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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
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über zwei Meter fünfzig, so viel weiß ich. Einmal sind Leute vom Guinnessbuch der Rekorde hier aufgetaucht, aber Vance wollte nichts mit ihnen zu schaffen haben.«
    Julia kannte den Weg in die Küche, und Emily folgte ihr. Die Küche war groß und altmodisch, aus den fünfziger Jahren. Früher musste sie ein Schmuckstück gewesen sein. Das Rot erschlug einen fast – rote Arbeitsflächen, ein rot-weißer Fliesenboden und ein großer roter Kühlschrank mit silberfarbenem Griff. Julia stellte die Kuchenschachtel auf die Arbeitsfläche und drehte sich zu Emily um. »Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich«, stellte sie fest.
    Â»Du hast sie gekannt?«, fragte Emily, erfreut darüber, dass endlich jemand bereit war, sich mit ihr über ihre Mutter zu unterhalten.
    Â»Wir waren in der Schule in derselben Klasse, aber nicht befreundet.« Julia schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans. »Sie hat dir nichts erzählt?«
    Â»Ich wusste, dass sie in North Carolina geboren ist, allerdings nicht, wo. Bis vor Kurzem war mir nicht mal klar, dass ich einen Großvater habe.« Als Julia die Stirn runzelte, erklärte Emily hastig: »Sie hat nie ausdrücklich gesagt, dass ich keinen habe, sondern nur einfach nicht über ihn geredet, und ich dachte, er ist tot. Mom hat nicht gern über früher gesprochen, und das habe ich respektiert. Sie hat immer gesagt, es hätte keinen Sinn, sich mit der unveränderlichen Vergangenheit auseinanderzusetzen, wenn man so viel für die Zukunft tun kann. Sie ist ganz in ihren Projekten aufgegangen.«
    Â»Ihre Projekte?«
    Â»Amnesty International. Oxfam. Greenpeace. The Nature Conservancy. In jungen Jahren ist sie viel gereist. Nach meiner Geburt hat sie sich in Boston niedergelassen und sich dort für alles Mögliche engagiert.«
    Â»Hm. Erstaunlich.«
    Â»War sie hier auch so?«
    Julia nahm die Hände aus den Taschen. »Ich geh jetzt mal lieber.«
    Â»Oh«, sagte Emily verwirrt. »Danke für den Kuchen.«
    Â»Gern geschehen. Mein Lokal heißt J’s Barbecue und ist in der Main Street. Dort gibt’s den besten Kuchen von Mullaby. Die Sachen vom Grill schmecken auch gut, aber für die bin ich nicht zuständig. Da ist dein Großvater übrigens gerade. Er geht jeden Morgen zum Frühstücken hin.«
    Emily folgte Julia zur Haustür. »Wie komme ich in die Main Street?«
    Julia zeigte ihr von der Veranda aus den Weg. »Bieg am Ende der Shelby Road nach links in die Dogwood ab. Nach knapp einem Kilometer gehst du dann nach rechts. Du kannst die Main Street nicht verfehlen.« Als Julia zu den Stufen wollte, hielt Emily sie zurück.
    Â»Moment noch, Julia. Heute Nacht habe ich im Garten hinter dem Haus Lichter bemerkt.«
    Julia drehte sich zu ihr. »Du hast die Lichter von Mullaby schon gesehen?«
    Â»Was sind die Lichter von Mullaby?«
    Julia kratzte sich am Kopf und schob eine Haarsträhne zurück. »Weiße Lichter, die manchmal durch den Wald und die Felder huschen. Manche behaupten, das seien Geister. Meiner Ansicht nach gehören sie einfach zu den Eigenheiten dieses Orts«, erklärte sie, als gäbe es davon eine ganze Menge. »Wenn du nicht darauf achtest, verschwinden sie wieder.«
    Emily nickte.
    Julia wandte sich erneut zum Gehen. »Ich bin gleich nebenan, wenn du mich brauchen solltest, jedenfalls die nächsten sechs Monate. Mullaby ist gewöhnungsbedürftig. Ich weiß, wovon ich spreche.«
    Â»Danke.«
    Kurze Zeit später beschloss Emily, ihrem Großvater zur Main Street entgegenzugehen und ihn nach Hause zu begleiten. Er hatte so lange allein gelebt, dass er nicht zu wissen schien, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Warte nicht darauf, dass die Welt sich ändert , hatte ihre Mutter oft gesagt, manchmal ein wenig frustriert. Ändere sie selber!
    Emily, die nicht die Leidenschaft, den Mut und die Energie ihrer Mutter besaß, fragte sich, ob sie sie enttäuscht hatte. Emily war zurückhaltend, ihre Mutter bedingungslos hilfsbereit. Daraus hatte sich eine seltsame Dynamik entwickelt. Emily hatte ihre Mutter bewundert, obwohl es schwierig war, an sie heranzukommen. Dulcie hatte immer anderen helfen wollen, sich selbst jedoch nie helfen lassen.
    Emily fand die Main Street, wie Julia gesagt hatte, leicht. Ecke Dogwood wies ein riesiges Schild darauf hin, dass sie sich nun auf der
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