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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin
Autoren: Sarah Addison Allen
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vor ihr dort. Sie redeten wenig miteinander. Er hatte seine Aufgaben und sie die ihren. Die Alltagsroutine überließ sie den Leuten, die ihr Vater eingearbeitet und denen er vertraut hatte. Obwohl sie das Grillen im Blut hatte, versuchte sie, sich emotional so wenig wie möglich zu engagieren. Sie hatte ihren Vater geliebt, wollte ihm aber schon lange nicht mehr nacheifern. Als Kind, bevor Julia sich in einen mürrischen Teenager mit pinkfarbenen Haaren verwandelt hatte, war sie jeden Tag vor der Schule mit ihm ins Lokal gegangen, um ihm zu helfen. Ihre schönsten Erinnerungen an ihren Vater hatten mit J’s Barbecue zu tun. Doch seitdem war zu viel passiert, als dass sie glaubte, dort jemals wieder glücklich sein zu können. Also ging sie jeden Morgen früh ins Lokal, buk die Kuchen für den Tag und verließ es wieder, wenn die ersten Frühstücksgäste kamen. An guten Tagen sah sie Sawyer gar nicht.
    Aber heute war, wie sich herausstellte, kein guter Tag.
    Â»Du errätst nie, was Stella mir gestern Abend erzählt hat«, sagte Sawyer Alexander und schlenderte in die Küche, als Julia gerade mit dem Apfelschichtkuchen beschäftigt war, den sie Vance Shelbys Enkelin bringen wollte.
    Julia schloss kurz die Augen. Stella hatte ihn wohl gleich, nachdem sie am Abend zuvor von ihr weggegangen war, angerufen.
    Sawyer trat zu ihr an den Edelstahltisch. Er wirkte wie frische, klare Luft, von sich eingenommen und stolz, aber das sahen ihm alle wegen seines unwiderstehlichen Charmes nach. Seine blauen Augen und blonden Haare machten ihn ziemlich attraktiv; er war intelligent, wohlhabend und amüsant. Und schrecklich freundlich wie sämtliche Männer seiner Familie, in deren Blut Südstaatenhöflichkeit zu fließen schien. Sawyer fuhr seinen Großvater jeden Morgen zu Julias Lokal, zum Frühstück mit seinen alten Kumpeln.
    Â»Du hast hier hinten nichts verloren«, rügte sie ihn, als sie die letzte Teigschicht auf die Füllung aus getrockneten Äpfeln und Gewürzen gab.
    Â»Sag’s der Inhaberin.« Er schob ihr eine Haarsträhne hinters linke Ohr, wobei seine Finger einen Augenblick auf der schmalen pinkfarbenen Strähne, die sie sich nach wie vor färbte, verharrten. »Interessiert dich nicht, was Stella mir gestern Abend verraten hat?«, fragte er.
    Sie drehte den Kopf weg. »Stella war betrunken.«
    Â»Angeblich hast du ihr gesagt, du würdest meinetwegen Kuchen backen.«
    Obwohl Julia gewusst hatte, dass das kommen würde, verharrte sie kurz in der Bewegung. »Ihrer Ansicht nach leidest du unter einem Mangel an Selbstwertgefühl. Sie versucht, dein Ego aufzubauen.«
    Er hob eine Augenbraue in dieser für ihn so typischen frechen Art. »Man hat mir ja schon viel vorgeworfen, aber noch keinen Mangel an Selbstwertgefühl.«
    Â»Ist wahrscheinlich schwierig, so attraktiv zu sein.«
    Â»Es ist die Hölle. Hast du ihr das wirklich gesagt?«
    Sie ließ den Löffel klappernd in die leere Schale fallen, in der sich die Masse für die Füllung befunden hatte, und stellte beides in die Spüle. »Keine Ahnung. Ich war auch betrunken.«
    Â»Du betrinkst dich nie«, widersprach er.
    Â»Du kennst mich nicht gut genug, um solche Pauschalurteile über mich abgeben zu können.« Es fühlte sich gut an, ihm zu widersprechen. Sie war achtzehn Jahre weg gewesen. Schau, ich habe mich weiterentwickelt , wollte sie ihm damit sagen.
    Â»Stimmt auch wieder. Aber ich kenne Stella und weiß, dass sie nicht mal unter Alkoholeinfluss lügt. Warum sollte sie behaupten, dass du meinetwegen Kuchen bäckst, wenn nichts dran ist?«
    Â»Ich backe Kuchen, und du hast bekanntermaßen eine Vorliebe für Süßes. Vielleicht hat sie da was verwechselt.« Julia holte eine Kuchenschachtel aus dem Lager.
    Â»Du nimmst den Kuchen mit?«, fragte er, als sie wieder herauskam. In der Küche herrschte Hochbetrieb – Kellnerinnen huschten herein und wieder hinaus, Köche hasteten hin und her, Grillfleisch wurde zerhackt –, und er stand einfach nur da. Julia wandte sich ab. Wenn man einen Mann aus der Alexander-Familie zu lange ansah, war das, als würde man in die Sonne schauen. Das Bild brannte sich auf der Netzhaut ein.
    Â»Der ist für die Enkelin von Vance Shelby. Sie ist seit gestern Abend hier.«
    Sawyer lachte. » Du bringst jemandem einen Willkommenskuchen ?«
    Erst jetzt
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