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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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hocherfreut, eine so interessante Fremde kennenzulernen, die noch dazu ihren Glauben und – so schien es – auch ihre tiefe Frömmigkeit teilte. Als der Bischof sich verabschiedete, blieben die Frauen noch lange beieinander. Und es erheiterte Scylla-Donata, als sie dann zur Nachtruhe in ein Gemach geführt wurde, das sie in ihrer Zeit mit Syagrius ein paar Monate lang bewohnt hatte.
    Am nächsten Morgen war es die Königin selbst, die ihren Gast weckte. Auf dem Arm trug sie dabei ihren Jüngsten, den kleinen Childebert, zwei Monate alt. Erfreut stellte sie fest, dass ihre neue Freundin etwas von Kindern und ihrer Wartung verstand.
    Scylla-Donata gab vor, als Ehefrau in Valence selber ein Kind geboren, doch an den Tod, der noch immer die Hälfte aller Neugeborenen holte, verloren zu haben. Auch Chlotilde hatte ja diese Erfahrung gemacht, und so fanden die beiden gleich wieder ein Thema, über das sie sich gefühlvoll und gründlich austauschen konnten.
    Dabei sahen sie zu, wie die Dienerinnen den Kleinen badeten. Die Griechin rieb ihn dann selber mit Öl ein und zeigte den Frauen, wie man mit dem in das Öl getauchten kleinen Finger des Säuglings seine Ohren und Nasenlöcher reinigte. Als Childebert zu schreien begann, ließ sie Honig bringen und bestrich damit sanft sein Zahnfleisch, worauf er sich schnell beruhigte und Appetit bekam. Chlotilde legte ihn sich selbst an die Brust, sie konnte diesmal auf eine Amme verzichten.
    Dann trippelte auch der eineinhalbjährige Chlodomer herbei, und sie spielten eine Weile mit ihm und plauderten heiter und angeregt. Dabei blieb Scylla-Donata wachsam und achtete darauf, dass keiner sie sah, bevor sie selbst ihn gesehen hatte. Zum Glück gab es in der Umgebung der Königin nur Höflinge und Dienerschaft aus ihrer burgundischen Heimat, dazu ein paar fränkische Kammerfrauen. Von denen hatte niemand die Geliebte des einst hier residierenden Patricius je zu Gesicht bekommen. Nur einen Augenblick lang drohte Gefahr: als Chundo gemeldet wurde. Doch Chlotilde zeigte keine Lust, ihn zu empfangen, und so ging er wieder.
    Später erschien Remigius, und in seiner Gegenwart verflüchtigte sich die heitere Morgenlaune der Königin. Sie kam auf das Unglück ihrer Familie zurück und fand bittere Worte über ihren verhassten Onkel Gundobad und seine Verbrechen. Mit dem Bischof war sie verabredet, gemeinsam zu Chlodwig nach Berny zu fahren.
    Die Königin wollte zuerst, dass ihre griechische Freundin sie dorthin begleitete. Der kam das allerdings ungelegen. In der früher auch von ihr und Syagrius gern besuchten villa rustica, deren Personal wohl zum großen Teil noch dasselbe war, musste sie unvermeidlich auf Leute treffen, die sie wiedererkennen würden.
    So schützte sie Erschöpfung von ihrer langen Reise vor und bat, sich ausruhen zu dürfen. Remigius unterstützte sie, und die Königin hatte ein Einsehen. Chlotilde war aber der Meinung, dass die erschöpfte Donata sich besser als in der Stadt und im Palast auf einem ihrer Güter erholen würde. Dies begrüßte der Bischof und ließ nebenbei, zur Beruhigung der Griechin, ein paar Bemerkungen über den früheren Besitzer fallen, einen Galloromanen, der sich nach der Machtübernahme durch König Chlodwig mit Mann und Maus zu den Westgoten abgesetzt hatte. So wurde das Gut jetzt nur von fränkischen Pächtern bewirtschaftet.
    Scylla-Donata war zufrieden, und Chlotilde bestand darauf, dass sie gleich dorthin aufbrach. Bei ihrer Rückkehr aus Berny – in ein paar Tagen – wollte sie sie dann besuchen und ihr helfen, sich einzurichten. Zu ihrer Bedienung durfte sich die Umsorgte zwei der burgundischen Kammerfrauen der Königin aussuchen, und es verstimmte Chlotilde ein wenig, dass sie die beiden jüngsten und hübschesten wählte. Sie ließ dann aber der Erholungsbedürftigen für den Weg von zwölf Meilen sogar noch ihre eigene reich gepolsterte Sänfte bereitstellen.
    Sie selber stieg zu Remigius in dessen Carruca, und zur gleichen Zeit, gegen Mittag, brachen sie auf. Nachdem sie die Stadt verlassen und noch ein kurzes Stück gemeinsam zurückgelegt hatten, trennten sich ihre Wege. Zum Abschied winkten sich die neuen Freundinnen zu, voll ehrlicher Neigung füreinander und überzeugt, mit Hilfe der anderen eine schöne und große Sache – und zwar dieselbe – in Gang zu setzen.
    »Der Krieg ist nun unvermeidlich!«, sagte die Königin zu Remigius, während sie auf dem Sandweg dahinrumpelten. »Meine Eltern wurden Opfer der großen
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