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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter
Autoren: Robert Gordian
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ihn. »Und sage ihm, ich sei einverstanden!«
    »Das gerade nicht!«, widersprach ihr Lanthild. »Das wäre das Dümmste, was er tun könnte! Chlodwig muss glauben, ihr hättet kaum jemals ein Wort gewechselt und Jullus verehre dich nur aus der Ferne. Du hast die Ernennungskunde doch fertig …«
    »Ja, sie ist wunderbar geworden!«, lobte sich Jullus. »Die Sprache, die Form …«
    »Er will, dass du schnellstens deinen Posten beziehst. Sieh zu, dass du ihn findest, wo auch immer – Hauptsache, irgendwo, wo ihn die Nachricht von der Ankunft der Goten noch nicht erreicht hat. Lege ihm das Pergament vor. Sobald er sein Siegel darauf gedrückt hat, verbeugst du dich tief und sprichst ungefähr so zu ihm: ›Der feierliche Augenblick, König, ermutigt mich, dir als nunmehriger Comes der größten Stadt deines Reiches noch ein persönliches Anliegen vorzutragen. Um meine Pflichten zu deiner Zufriedenheit zu erfüllen, benötige ich den Beistand einer guten, treuen Ehefrau, die ich lieben und verehren kann. Verzeih mir die Kühnheit, aber ich kann mir nur eine vorstellen, die dir im Wesen ähnlich ist und an dieser wichtigen Stelle, im Mittelpunkt deines Reiches, deinen Glanz und deine Größe verkörpern kann. Die mich immer daran erinnert, dass ich das, was ich bin, nur dir verdanke. Ich meine die würdige Audofleda, die ich schon lange verehre, obwohl ich mich ihr nie zu nähern wagte …‹ So etwa musst du zu ihm sprechen. Kurz gesagt, musst du so tun, als ob du nicht Audo, sondern ihn heiraten wolltest. Keine Anspielung darauf, dass du schon näher mit ihr bekannt bist!«
    »Und wenn er mir das nicht glaubt?«, wandte Jullus ein. »Oder wenn er wegen der Anmaßung wütend wird? Alles könnte dadurch verdorben werden! Er könnte noch immer die Ernennung rückgängig machen …«
    »Aber was bleibt uns denn übrig?«, rief Audo, der wieder die Tränen über die Wangen liefen. »Wenn wir es nicht riskieren, ist alles aus! Dann verschleppen sie mich in dieses schreckliche Gotenland! Ist es dir denn nicht gleichgültig, ob du noch Comes wirst oder nicht, wenn wir nicht mehr zusammen sein werden? Wenn du mich niemals mehr wiedersehen sollst?«
    »Ja, du hast recht!«, sagte Jullus, indem er sie an sich zog. »Was bedeutet mir schon das Amt, wenn du nicht an meiner Seite bist … du Herrliche, Unvergleichliche! Nichts bedeutet es mir! Überhaupt nichts! Ich wollte es ja auch nur haben, um mich zu dir hinaufzuschwingen, ein Stück wenigstens. Beruhige dich! Ich werde tun, was ihr klugen Weiber mir ratet. Und wenn der König mich abweist … gut, dann werde ich auch auf das Amt verzichten. Ja! Soll er sehen, ob er dann einen Besseren findet. Und sein Referendar will ich dann auch nicht mehr sein!«
    »Und dann entführst du mich auf der Stelle!«, rief Audofleda begeistert. »Wir fliehen zur Küste und über das Meer in irgendein fernes Land, wo uns niemand kennt. Vielleicht nach Griechenland, zu den Spartanern … dort war es schon vor Hunderten Jahren Brauch, dass Männer die Frauen vor der Heirat entführten.«
    »Zu den Spartanern … wohin du willst!«, sagte Jullus und küsste sie zärtlich.
    »Zu fliehen ist später immer noch Zeit, jetzt heißt es erst einmal, alle Sinne auf den Angriff zu richten!«, sagte Lanthild streng, als sie bemerkte, dass die beiden bei ihrem Schnäbeln und Turteln fast vergaßen, wie schlecht ihre Sache im Augenblick stand. »Du wirst dich also gleich morgen früh aufmachen«, fuhr sie fort, an Jullus gewandt. »Und dann rede zu ihm, wie ich es dir vorgesagt habe. Ich glaube, er hat keine Hoffnung mehr, dass die Goten noch kommen, und wird zustimmen. Dann achte darauf, dass er eure Verlobung gleich verkündet, vor so vielen Zeugen wie irgend möglich. Wenn er noch Geld und Geschenke fordert … versprich alles, was du geben kannst. Sobald du dein Amt hast, wirst du ja schnell wieder reich. Anderenfalls wärst du der Erste, der ein Amt hat und sich nicht die Taschen füllt. Ist beim König alles erledigt, kommst du hierher und berichtest. Danach gehst du nach Paris und nimmst deinen Posten ein, während dein Bruder nach Soissons reitet und eure Verlobung bekannt macht. Audo und ich erfahren es, wenn wir in den Palast zurückkehren. Wir werden behaupten, auf einem der Krongüter gewesen zu sein. Audo ist von der Nachricht betroffen und muss sich zurückziehen … und ich schlage die Trommel, damit man es im letzten Mauseloch hört und jeder erfährt, dass ihr verlobt seid. Dann
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