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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
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durchschnittlichen Erwerbstätigkeit von 40 Jahren würden sich rund 22.000 Euro auf dem persönlichen Entwicklungskonto ansammeln.
    Wer seine Weiterbildung privat finanziert, kann dies in gewissem Umfang steuerlich absetzen. Schwierig wird es allerdings oft, wenn Midlife-Boomer ein Zusatzstudium oder eine Ausbildung mit einem Kredit finanzieren wollen.
    Denn leider gibt es immer wieder Berichte von 50-Jährigen, die von den Banken abgewiesen werden, wenn sie einen Ausbildungskredit haben wollen. Das ist meist eine eindeutige Altersdiskriminierung: Die Finanzinstitute hängen in den überkommenen Vorstellungen vom Alter fest und können sich nicht vorstellen, dass ihre Kreditnehmer in dem neuen Beruf noch viele Jahre arbeiten werden – und zahlungsfähig bleiben.
    Hier gibt es einen dringenden Handlungsbedarf. Die Gesetze sind eigentlich schon da. Im Prinzip werden diese Fälle durch das im Sommer 2006 eingeführte Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) abgedeckt, umgangssprachlich auch oft Antidiskriminierungsgesetz genannt. Durchgesetzt wird es selten. Noch scheinen beispielsweise die Gewerkschaften am Thema Altersdiskriminierung kaum interessiert. Derartige Kampagnen jedenfalls sind bislang unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit verlaufen.
    Auch Sozialverbände wie der mächtige VdK arbeiten sich lieber daran ab, die »Rente mit 67« zu stoppen. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher fällt in einem Kommentar 191 zum Thema »Aktiv altern, aber wie?« vor allem ein »allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn in ausreichender Höhe, weniger Zuzahlungen im Gesundheitswesen und ein sozialer Ausgleich bei der Rente von Geringverdienern« ein – Themen, die nur im geringen Umfang Konstruktives zur Frage des aktiven Alterns beitragen können.
    In den USA ist das anders. Dort ist die Seniorenlobby AARP einer der hartnäckigsten Kämpfer gegen ageism , die Diskriminierung aufgrund des Alters. Allerdings gibt es auch dort noch keine wirksamen Instrumente gegen die Folgen der Altersdiskriminierung.
    Letztendlich wird Altersdiskriminierung erst dann aufhören, wenn wir unser von Stereotypen belastetes Bild vom Altern ändern. Das wird nicht über Nacht passieren – und es wird auch nicht »irgendwie von selbst« geschehen. Wir alle müssen gemäß unseren jeweiligen Möglichkeiten aktiv werden. Denn es geht um unsere Zukunft.
    Und Gründe, sich auf die zweite Lebenshälfte zu freuen, gibt es mehr als genug. Ich möchte Sie deshalb bitten, sich am Ende dieses Buches noch mal auf das gleiche Gedankenexperiment wie am Anfang einzulassen: Schließen Sie kurz die Augen und denken Sie an all das, was Sie in den nächsten 30 Jahren noch machen wollen.
    Wollen Sie den Sprung wagen und beruflich etwas ganz Neues anfangen? Oder eine Auszeit nehmen und schon mit 52 ein Jahr durch die Welt fahren? Ihren Rentenbeginn können Sie dann doch einfach um ein Jahr verschieben, oder?
    Wie ist das mit dem Wohnprojekt, über das Sie mit Ihren Freundinnen immer wieder mal reden?
    Vergessen Sie das Gerede, dass nach dem 50. Geburtstag alles schlechter wird. Freuen Sie sich auf viele Jahre, in denen Sie glücklicher und zufriedener sein werden als in Ihren 20ern und 30ern.
    Nie war es interessanter, älter zu werden. Die Midlife-Boomer werden die Republik in den nächsten zwei Jahrzehnten mindestens ebenso stark verändern wie die 68er- und die Frauen- und die Ökobewegung im vergangenen Jahrhundert.
    Die Midlife-Boomer sind diejenigen, die ein neues Bild vom Altern entwerfen werden. Sie werden weit länger arbeiten als ihre Eltern, aber mehr Zeitautonomie dabei haben. Sie profitieren von einem Arbeitsmarkt, der ältere Fachkräfte unbedingt benötigt, und Firmen, die ihnen den roten Teppich ausrollen werden.
    Die Midlife-Boomer werden gebraucht. Es war vor allem die in den 1980er Jahren eingeführte Frühverrentungspolitik, die Ältere in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien als ersetzbar, nicht belastbar und verbraucht beschrieben hat. Damit muss Schluss sein.
    Die Midlife-Boomer wollen sich bilden und weiterbilden. Dazu muss das Bildungssystem weiter modularisiert werden. Es muss normal werden, mit 55 noch einen Ausbildungsberuf zu lernen oder ein Bachelor-studium zu absolvieren. Diese Angebote zu entwickeln ist eine Chance für die Bildungsbranche.
    Die Midlife-Boomer brauchen flexible Rentenbausteine. Starre Renteneintrittsgrenzen sind von gestern. Für ein langes Leben brauchen wir Systeme mit Teilrenten wie in
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