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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
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in Boston in den Bus gestiegen war.
    Da hörte sie Papier rascheln.
    Â»Nicht erschrecken«, sagte der junge Mann, und sie spürte etwas sehr Kaltes im Nacken.
    Als ihre Hand unwillkürlich nach oben wanderte, ertastete sie die seine.
    Â»Was ist das?«, fragte sie.
    Â»Eis am Stiel. Das war das Erste, was mir im Laden in die Finger gekommen ist.«
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie vor einem auf altmodisch getrimmten Geschäft mit dem hübschen Namen »Zim’s General Store« saßen. Durch die offene Tür sah Emily die Schokoriegel an der Kasse und eine ganze Wand mit nachgemachten Werbeschildern aus Blech am hinteren Ende.
    Â»Der ist eher für Touristen, deswegen war ich lange nicht mehr drin«, erklärte der junge Mann. »Aber drinnen riecht es immer noch nach Zimt und Bodenpolitur. Wie fühlst du dich?«
    Nun wurde ihr bewusst, wie nahe er bei ihr saß, so nahe, dass sie den schwarzen Rand um die efeugrüne Iris seiner Augen erkennen konnte. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, ihn zu spüren , die Energie, die von ihm ausstrahlte wie Wärme von einem Feuer. Er war auf so seltsame Weise attraktiv, dass sie ihn fasziniert anstarrte. Gleichzeitig merkte sie, dass ihre Hand nach wie vor auf der seinen ruhte. Sie zog sie weg und rückte ein Stück von ihm ab. »Wieder gut, danke.«
    Er nahm das in Papier gehüllte Eis von ihrem Nacken und hielt es ihr hin, doch sie schüttelte den Kopf. Also wickelte er es achselzuckend aus, biss davon ab, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und betrachtete das Schaufenster des Ladens. Fast wünschte sie sich, sie hätte das leuchtend orangefarbene Eis genommen, das verführerisch kühl aussah.
    Â»Ich heiße Emily Benedict«, stellte sie sich vor und streckte ihm die Hand hin.
    Er wandte sich ihr nicht zu und nahm auch nicht ihre Hand. »Ich weiß, wer du bist.« Er biss noch ein Stück von dem Eis ab.
    Emilys Hand sank in ihren Schoß. »Ach.«
    Â»Ich bin Win Coffey. Mein Onkel war Logan Coffey.«
    Sie sah ihn verständnislos an. Was wollte er ihr damit sagen? »Ich bin gerade erst hergekommen.«
    Â»Deine Mutter hat es dir nicht erzählt?«
    Ihre Mutter? Was hatte die damit zu tun? »Was?«
    Endlich wandte er sich ihr zu. »Gütiger Himmel! Du weißt es also nicht.«
    Â»Was?«, wiederholte sie verwirrt.
    Er musterte sie ziemlich lange. »Nichts«, antwortete er dann, warf das, was von dem Eis noch übrig war, in den Abfalleimer neben der Bank und stand auf. »Wenn du nicht allein nach Hause gehen möchtest, kann ich unseren Fahrer bitten, dich heimzubringen.«
    Â»Ich komme schon zurecht.« Sie hielt die Dose hoch. »Danke für die Cola.«
    Er zögerte. »Tut mir leid, dass ich dir nicht die Hand gegeben habe.« Er streckte sie ihr hin. Als sie sie ergriff, war sie erstaunt über die Wärme, die von ihr ausstrahlte. Sie hatte das Gefühl, von ihm umhüllt zu werden. Das war nicht unangenehm, nur seltsam.
    Er ließ ihre Hand los, und sie blickte ihm nach, wie er sich entfernte. Seine Haut schimmerte in der morgendlichen Sommersonne, deren gold-orangefarbene Strahlen die Gebäude erhellten.
    Â»Emily?«
    Als sie sich umdrehte, sah sie ihren Großvater mit einer Papiertüte in der Hand auf sich zukommen. Die Menschen machten ihm voller Ehrfurcht Platz. Er gab sich Mühe, nicht aufzufallen; seine gewaltigen Schultern waren gebeugt, als wollte er sich kleiner machen.
    Sie stand auf und warf die Coladose in einen Recycling-container. Vance blieb vor ihr stehen.
    Â»Was machst du hier?«, fragte er.
    Â»Ich wollte dich abholen und nach Hause begleiten«, antwortete sie.
    Wenn sie ein Wort für seine Miene hätte finden müssen, hätte sie sie als »traurig« bezeichnet. Das erschreckte sie.
    Â»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich wollte nicht …«
    Â»Hast du gerade mit Win Coffey gesprochen?«
    Â»Du kennst ihn?«
    Vance blickte den Gehsteig entlang. Im Gegensatz zu ihrem riesigen Großvater konnte Emily Win nicht mehr sehen. »Ja, ich kenne ihn«, sagte er. »Lass uns nach Hause gehen.«
    Â»Tut mir leid, Opa Vance.«
    Â»Du musst dich nicht entschuldigen, Mädchen. Du hast nichts Unrechtes getan. Hier, ich hab dir ein Eiersandwich aus dem Lokal mitgebracht.« Er reichte ihr die Tüte.
    Â»Danke.«
    Opa Vance nickte und legte
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