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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
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der für eine Studie die Leichtathletik-Weltrekorde unterschiedlicher Altersklassen miteinander verglichen hat. Auch lägen die Leistungen der älteren Athleten »noch immer über dem, was die meisten untrainierten jungen Menschen erreichen«.
    Wissenschaftler an der Sporthochschule Köln werteten in einer weiteren Studie über 900.000 Laufzeiten von Teilnehmern an Marathons und Halbmarathons zwischen 20 und 79 Jahren aus. 13.000 von ihnen wurden zudem über ihre Lebensweise und Ernährungsgewohnheiten befragt. Auch hier der gleiche Befund: Vor dem 55. Lebensjahr treten keine signifikanten Leistungsminderungen auf, danach allenfalls sehr geringe. Ein Viertel der Läufer zwischen 65 und 69 Jahren waren sogar schneller als die Hälfte der 20- bis 54-Jährigen. Das gilt erstaunlicherweise auch, wenn diejenigen erst vor wenigen Jahren mit dem Training begonnen haben. »Leistungseinbußen im mittleren Lebensalter sind primär auf eine inaktive Lebensweise, nicht aber auf die biologische Alterung zurückzuführen«, sagt Studienautor Dieter Leyk 174 , Professor an der Kölner Sporthochschule.
    Wenn das Statistische Bundesamt Destatis hochrechnet, dass die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis 2030 um 26 Prozent 175 und die der Krebserkrankungen um 17 Prozent zunehmen würde, ist dies deshalb kein unabwendbares Schicksal. Wir – und zwar jeder Einzelne von uns – können dagegen etwas tun. Nicht sosehr um die Kosten der Krankenkassen gering zu halten, das würde wohl kaum jemanden motivieren. Wir sollten es für uns selber tun, für eine gesunde, leistungsfähige zweite Lebenshälfte.
    Was jedoch sicher zunehmen wird, ist die Zahl der Pflegefälle. Die aktuellen Prognosen der Statistikbehörde stimmen hier weitgehend mit denen der Pflegeversicherung überein: 4,5 Millionen Pflegebedürftige erwartet Destatis 176 im Jahr 2050, 4,3 Millionen hat die Pflegeversicherung in ihren Budgetplanungen eingestellt. Das ist fast eine Verdoppelung des heutigen Wertes von 2,4 Millionen Pflegebedürftiger.
    Diese Entwicklung erschreckt auf den ersten Blick. Hinter ihr verbergen sich unfassbar viele persönliche Tragödien. Auch in Zukunft ist den Familienangehörigen nicht grundsätzlich zuzumuten, die Pflege von vielleicht sogar mehreren Verwandten zu übernehmen – zumal sie selbst ja auch länger berufstätig sein werden. Doch auch Heime sind keine befriedigende Lösung. Eher ist zu erwarten, dass sich Mischformen wie Pflege-WGs, eine ambulante Tagespflege und andere, noch neu zu entwickelnde Betreuungsformen in den nächsten Jahrzehnten flächendeckend durchsetzen. Zum einen weil sie Kosten sparen, vor allem aber weil sie für die zu Pflegenden eine bessere Alternative zur ungewollten Unterbringung in einem Heim oder gar dem Sich-selbst-überlassen-Bleiben in der eigenen Wohnung darstellen.
    Sehr schwierig vorauszusehen ist die Entwicklung bei demenziell beeinträchtigten Menschen. Die Bedrohung durch Demenzerkrankungen erscheint enorm, doch auch hier ist die öffentliche Darstellung eher von Mythen als von Fakten geprägt.
    Die Demenz ist eine Krankheit der Hochaltrigen. Noch im Alter von 80 bis 84 sind gerade mal 10 von 100 Männern und 13 von 100 Frauen 177 betroffen. Erst ab 90 Jahren steigen die Erkrankungsquoten dramatisch an: Jeder Dritte ist dann bereits demenziell beeinträchtigt.
    Es ist keine Frage, dass die Diagnose Demenz für jeden ein schrecklicher Schicksalsschlag ist. Auch gibt es momentan weder eine funktionierende Früherkennung noch eine wirksame Therapie. Doch kaum eine Krankheit wird weltweit derzeit mit so viel Geld und Energie erforscht wie die Demenz.
    Wichtig scheint mir in der Demenz-Debatte der Hinweis, wie selten Erkrankungen bei unter 80-Jährigen allen Berichten über Alzheimer und Co. zum Trotz sind. Fälle wie der des mit Mitte 60 erkrankten früheren Schalke-Managers Rudi Assauer sind die absolute Ausnahme und eben nicht die Regel.
    Man muss die Krankheit ernst nehmen. Sehr ernst sogar. Doch für die allermeisten, die heute 50 Jahre alt sind, gibt es nach heutigen Erkenntnissen keinen medizinischen und statistischen Grund, die Furcht vor der Demenz in die Lebensplanung für die nächsten 30 Jahre aufzunehmen.
    Worüber sich Midlife-Boomer allerdings sehr wohl Gedanken machen sollten, ist ihre weitere berufliche Entwicklung. Sicher ist, dass sie länger arbeiten werden. So schlägt die EU-Kommission in ihrem Weißbuch Rente vor, den Rentenbeginn künftig automatisch an die
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