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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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den germanischen Göttern zu verdanken, die er verehrt und denen er opfert. Trotzdem suchen zwei Erzbischöfe, Remigius von Reims und Avitus von Vienne, nach Möglichkeiten seiner Bekehrung, die nach dem Brauch der Zeit das ganze Frankenvolk dem Christentum zuführen würde. Man hat es eilig, damit nicht der unter den Germanen verbreitete Arianismus (die Lehre des »Ketzers« Arius von der Ungleichheit Gottvaters und Gottsohnes) die Franken vereinnahmt.
    Doch wer kann es wagen, den Götterglauben dieses mächtigen Fürsten zu erschüttern? Eine Frau!, vermuten und hoffen die Erzbischöfe und haben schon eine in Bereitschaft. Chlodwig, der nach langen Ehejahren nur einen einzigen Sohn hat und um seine Nachfolge bangt, ist schließlich bereit, seine Frau zu verstoßen und die jüngere zu heiraten. Die erzkatholische Burgunderin Chlotilde soll nicht nur sein Bett teilen, um ihm Söhne zu gebären, sondern ihn auch missionieren. Als sie mit einem Riesentross von Klerikern und Mönchen in Soissons, Chlodwigs Hauptstadt, erscheint, kommt es schon vor der Hochzeit zum ersten Eklat.
    Zu Chlotildes entschiedener Gegenspielerin wird Chlodwigs jüngste Schwester Lanthild. Nach unbekümmerten Liebesspielen zu dritt ist sie schwanger geworden und muss den Vater ihres Kindes, Chlodwigs Gefolgsmann Ansoald, heiraten. Der erhält nun als neues Mitglied des Merowinger-Clans einen hohen Rang: den des Comes von Soissons. Da ihm die Fähigkeiten zu diesem Amt fehlen, Lanthild solche aber besitzt, wird sie bald zur eigentlichen Stadtherrin und damit zur ersten Frau im Reich. Diese Stellung will sie sich von der Braut des Bruders, die nicht weniger Lust zu herrschen hat, nicht streitig machen lassen.
    Chlodwig setzt in dieser Zeit alles daran, seine Macht im Innern zu festigen. Da jeder männliche Merowinger, ob von einer Königin oder Köchin geboren, das »Heil« hat und zum Herrschen berufen ist, wimmelt es in seinem Reich von gefährlichen Rivalen. Zwei von ihnen, den König von Cambrai und dessen Bruder, die ihn in der Schlacht bei Soissons im Stich ließen, erschlägt er eigenhändig. Auf alle anderen setzt er seinen Vertrauten, den skrupellosen Baddo, an, dessen Hass auf die Merowinger (Chlodwigs Vater ermordete seine Schwestern) der König auf diese Weise von sich abzulenken sucht.
    Baddo liefert denn auch, was Chlodwig fordert: abgeschlagene Merowingerköpfe. Im Felsenkeller des Krongutes Berny stauen sie sich in einer Kiste. Als Lanthild sich wundert, warum niemand aus der großen Familie zu Chlodwigs Hochzeit kommt, führt der Bruder sie in den Keller und zeigt ihr die Kiste mit den Worten: »Das sind die Festgäste!«

Dramatis personae
    Chlodwig, König der Franken
    Chlotilde, seine Braut, dann seine Gemahlin
    Audofleda, Schwester Chlodwigs, Ostgoten-Königin
    Lanthild, Schwester Chlodwigs, Gemahlin Ansoalds
    Albofleda, Schwester Chlodwigs
    Theuderich, Chlodwigs Sohn
    Baddo, früher Reitertribun, Vertrauter Chlodwigs
    Bobo, Maior domus am fränkischen Hof
    Ursio, Gefolgsmann und Vertrauter Chlodwigs
    Chararich, König der Franken (Tongeren)
    Chararichs Sohn
    Ansoald, Comes von Soissons, dann von Rouen
    Jullus Sabaudus, Comes von Le Mans
    Albilas, Bischof, Gesandter Theoderichs
    Remigius, Bischof von Reims
    Rignomer, Vetter Chlodwigs
    Chundo, Diakon
    Philippus, burgundischer Hofarchitekt
    Onophrio, Diener

Kapitel 1
    Lanthild schlief schlecht in dieser Nacht, nachdem sie den Felsenkeller von Berny, die Gruft für die verhinderten Hochzeitsgäste, besucht hatte.
    Doch in jener Zeit waren Gewalt und Tod so allgegenwärtig, dass selbst Greuel wie die Ausrottung ganzer Familien keine anhaltende Schockwirkung hervorbrachten. Menschenliebe und Mitgefühl für das Unglück des Nächsten gehörten nicht zu den hervorragenden Tugenden des frühmittelalterlichen Menschen. Es genügte der Schwester des Königs, dass ihr erklärt wurde, die Ermordeten seien samt und sonders im Begriff gewesen, sich der Herrschaft im Frankenreich zu bemächtigen, um die von Chlodwig befohlene, von Ursio vorbereitete und von Baddo verübte Untat schon weniger abscheulich zu finden. Denn es war auch nicht die Zeit der Fairness gegenüber Besiegten, der Kompromisse, der Abfindungen. Das Recht bestand noch nicht aus zehntausend mildernden Wenns und Abers. Wer stark war, hatte auch recht – wer Schwäche zeigte, war tot. Siegten die anderen, steckte der eigene Kopf auf der Lanzenspitze.
    Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, war Lanthild schon wieder mit
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