißer Bauernbluse. »Ich hab dir einen Apfelschichtkuchen gebacken.« Julia öffnete die weiße Schachtel, die sie in der Hand hielt, und zeigte Emily etwas, das aussah wie große braune Pfannkuchen mit Füllung zwischen den einzelnen Lagen. »Ein Willkommensgeschenk. Mullaby hat seine Schwächen, das hat dir deine Mutter sicher erzählt, aber immerhin gibt es bei uns wunderbares Essen. In der Zeit, die du hier verbringst, wirst du nicht darben müssen.«
    Emily wusste nicht, wann sie das letzte Mal auf etwas Appetit gehabt hatte, doch das sagte sie Julia nicht. »Meine Mutter hat mir nichts über Mullaby erzählt«, erklärte sie und schaute den Kuchen an.
    Â»Nichts?«
    Â»Nein.«
    Julia wirkte erstaunt.
    Â»Was?« Emily hob den Blick von dem Kuchen.
    Â»Ach, nichts«, antwortete Julia und schüttelte den Kopf, bevor sie den Deckel der Schachtel zuklappte. »Soll ich ihn in die Küche bringen?«
    Â»Ja, gern.« Emily hielt ihr die Fliegenschutztür auf.
    Als Julia eintrat, fiel ihr Blick auf den Zettel von Opa Vance. »Vance hat mich gestern Morgen gebeten, mit ihm einkaufen zu gehen, Sachen für dich besorgen«, sagte sie und nickte in Richtung des Zettels. »Seiner Vorstellung nach lieben Teenager Softdrinks, Fruchtbonbons und Kaugummi. Ich habe ihn überredet, Chips, Bagels und Müsli zu kaufen.«
    Â»Das war nett. Ich meine, dass du ihn zum Einkaufen begleitet hast.«
    Â»Als Kind war ich ein großer Fan des Riesen von Mullaby.« Als Emily sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »So nennen die Leute hier deinen Großvater.«
    Â»Wie groß ist er denn?«, fragte Emily mit gedämpfter Stimme, als hätte sie Angst, dass er sie hören konnte.
    Julia musste lachen, ein herzliches, sonnenhelles Lachen. Dass sie mit einem Kuchen gekommen war, passte zu ihr, denn sie wirkte mit ihrem strahlenden Gesicht und der pinkfarbenen Haarsträhne selbst wie aus leichtem, hübsch verziertem Kuchen gemacht, doch was sich im Innern verbarg, blieb ihr Geheimnis.
    Â»Groß genug, um den nächsten Tag zu sehen. Sagt jedenfalls er. Er ist
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