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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
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richtig durchzustarten.
    »Die psychologische Wirkung wäre ein Bewusstseinswandel, der Menschen anspornt, länger zu arbeiten«, schreibt das Demographie Netzwerk der Deutschen Wirtschaft – ddn 185 in seinen wirtschaftspolitischen Empfehlungen: »Damit würde nicht ein früherer Ausstieg aus dem Erwerbsleben bestraft, sondern ein späterer Ausstieg belohnt werden.«
    Denn die durch Reichskanzler Otto von Bismarck vor weit über hundert Jahren festgelegte starre Altersgrenze von 65 Jahren hat sich in unseren Köpfen festgefressen und richtet dort immensen Schaden an. Kalendarische Altersgrenzen »ignorieren, dass immer mehr Menschen in immer höherem Alter zu einem aktiven und selbstbestimmten Leben fähig sind«, schreibt eine 20-köpfige Forschergruppe im Auftrag der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die Experten haben 15 der am weitesten verbreiteten und hartnäckigsten Legenden über das Alter gesammelt – und jede Schritt für Schritt widerlegt 186 .
    Die 1. Legende besagt, das Alter beginne mit 65 Jahren. Falsch, sagt die Akademiegruppe Altern in Deutschland . »Die Vorstellung, das Alter würde mit einem bestimmten Lebensjahr beginnen, ist zwar alt, aber dennoch eine soziale Konstruktion«, schreibt die Forschergruppe in ihrem Bericht. Die wenigsten Menschen hätten früher gewusst, wie alt sie waren, und es wäre für ihre Lebens- und Arbeitswelt auch nicht bedeutend gewesen. Erst mit dem modernen Staat, der industriellen Revolution und vor allem dem allgemeinen Rentensystem hätte die kalendarische Altersgrenze eine Bedeutung bekommen.
    »Wenn man das kalendarische Alter kennt, weiß man viel über eine Person«, lautet die 2. Legende . Auch sie ist falsch. Nur bis ins Jugendalter hinein erlaube das kalendarische Alter gute Rückschlüsse, dann aber vergrößerten sich die Unterschiede zwischen den Individuen. »Im Alter sind die Unterschiede zwischen Menschen gleichen Alters dann so groß, dass ein 70-Jähriger geistig so fit sein kann wie ein 50-Jähriger und ein 70-Jähriger aussehen und sich fühlen kann wie ein 90-Jähriger.«
    Legende 3 befasst sich mit dem Lernen: »Alte Menschen können nichts Neues mehr lernen.« Die Experten halten sie für uneingeschränkt falsch: »Solange der Mensch lebt und nicht durch Krankheit stark beeinträchtigt ist, kann er Neues lernen. Lernen und Veränderung hängen aber auch von den Ressourcen und den Anreizen ab, die einer Person zur Verfügung stehen. (…) Die Bereitschaft, im Erwachsenenalter zu lernen, ist vor allem auch abhängig von den Vorbildern.« Auch unser Gehirn ist bis ins höchste Alter hinein veränderbar. Anregung und Stimulation verändern die Struktur der Nervenzellen. So können wir auch mit 80 noch eine neue Fremdsprache lernen. Und natürlich auch mit 60 das neue Computerprogramm bedienen.
    Daran knüpft unmittelbar Legende Nummer 4 an: »Ältere Beschäftigte sind weniger produktiv.« Auch das stimme nicht in dieser allgemeinen Formulierung, sagen die Experten. Natürlich unterschieden sich ältere und jüngere Beschäftigte in ihren Stärken und Schwächen: »Ältere Beschäftigte mögen körperlich weniger kräftig und weniger reaktionsschnell sein, dafür haben sie im Allgemeinen mehr Erfahrung, soziale Fertigkeiten und Alltagskompetenz.« Die Produktivität hänge davon ab, wie das Unternehmen diese Fähigkeiten einsetzt, vor allem aber ob es sie richtig einsetzt. Viele Demografie-vorreiter haben, berichten die Forscher, ausgezeichnete Erfahrungen mit altersgemischten Teams gemacht, die die Stärken beider Gruppen kombinieren und somit eventuell vorhandene Schwächen überkompensieren.
    Die Akademiegruppe der Leopoldina wendet sich in diesem Zusammenhang auch ganz besonders gegen das Vorurteil, Ältere seien häufiger krank als Jüngere. Zwar würden Ältere länger fehlen, wenn sie einmal krank seien. Doch dafür würden sie auch seltener krank als Jüngere. Und um gleich mit noch einer weiteren Legende aufzuräumen: »Jüngere und Ältere unterscheiden sich auch nicht darin, wie häufig sie Verbesserungen und Innovationen im Betrieb vorschlagen.«
    Legende Nummer 5 besagt, dass ältere Menschen mit moderner Technik nichts zu tun haben wollen. Sie wird schon dadurch widerlegt, dass sogenannte Silver Surfer derzeit die am schnellsten wachsende Gruppe im Internet sind. Auch die 6. Legende , dass Ältere Jüngeren den Arbeitsplatz wegnehmen, wird in Zeiten des Fachkräftemangels sichtbar von der Realität
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